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Annual Meeting of the Society of the Ophthalmologists of Saxony 2012

Sächsische Augenärztliche Gesellschaft

30.11. - 01.12.2012, Leipzig

Differentialdiagnose der Papillenschwellung

Meeting Abstract

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  • Helmut Tegetmeyer - Leipzig

Sächsische Augenärztliche Gesellschaft. Jahrestagung 2012 der Sächsischen Augenärztlichen Gesellschaft. Leipzig, 30.11.-01.12.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12sag09

doi: 10.3205/12sag09, urn:nbn:de:0183-12sag094

Published: November 28, 2012

© 2012 Tegetmeyer.
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Als Papillenschwellung wird eine Prominenz der Papilla nervi optici verbunden mit einer Papillenrandunschärfe bezeichnet. Dieses klinische Zeichen ist hinsichtlich der auslösenden Ursache und der mit der Schwellung verbundenen Sehbeeinträchtigung unspezifisch. Da die Ursachen quoad visum und sogar quoad vitam schwerwiegende Folgen haben können, sind eine genaue Differentialdiagnose und die zügige Einleitung erforderlicher Therapiemaßnahmen von besonderer Bedeutung.

Wesentliche differentialdiagnostische Hinweise lassen sich bereits aus einer gezielten Anamnese und einfachen ophthalmologischen Untersuchungen gewinnen.

Dabei sollten insbesondere die Ein- oder Beidseitigkeit des Auftretens, Geschwindigkeit und Ausmaß eines möglichen Visusabfalls, das Auftreten eines relativen afferenten Pupillendefektes (RAPD), sowie Tiefe, Form und Lokalisation möglicher Gesichtsfeldausfälle berücksichtigt werden.

Der pathogenetische Mechanismus einer Papillenschwellung ist die Behinderung des axonalen Transportes der Sehnervenfasern im Papillenbereich, die durch eine lokale Ischämie, ein entzündliches Ödem, eine Kompression (Raumforderung, erweiterte Optikushüllen), eine Infiltration oder auch durch einen Energiemangel (mitochondriale Störung, Toxine) verursacht werden kann.

Dementsprechend ergeben sich folgende wichtige Differentialdiagnosen der Papillenschwellung:

  • vaskulär-ischämische Ursachen: anteriore ischämische Optkusneuropathie, Papillenschwellung bei arterieller Hypertonie, Diabetes
  • entzündliche Ursachen: Autoimmunerkrankungen (Neuritis nervi optici bei MS, Papillitis z.B. bei Sarkoidose, SLE), infektiöse Papillitis (z.B. bei Toxoplasma, Treponema, Borrelia-Infektion)
  • Kompression: primärer Tumor des Nervus opticus, erweiterte Optikushüllen bei erhöhtem Hirndruck (Stauungspapillen), Orbitatumor, entzündliche Raumforderungen der Orbita (z.B. Endokrine Orbitopathie)
  • Infiltration: Papillentumor, Lymphom, Karzinom
  • hereditäre Erkrankungen: z.B. LEBERsche hereditäre Optikusneuropathie
  • seltene Ursachen: Radiatio, Trauma, Toxine

Von diesen akuten Veränderungen müssen Papillenanomalien unterschieden werden, die sich häufig ophthalmoskopisch nur schwer abgrenzen lassen. Das betrifft insbesondere Drusenpapillen und eine Papillenprominenz bei Hypermetropie.