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Die traumatische Optikusneuropathie: Diagnostik, Therapie und Prognose anhand klinischer Fallbeispiele und aktueller Literaturdaten
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Published: | September 19, 2008 |
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Hintergrund: Die adäquate Therapie einer Optikusneuropathie nach indirektem Trauma wird nach wie vor kontrovers diskutiert. Es existieren unterschiedliche Studien zur medikamentösen, antiphlogistischen Behandlung sowie zur operativen Dekompression des Nerven, wobei in differenzierter Gegenüberstellung der beiden Verfahren vergleichbare Ergebnisse berichtet werden. Anhand eigener Fälle von kombiniert mit hochdosierten Kortikosteroiden und chirurgischer Dekompression versorgten Patienten und aktuellen Ergebnissen aus der Literatur soll der Stellenwert der operativen Dekompression analysiert werden.
Methoden: Das eigene Klientel bestand aus 9 Patienten im Alter von 13 - 58 Jahren (Durchschnitt: 36,9 Jahre), die uns alle postraumatisch erst nach 1 bis 8 Tagen zugewiesen wurden. Somit konnten diese Patienten nur zeitlich verzögert nach Erstdiagnose einer traumatischen Optikusneuropathie einer chirurgischen Dekompression zugeführt werden. Dabei wurden 8 Eingriffe endonasal mikroskopisch-endoskopisch vorgenommen, einmal bei Z.n. Voroperation von außen. Begleitend wurde eine hochdosierte Kortikosteroid-Therapie durchgeführt.
Bei 5 Patienten bestand vor Operation ein Rest-Sehvermögen, 4 Patienten nahmen präoperativ keinen Lichtschein mehr wahr. In 8 Fällen handelte es sich um indirekte Schädigungen des Nervus opticus nach Schädeltrauma, in einem Fall war der Nervus opticus nach NNH-Operation alio loco iatrogen in Mitleidenschaft gezogen. Nur in 6 Fällen war im präoperativen Computertomogramm eine Fraktur des Optikuskanals nachzuweisen.
Ergebnisse: Alle Patienten mit Restsichtigkeit vor Operation zeigten – unabhängig vom Zeitpunkt der chirurgischen Intervention – eine Verbesserung ihres Sehvermögens nach operativer Dekompression: Im günstigsten Fall von präoperativ Lichtschein auf postoperativ 0,8. Die Patienten mit präoperativer Erblindung nahmen auch postoperativ nulla lux wahr. Hinsichtlich des Intervalls bis zur chirurgischen Intervention erfolgte die Dekompression in den günstigsten Fällen nach weniger als 24 Stunden (3 Fälle), längstenfalls lag dieser Zeitraum einmal bei 6 bzw. zweimal bei 8 Tagen.
Schlussfolgerung: Nachdem die bislang zu diesem Thema publizierten Untersuchungen einen Benefit für die Sehnervenfunktion sowohl durch Kortikosteroid-Gabe als auch durch operative Dekompression – insb. über einen endonasalen, endoskopisch-mikroskopischen Zugang – ergeben haben, sollten beide Therapieregime gleichwertig und in Kombination zur Anwendung kommen. Nach unserem Dafürhalten ist gerade bei residualem Sehvermögen auch noch nach Tagen eine chirurgische Dekompression erfolgversprechend.