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172. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

29.01. - 30.01.2010, Bonn

Neubewertung der Blutdruckeinstellung für die Entwicklung diabetischer Retinopathie: aktuelle Studienlage und klinische Realität

Meeting Abstract

  • G. Spital - Augenpraxis am St. Franziskus-Hospital Münster
  • A. Henschel - Augenpraxis am St. Franziskus-Hospital Münster
  • L. Lommatzsch - Augenpraxis am St. Franziskus-Hospital Münster
  • M. Gutfleisch - Augenpraxis am St. Franziskus-Hospital Münster
  • D. Pauleikhoff - Augenpraxis am St. Franziskus-Hospital Münster

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. 172. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. Bonn, 29.-30.01.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10rwa16

doi: 10.3205/10rwa16, urn:nbn:de:0183-10rwa168

Published: March 10, 2010

© 2010 Spital et al.
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Hintergrund: Arterielle Hypertonie ist neben Hyperglykämie als wesentlicher Risikofaktor einer diabetischen Retinopathie (DR) unumstritten. Wie tief der Blutdruck (RR) bei Diabetikern zur Minimierung des DR-Risikos zu senken ist, muß angesichts aktueller Daten großer Interventionsstudien neu diskutiert werden. Der aktuelle Wissensstand soll dargelegt und daraus abzuleitende Therapieziele mit der klinischen Realität der RR-Einstellung von Diabetikern an einem retinologischen Zentrum verglichen werden, um so möglichen Handlungsbedarf zu eruieren.

Methoden: Zusammenfassende Übersicht der aktuellen Studienlage zur Primär- und Sekundärprävention DR durch Blutdruckregulation und Ableitung aktueller Therapieforderungen. Aus RR-Messungen bei 266 konsekutiven Diabetikern an einem retinologischen Zentrum wird unter Erfassung des Grades der DR und Berücksichtigung weiterer Risikofaktoren einer DR die klinische Realität der Blutdruckregulation analysiert und mit den aktuellen Therapiezielen verglichen.

Ergebnisse: Wirksamkeit antihypertensiver Therapie zur DR-Prophylaxe ist lange belegt (UKPDS/HDS). Aktuelle Studien zeigen Erfolge genereller Blutdrucktherapie unabhängig vom Ausgangs-RR (ADVANCE, Typ2DM) und belegen positive Effekte einer RR-Senkung auf DR selbst bei normotensiven Diabetikern (EUCLID/ABCD). Renin-Angiotensin-Hemmung zeigt Effekte bei Primär- und früher Sekundärprävention DR (DIRECT/RASS) unabhängig vom RR. Während tiefnormale RR-Senkung propagiert und aktuell systol. Zielwerte von 120 mmHg getestet werden(ACCORD), zeigen 2/3 der Diabetiker am retinologischen Zentrum hypertensive RR-Werte. Das Ausmaß der RR-Fehlregulation korreliert zum Grad der DR und des Makulaödems. Ein Großteil dieser Patienten weiß nicht um die eigene art. Hypertonie.

Schlussfolgerungen: Moderne DR-Prophylaxe erfordert neben Blutzuckeroptimierung nicht nur eine Therapie bei arterieller Hypertonie, sondern bei erhöhtem DR-Risiko scheint eine RR-Senkung selbst innerhalb des bisherigen Normaldruckbereiches indiziert, wobei für At1-Blocker/RAS-Hemmung Wirksamkeit zur Primär und frühen Sekundärprävention DR belegt ist. Die klinische Realität der RR-Einstellung bei Diabetikern kontrastiert zu diesen Forderungen und unzureichende RR-Regulation scheint aktuell wesentlich zur Morbidität an DR beizutragen, so daß erheblicher interdisziplinärer Handlungsbedarf besteht.