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10. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT 2010)

Deutsche Gesellschaft für Infektiologie,
Deutsche AIDS-Gesellschaft,
Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit,
Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie

23.06. - 26.06.2010, Köln

Sepsis bei Asplenie – Epidemiologie, Immunologie, offene Fragen

Sepsis and asplenia – epidemiology, immunology, open questions

Meeting Abstract

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  • C. Theilacker - University Medical Center Freiburg, Center for Infectious Disease & Travel Medcine and IFB-Center for Chronic Immunodeficiency (CCI), Division of Infectious Disease, Freiburg, Germany

10. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT 2010). Köln, 23.-26.06.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. DocP61

doi: 10.3205/10kit117, urn:nbn:de:0183-10kit1175

Published: June 2, 2010

© 2010 Theilacker.
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In der Immunabwehr von invasiven Infektionen mit bekapslten Infektionserregern nimmt die Milz eine zentrale Rolle ein und der Verlust von Milzfunktion führt zu einem erhöhten Sepsis-Risiko (OPSI – Overwhelming Post-Splenectomy Infection). Neben der anatomischen Asplenie geht auch eine funktionelle Hyposplenie als Folge von diversen autoimmunologischen, hämatologischen, gastroenterologischen und neoplastischen Erkrankungen mit einem erhöhten OPSI-Risiko einher. In historischen Kohorten liegt das Lebensrisiko für die Entwicklung eines OPSI bei 2–5%, wobei der häufigste Erreger Pneumokokken sind. Retrospektiven Analysen von OPSI-Fällen ergeben, dass bestimmte Grunderkrankungen, das Intervall seit Splenektomie und eine bereits stattgehabte Sepsis Risikofaktoren für die Entwicklung eines OPSI darstellen. Zur heutigen Epidemiologie und Mikrobiologie von OPSI liegen kaum Daten vor und prospektive Studien an OPSI-Patienten fehlen gänzlich. Ebenso ist die Effektivität der Pneumokokkenimpfung als wichtigste prophylaktische Maßnahme bisher kaum untersucht. Neuere Daten aus kleineren Patientenkollektiven deuten darauf hin, dass die Milz eine wichtige Rolle bei der Ausreifung des B-Zellpools spielt und Splenektomie zu einer Depletion an IgM B Memoryzellen führt. Diese B-Zell-Subpopulation hat wahrscheinlich eine wichtige Bedeutung bei der Bildung von kapsel-spezifischen Antikörpern. Insgesamt bleiben auch 40 Jahre nach der Erstbeschreibung des OPSI Syndroms wichtige Fragen zur Epidemiologie, Riskofaktoren, und Immunopathogenese offen. Hierzu ist eine prospektive, multizentrische Studie auf 450 deutschen Intensivstationen (SPLEEN-OFF) unter der Federführung des IFB-Zentrums für chronische Immundefizienz Freiburg (CCI) und des deutschen Kompetenzzentrums Sepsis (SepNet, Jena) in Vorbereitung. Der voraussichtlicher Beginn von SPLEEN-OFF (Sple[e]nectomy, overwhelming infection and pneumococcal immunity – a nationwide cohort and case finding-study) ist für das vierte Quartal 2010 avisiert.