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10. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT 2010)

Deutsche Gesellschaft für Infektiologie,
Deutsche AIDS-Gesellschaft,
Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit,
Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie

23.06. - 26.06.2010, Köln

Humane afrikanische Trypanosomiasis bei Reiserückkehrer aus Sambia

Human African trypanosomiasis in traveller returning from Sambia

Meeting Abstract

  • F. Hüttig - Uniklinikum Düsseldorf, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie, Düsseldorf, Germany
  • T. Göbel - Uniklinikum Düsseldorf, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie, Düsseldorf, Germany
  • S. Reuter - Uniklinikum Düsseldorf, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie, Düsseldorf, Germany
  • I. Müller-Stöver - Uniklinikum Düsseldorf, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie, Düsseldorf, Germany
  • J. Richter - Uniklinikum Düsseldorf, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie, Düsseldorf, Germany
  • D. Häussinger - Uniklinikum Düsseldorf, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie, Düsseldorf, Germany

10. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT 2010). Köln, 23.-26.06.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. DocP83

doi: 10.3205/10kit138, urn:nbn:de:0183-10kit1381

Published: June 2, 2010

© 2010 Hüttig et al.
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Die afrikanische Trypanosomiasis (Schlafkrankheit) tritt südlich der Sahara fokal auf und wird von Reisenden sehr selten importiert. Trypanosoma brucei gambiense verursacht die eher chronisch verlaufende westafrikanische, Trypanosoma brucei rhodesiense die wesentlich aggressivere ostafrikanische Schlafkrankheit. Bei der Übertragung durch Stich der Tse-tse-Fliege entsteht ein typischer Schanker. Die Erkrankung durchläuft ein hämolymphatisches und danach ein meningoencephalitisches Stadium. Im Folgenden beschreiben wir die Charakteristika und Schwierigkeiten der Versorgung eines deutschen Patienten mit der Schlafkrankheit.

Unmittelbar nach Rückkehr aus Sambia wurde ein 59-jähriger Patient mit einer lividen handtellergroßen Hautverfärbung am rechten Oberschenkel und einem septischen Krankheitsbild aufgenommen. Es bestanden eine respiratorische Globalinsuffizienz, ein akutes Nierenversagen, eine septische Encephalopathie, eine Kardiomyopathie mit paroxysmalem Vorhofflimmern und Lebersynthesestörungen. Aus der Vorgeschichte war lediglich ein mechanischer Mitralklappenersatz bei Mitralinsuffizienz bekannt. Die Schwere der Erkrankung machte eine Intensivtherapie einschließlich invasiver Beatmung erforderlich. Im Blutausstrich zum Ausschluss einer Malaria wurden Trypanosomen nachgewiesen. Aufgrund der Reiseanamnese (Sambia) handelte es sich um Trypanosoma brucei rhodesiense. Zur Therapie der Ostafrikanischen Schlafkrankheit im hämolymphatischen Stadium ist nur Suramin wirksam, welches am Wochenende in Deutschland nicht erhältlich war und erst nach umfangreicher europaweiter Suche aus der Universität Leiden beschafft werden konnte. Bei zerebralem Befall wird eine Therapie mit Melarsoprol empfohlen, welche mit gravierenderen Nebenwirkungen behaftet ist. Ein cerebraler Befall lag glücklicherweise nicht vor. Insgesamt wurden 5 Dosen Suramin an den Tagen d1, 4, 10, 17, 24 verabreicht. Nach Extubation lagen eine critical illness neuropathy und ein hirnorganisches Psychosyndrom vor. In der Nachbeobachtung ergab sich kein Hinweis auf ein Rezidiv.

Schlussfolgerungen: Die T. ist eine seltene Differenzialdiagnose bei Fieber nach Afrikareisen und ist mit einer hohen Letalität behaftet. Die kurzfristige Beschaffung von Suramin gestaltete sich in unserem Beispiel sehr schwierig, insbesondere am Wochenende. Daher wäre die Einrichtung eines zentralen Depots in Deutschland für seltene Medikamente mit 24-stündiger Bereitschaft wünschenswert.