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61. Jahrestagung der Norddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (NDGKJ)

Norddeutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V.

11.05. - 13.05.2012, Kiel

Chronische Neuroborreliose als Ursache bilateraler Basalganglieninfarkte bei 16-jähriger Patientin mit unspezifischen neurologischen und psychischen Symptomen

Meeting Abstract

  • J. Albers - Klinik für Neuropädiatrie, UKSH, Campus Kiel, Deutschland
  • H. Muhle - Klinik für Neuropädiatrie, UKSH, Campus Kiel, Deutschland
  • A. van Baalen - Klinik für Neuropädiatrie, UKSH, Campus Kiel, Deutschland
  • P. Ostertag - Klinik für Neuropädiatrie, UKSH, Campus Kiel, Deutschland
  • A. Rohr - Klinik für Neuropädiatrie, UKSH, Campus Kiel, Deutschland
  • U. Stephani - Klinik für Neuropädiatrie, UKSH, Campus Kiel, Deutschland

Norddeutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. 61. Jahrestagung der Norddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (NDGKJ). Kiel, 11.-13.05.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12ndgkjP25

doi: 10.3205/12ndgkj25, urn:nbn:de:0183-12ndgkj255

Published: May 8, 2012

© 2012 Albers et al.
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Hintergrund: Die chronische Neuroborreliose ist eine seltene Komplikation der Lyme-Borreliose mit vielfältiger Symptomatik, ihre möglichst frühzeitige Erkennung ist entscheidend für den weiteren Krankheitsverlauf.

Methodik: Beschreibung des klinischen Verlauf einer Patientin mit Neuroborreliose über einen Zeitraum von 7 Jahren: Symptome, Diagnostik und Therapiemaßnahmen werden dargestellt.

Ergebnisse: Die jetzt 17 Jahre alte Patientin entwickelte zwischen dem 10. und 14. Lebensjahr einen Kleinwuchs bei konstitutioneller Entwicklungsverzögerung. Die im Rahmen der endokrinologischen Abklärung durchgeführte cMRT im Alter von 14 Jahren zeigte neben einer Pinealiszyste ein Aneurysma der Arteria basilaris. Zwischen dem 14. und 16. Lebensjahr kam es während Kopfschmerzepisoden zu wechselseitigen Hemiparesen ohne MRT-Korrelat. Es traten eine zunehmende Abgeschlagenheit, Konzentrations- und Schulschwierigkeiten, Verhaltensprobleme und eine sekundäre Enuresis hinzu. Im Rahmen der urologischen Untersuchung wurde eine neurogene Blasenentleerungsstörung mit Restharnbildung diagnostiziert. Die MRT des Myelons war normal. Bei Wiederholung der cMRT im Alter von 16 Jahren zeigte sich neben dem Basilarisaneurysma ein kapsulostriataler Infarkt links und Hinweise auf vaskulitische Veränderungen. 2 Monate später folgte ein Infarkt im Thalamus und Globus pallidus auf der Gegenseite. Im Liquor fanden sich 59 Zellen/µl, ein Gesamteiweiß von 3017 mg/dl und eine intrathekale Synthese Borrelien-spezifischer IgG. Die 21-tägige Behandlung mit Cefotaxim i.v. führte zu einer Besserung der Allgemeinsymptome bei Fortbestehen der Enuresis und Gangstörung. 1 und 3 Monate nach Therapie fanden sich im Liquor negative Zellzahlen und fallende Gesamteiweißwerte. Weitere Infarkte wurden seither nicht beobachtet.

Schlussfolgerung: Eine zerebrale Vaskulitis ist eine seltene Komplikation der chronischen Neuroborreliose. Bei zerebralen Infarkten im Kindesalter, besonders im Zusammenhang mit weiteren unspezifischen Allgemeinsymptomen, sollte eine Borrelieninfektion differenzialdiagnostisch erwogen werden mit dem Ziel einer zeitnahen antibiotischen Behandlung.