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Modulation der Hörnervenaktivität durch Glycinrezeptoren
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Published: | April 22, 2010 |
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Einleitung: Die efferente Innervation des Innenohres reguliert abhängig vom Lautstärkepegel das Aktivitätsniveau des Hörnerven. Lokalisation und entwicklungsabhängige Regulation der von uns erstmals in der Cochlea beschriebenen α3-Glycinrezeptoren (α3-GlyR) legen eine Beteiligung dieser inhibitorischen Chloridkanal-Rezeptoren an der efferenten Signalübertragung im Innenohr nahe. Ziel des vorliegenden Forschungsprojektes war eine erste funktionelle Charakterisierung cochleärer GlyR.
Methoden: Messung auditorisch evozierter Hirnstammpotentiale (auditory brainstem response: ABR) bei Mäusen mit einem genetischen Defekt der GlyRα3-Untereinheit (Glra3-/-) im Vergleich zu Wildtyp-Tieren (Glra3+/+).
Ergebnisse: Im Alter von 6 Wochen zeigten die GlyRα3-knockout-Mäuse im Vergleich zu den Wildtyp-Tieren normale Hörschwellen in click- und frequenzspezifischen (f-) ABR-Messungen. Für die Amplitude der Welle I in der click-ABR fiel bei den Wildtyptieren ab 60 dB SPL eine Dämpfung auf, welche bei den knockout-Tieren fehlte (P<0.0001, 2-way-ANOVA).
Schlussfolgerungen: Da die ABR-Welle I der Signaltransduktion im Hörnerven zugeordnet wird, sprechen die vorliegenden Befunde für eine modulatorische Wirkung von cochleären α3-GlyR auf das Aktivitätsniveau des Hörnerven. Die fehlende glycinerge Dämpfung der Hörnervenaktivität für hohe Lautstärkepegel bei den Glra3-/- -Tieren deutet darauf hin, dass eine gestörte glycinerge Innervation des Innenohres an der Entstehung einer pathologisch gesteigerten Lautheitsempfindung beteiligt sein könnte.