Article
Lokale Botulinumtoxintherapie bei tardiver Dyskinesie der Zunge
Search Medline for
Authors
Published: | April 22, 2008 |
---|
Outline
Text
Einleitung: Tardive Dyskinesien im Kopf-Hals-Bereich können als unerwünschte Nebenwirkung unter einer Psychopharmakatherapie auftreten. Sie persistieren oft auch nach Absetzen der Medikation und sind für Patienten funktionell und psychisch sehr belastend. Durch Einsatz anderer Psychopharmaka, Benzodiazepinen oder Vitamin E-Präparaten wird versucht Dyskinesien zu behandeln – selten mit Erfolg.
Methoden: Ein 28-jähriger männlicher Patient stellte sich mit einer lingualen und perioralen tardiven Dyskinesie vor. Diese bestand seit einer Neuroleptikamedikation (Flupentixol) im Rahmen einer schizoaffektiven Psychose 2001. Jahrelange Therapieversuche mit anderen Psychopharmaka (Olanzapin, Aripiprazol, Ziprasidon, Quetiapin) oder Benzodiazepinen (Clonazepam, Lorazepam, Diazepam) führten zu keiner Beschwerdebesserung. Störend war insbesondere eine andauernde Protrusion der Zunge aus dem Mund, welche den Patienten beim Sprechen behinderte und ihn sozial stigmatisierte. Daraufhin führten wir eine transkutane Injektion von je 60 U Botulinumtoxin A (BTA) in beide Mm. genioglossi unter sonografischer und elektromyografischer Kontrolle durch. Befund und Therapie wurden videodokumentiert.
Ergebnisse: Die Zungenprotrusion besserte sich bereits am 3. Tag p.i. eindrucksvoll. Beim Sprechen nahm die Verständlichkeit deutlich zu und die Zunge trat nicht mehr hervor. Ein anfängliches Globusgefühl verschwand nach 2 Wochen. Die Willkürmotorik und die Schluckfunktion der Zunge waren nicht beeinträchtigt.
Schlussfolgerungen: Die lokale BTA-Injektion stellt eine neuartige, erfolgreiche Therapie bei tardiven Dyskinesien der Zunge dar. Sie erfolgt lokal, ist risikoarm und effektiv.
Unterstützt durch: Programm zur Förderung von Forschung und Lehre "FöFoLe" der Ludwig-Maximilians-Universität München