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180. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

26. - 27.01.2018, Düsseldorf

Neue Erkenntnisse in das phänotypische Spektrum von KIF11 assoziierten Retinopathien

Meeting Abstract

  • J. Birtel - Zentrum für seltene Erkrankungen Bonn (ZSEB), Universität Bonn
  • M. Gliem - Zentrum für seltene Erkrankungen Bonn (ZSEB), Universität Bonn
  • E. Mangold - Institut für Humangenetik, Universität Bonn
  • L. Tebbe - Institute of Molecular Physiology and Molecular Cell Biology, Universität Mainz
  • I. Spier - Institut für Humangenetik, Universität Bonn
  • P. L. Müller - Zentrum für seltene Erkrankungen Bonn (ZSEB), Universität Bonn
  • F. G. Holz - Zentrum für seltene Erkrankungen Bonn (ZSEB), Universität Bonn
  • C. Neuhaus - Bioscientia Zetrum für Humangenetik, Ingelheim
  • U. Wolfrum - Institute of Molecular Physiology and Molecular Cell Biology, Universität Mainz
  • H. J. Bolz - Bioscientia Zetrum für Humangenetik, Ingelheim; Institut für Humangenetik, Universität Köln
  • P. Charbel Issa - Zentrum für seltene Erkrankungen Bonn (ZSEB), Universität Bonn; Oxford Eye Hospital, Oxford University Hospitals, Oxford, Großbritannien

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. 180. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. Düsseldorf, 26.-27.01.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18rwa076

doi: 10.3205/18rwa076, urn:nbn:de:0183-18rwa0761

Published: January 25, 2018

© 2018 Birtel et al.
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Text

Hintergrund: Mutationen in KIF11 sind assoziiert mit einem seltenen autosomal dominanten Syndrom, das eine Mikrozephalie, Lymphödeme, chorioretinale Dysplasie und mentale Retardierung beinhaltet. Ferner wurde eine chorioidale Retinopathie und familiäre exsudative vitreoretinale Retinopahtie (FEVR) bei Patienten mit KIF11 Mutationen beschrieben. In dieser Arbeit charakterisieren wir Patienten mit bekannten und neuen KIF11 Mutationen, die aufgrund ihres ophthalmologischen Phänotyps identifiziert wurden.

Methoden: Targeted Next-Generation Sequencing konnte KIF11 Mutationen bei vier Patienten (3, 5, 36, 38 Jahre alt, einschließlich einer Vater-Tochter Konstellation) von drei nicht miteinander verwandten Familien identifizieren. Die Patienten wurden mittels multimodaler retinaler Bildgebung charakterisiert und hinsichtlich syndromaler Veränderungen wurden untersucht. Die Lokalisation von Kif11 in der Retina wurde mittels Licht- und Elektronenmikroskopie untersucht.

Ergebnisse: Es zeigte sich eine ausgeprägte interindividuelle und intrafamiliäre phänotypische Heterogenität bei KIF11 assoziierten Retinopathien. Phänotypisch zeigte sich bei zwei Patienten eine progressive Netzhautdystrophie, bei einer Patientin eine choroidale Dysplasie, und bei einem Patienten eine familiäre exsudative Vitreoretinopathie (FEVR) in einem Auge mit Verdünnung der Photorezeptorschicht im anderen Auge. Auffallend syndromale Veränderungen lagen lediglich bei der jüngsten Patientin vor, subtile Auffälligkeiten (z.B. ein reduzierter Kopfumfang) konnten auch bei den anderen Patienten nachgewiesen werden. Immunohistochemisch konnte Kif11 in den Innensegmenten und den ziliären Kompartimenten der Photorezeptoren nachgewiesen werden.

Schlussfolgerungen: Kif11 spielt als Ziliopathie nicht nur eine Rolle in der Entwicklung des Auges, sondern ebenfalls im Erhalt der retinalen Morphologie und der Funktion. Die ausgesprochene Variabilität des okulären Phänotyps von KIF11 assoziierten Retinopathien lässt vier Subklassifizierungen zu, die sich überlappen können. Da syndromale Veränderungen sehr mild ausfallen können, sollten KIF11-Mutationen bei der genetischen Abklärung retinaler Dystrophien mit erwogen werden. Die Vermessung des Kopfumfangs kann bei entsprechendem Phänotyp hinweisend auf die genetische Diagnose sein.