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Therapiemöglichkeiten bei Nystagmus
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Published: | November 15, 2013 |
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Die Therapie des Nystagmus ist auf die Reduktion oder Beseitigung der folgenden typischen mit dem Nystagmus verbundenen Beschwerden gerichtet:
- Visusminderung (bei kindlichem Nystagmus Amblyopie möglich)
- Kopfzwangshaltung (sekundäre Veränderungen im Bereich der Halswirbelsäule möglich)
- Oszillopsie (oft verbunden mit Schwindel, Gang- und Orientierungsstörungen)
Als Behandlungsmöglichkeiten stehen optische Hilfsmittel, operative Eingriffe und medikamentöse Therapien zur Verfügung, die in Abhängigkeit von der jeweiligen Ursache des Nystagmus Anwendung finden.
Operative Therapien:
Als operative Möglichkeiten haben sich etabliert:
- die kombinierte Konvergenz-Operation am Führungsauge beim frühkindlichen Schielsyndrom mit Kopfzwangshaltung durch Nystagmus latens (der Nystagmus latens nimmt in Konvergenzstellung des führenden Augen ab)
- die Kestenbaum-Operation (4-Muskel-Operation) beider Augen bei idiopathischem oder okulär bedingtem frühkindlichen Nystagmus (Reduktion der Kopfzwangshaltung durch Verlagerung der Neutralzone in Primärposition)
- die kombinierte Konvergenz-Operation zur Erzeugung einer artefiziellen Exophorie bei frühkindlichem Nystagmus (nach Nachweis der Nystagmusberuhigung und Visusverbesserung durch fusionale Konvergenz im Prismen-Test)
Pharmakologische Therapien
Durch Pharmaka kann das Blickhaltesystem im Hirnstamm und Kleinhirn aktiviert werden. Folgende Pharmaka haben günstige Effekte (Visusverbesserung) erzielt (off label use!):
- Gabapentin (gabaerge und anti-glutamaterge Wirkung): Dosierung bis 2400 mg/d bei frühkindlichem Nystagmus, auch bei erworbenem Fixationspendelnystagmus und okulopalatalem Tremor
- Memantin (antiglutamaterge Wirkung): Dosierung bis 40 mg/d bei frühkindlichem Nystagmus, auch bei erworbenem Fixationspendelnystagmus und okulopalatalem Tremor
- Baclofen (GABA-B-Rezeptor-Agonist): Dosierung 30 mg/d bei periodisch alternierendem Nystagmus, 3x5–10 mg/d bei Upbeat-Nystagmus
- 4-Aminopyridin (Blocker der spannungsabhängigen Kalium-Kanal-Aktivierung insbesondere von Purkinje-Zellen im Kleinhirn): Dosierung 3x5 mg/d bzw. 1–2x10 mg/d Fampridin (Fampyra®) bei Downbeat-Nystagmus und bei Upbeat-Nystagmus
- Carboanhydrasehemmer (systemisch, lokal-Brinzolamid): Amplitudendämpfung bei frühkindlichem Nystagmus (Einzelbefund)
Optische Hilfsmittel:
- Kontaktlinsen werden bei frühkindlichem Nystagmus eingesetzt als weiche Kontaktlinsen (besserer Visus bei Seitblick, insbesondere im Vergleich mit Brille) oder als formstabile Kontaktlinsen (Vorteile im Nahbereich - besserer Visus als Brille insbesondere bei starker Kopfzwangshaltung und Astigmatismus).
- Prismen finden Anwendung zur Erzeugung einer artefiziellen Exophorie oder zur Verlagerung der Neutralzone des frühkindlichen Nystagmus bei leichten Kopfzwangshaltungen.
- Vergrößernde Sehhilfen können zur Rehabilitation je nach Vergrößerungsbedarf eingesetzt werden.