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Aktuelle Aspekte kritischer Halsinfektionen mit Mediastinalbeteiligung
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Published: | April 22, 2010 |
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Einleitung: Entzündungen der mediastinalen Weichteile infolge deszendierender Halsinfektionen stellen eine lebensbedrohliche Komplikation vermeintlich banaler dentogener, pharyngealer oder cervicofacialer Infekte dar. Da die meisten Studien zur deszendierenden nekrotisierenden Mediastinitis (DNM) auf kleinen Patientenpopulationen basieren weisen aktuelle Daten zu Ätiologie, Risikofaktoren und Prognose erhebliche Differenzen auf. Auch wird das optimale therapeutische Vorgehen kontrovers diskutiert.
Methoden: Zwischen 1997 und 2008 wurden am Universitätsklinikum Freiburg 45 Patienten mit DNM behandelt und im Rahmen einer retrospektiven Beobachtungsstudie untersucht. Dieses ist das seit 1960 größte publizierte Kollektiv eines einzelnen Zentrums. In einer Metaanalyse von 26 Studien zu DNM (1999–2008) haben wir die Ergebnisse mit den Daten unseres Patientenkollektivs und mit 2 älteren Metaanalysen (1960–1998) verglichen.
Ergebnisse: Eine DNM entsteht heute meist auf dem Boden eines pharyngealen Fokus und einer polymikrobiellen aeroben und anaeroben Mischinfektion. Risikofaktoren sind eine reduzierte Gewebe-Oxygenierung und eine eingeschränkte Immunfunktion. Die meisten Fälle von DNM sind auf das obere Mediastinum beschränkt und können über einen cervikalen Zugang adäquat drainiert werden. Eine Thorakotomie sollte Fällen mit Ausbreitung bis unterhalb der Trachealbifurkation vorbehalten bleiben.
Schlussfolgerungen: Obwohl eine deszendierende Mediastinitis nach wie vor eine lebensbedrohliche Erkrankung mit hoher Morbidität darstellt kann mit dieser sequenziellen Therapiestrategie heute in bis zu 85% der Fälle eine günstige Prognose erreicht werden. Eine frühzeitige Diagnosestellung und chirurgische Intervention sind für das Outcome ausschlaggebend.