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92nd Annual Meeting of the Southwest German Association of Otorhinolaryngologists

26. - 27.09.2008, Neckarsulm

Zur Therapie fortgeschrittener Kopf-Halstumoren bei multimorbiden Patienten

Therapy of advanced head and neck tumors in multimorbid patients

Vortrag

  • corresponding author presenting/speaker K.-Wolfgang Delank - HNO-Klinik, Ludwigshafen, Deutschland
  • Klaus Scheuermann - HNO-Klinik, Ludwigshafen, Deutschland
  • Thomas Schnabel - Klinik für Radioonkologie, Ludwigshafen, Deutschland
  • Michael Uppenkamp - Medizinische Klinik A, Ludwigshafen, Deutschland

Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte. 92. Jahrestagung der Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte. Neckarsulm, 26.-27.09.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. Doc08hnosw09

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Published: September 19, 2008

© 2008 Delank et al.
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Text

Die Therapie fortgeschrittener Kopf-Halstumoren beinhaltet in erster Linie radikal-chirurgische sowie radio- und chemotherapeutische Konzepte. Organerhaltende Therapieoptionen sind insbesondere bei fortgeschrittenen Hypoharynx- und Laryrnxkarzinomen weder onkologisch vertretbar noch leitlinienkonform. Andererseits müssen Komorbiditäten und sozialmedizinische Aspekte gerade bei invasiven und mutilierenden Therapieverfahren besonders beachtet werden. Die Bedeutung dieser Faktoren bei der Indikationsstellung im klinischen Alltag sind bisher kaum systematisch analysiert worden.

Die vorliegende Fallkontrollstudie bezieht sich auf 25 T3 und T4-Plattenepithelkarzinome der Kopf-Halsregion, die als OP-technisch beherrschbar eingeschätzt wurden. Die Studienpatienten wiesen gravierende Sekundärerkrankungen bzw. sozialmedizinische Handicaps (z.B. gastroenterologische Zweittumoren, Analphabetismus, Hemiplegie) auf, sodass von der indizierten Radikal-OP sowie therapeutischen Standards und Leitlinien abgewichen werden musste. Therapeutische Alternativen wurden im interdisziplinären onkologischen Arbeitskreis (OAK) des Klinikum Ludwigshafen erarbeitet.

Es zeigte sich, dass die Therapiewahl entscheidend vom Lebensalter und von den kognitiven Fähigkeiten der Patienten beeinflusst wird. Neurologische und psychiatrische Begleiterkrankungen stellen in Einzelfällen absolute Kontraindikationen für eine extensive operative Therapie dar. Bemerkenswert ist, dass die simultane Manifestation einer anderen malignen Erkrankung, z.B. eines Leberzellkarziomes, ein schlechter Ernährungszustand und äthyltoxische Vorschäden seltener Kontraindikationen gegen eine operative Behandlung sind, als im allgemeinen angenommen wird. Die Operabilität von Tumoren wird in den fachspezifischen Leitlinien der AWMF über die TNM-Klassifikation definiert und berücksichtigt ausschließlich die Größe, die Lokalisation des Primärtumors und die Metastasierung. Begleiterkrankungen, Rehabilitationschancen und sozialmedizinische Aspekte bleiben weitgehend unberücksichtigt. Diese Faktoren spielen eine zunehmende Rolle, sodass TNM-basierte Therapiestandards oft nicht mehr angewendet werden können. Trotz der enormen OP-technischen und intensivmedizinischen Fortschritte der letzten Dekaden sind allgemeinmedizinische Aspekte bei der Therapieentscheidung wieder wichtig. Die Frage, welche therapeutischen Empfehlungen diesen Patienten medizinisch bzw. ethisch zugemutet werden können, stellt sich im onkologischen Alltag immer häufiger.