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Sturzprophylaxe – die ökonomische Sicht
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Published: | March 16, 2010 |
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Abstract
Hintergrund und Ziel
Ältere Menschen haben ein erhöhtes Risiko zu stürzen und sich hierbei Verletzungen zuzuziehen – mit erheblichen gesundheitlichen und ökonomischen Konsequenzen für die betroffenen Personen und für die Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund lautete ein Teilauftrag für das noch laufende HTA-Projekt, die ökonomischen Auswirkungen sturzprophylaktischer Maßnahmen bei älteren, in der eigenen Häuslichkeit oder in Institutionen der stationären Langzeitversorgung lebenden Menschen zu beschreiben.
Methodik
Die Fragestellung wird in einer systematischen Literaturübersicht bearbeitet. Die Recherche umfasste 31 Literaturdatenbanken und den Zeitraum von 2003 bis 2008. Für die Auswertungen herangezogen wurden Kosten-Minimierungs-Analysen, Kosten-Effektivitäts-Analysen, Kosten-Nutzwert-Analysen sowie Kosten-Nutzen-Analysen. Reine Krankheitskostenstudien wurden ausgeschlossen. Die Bewertung der methodischen Studienqualität wurde nach international gebräuchlichen Kriterien [1] von zwei Autoren unabhängig voneinander durchgeführt. Für die Diskussion der Übertragbarkeit wurden die Kriterien von Drummond et al. [2] verwendet. Die Ergebnisdarstellung erfolgte deskriptiv. Die hier referierten Ergebnisse sind bei noch laufenden Arbeiten als vorläufig zu betrachten.
Ergebnisse
Insgesamt wurden 4910 Publikationen gefunden, von denen 86 für den gesamten HTA-Bericht eingeschlossen wurden. Den Einschlusskriterien für die ökonomischen Fragestellungen entsprachen die Teilergebnisse einer systematischen Literaturübersicht (die letztendlich aufgrund mangelnder Detailinformationen nicht verwertbar waren) sowie sieben ökonomische Evaluationsstudien. Zu den analysierten Interventionen gehören die Überlassung von Hüftprotektoren (3 Studien) sowie die Überprüfung und Modifikation der Wohnumgebung, die Medikationsanpassung, Kataraktoperationen und ein multifaktorielles Programm (je 1 Studie). Jeweils zwei Untersuchungen stammen aus den Niederlanden und aus Kanada, je eine aus Neuseeland, Großbritannien und Deutschland. Die methodische Qualität der Arbeiten ist, mit einer Ausnahme, akzeptabel. Dagegen sind bei allen ausländischen Evaluationen systembedingte Diskrepanzen zum bundesdeutschen Setting erkennbar, die eine direkte Übertragung der Ergebnisse auf den deutschen Kontext verhindern. Die einzige im deutschen Kontext (Pflegeheime) durchgeführte ökonomische Studie ergab für die Überlassung von Hüftprotektoren inkrementelle Kosten von 1.234 USD pro vermiedene Hüftfraktur (Verum vs. Kontrollgruppe), bezogen auf den Studienzeitraum von 18 Monaten.
Schlussfolgerungen
Zum derzeitigen Stand der Erkenntnisse lassen sich die ökonomischen Auswirkungen sturzprophylaktischer Maßnahmen für das deutsche Gesundheitswesen nur sehr rudimentär beschreiben. Dies ist einerseits durch die inkonsistente Evidenzlage zur Wirksamkeit der Interventionen und andererseits durch die fehlende Übertragbarkeit von internationalen Daten bedingt. Es ist dringend zu empfehlen, geplante klinische Studien mit ökonomischen Datenerhebungen zu koppeln.