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Hör-, Seh- und Gleichgewichtsstörungen bei hessischen Schulkindern: Ergebnisse eines Screenings bei über 3000 Schülern im Alter zwischen 5 und 18 Jahren
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Published: | April 22, 2008 |
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Im Rahmen eines bislang europaweit einzigartigen Screeningprojektes wurden im Frühjahr/Sommer 2007 Hör-, Seh- und Gleichgewichtsuntersuchungen bei 3338 Schülern im Alter zwischen 5 und 18 Jahren durchgeführt. Schäden des Sensoriums den beeinflussen den Lernprozess nachhaltig, deshalb wurde ein interdisziplinäres Untersuchungskonzept gewählt und zudem Leistungsdaten in den Fächern Deutsch Mathematik und Sport erhoben.
Hörverluste von mehr als 15 dB HL wurden bei 9% der untersuchten Schüler beobachtet. Es wurden unversorgte Schwerhörigkeiten entdeckt, bei denen eine weitere diagnostische Abklärung notwendig ist. 37% der Grundschüler gaben an, schon einmal Tinnitus gehabt zu haben, bei Schülern der Klasse 8–10 waren es bereits 65%. 17% der Schüler berichten von Symptomen einer Hyperakusis. Es zeigt sich ein deutlicher Einfluss sozialer Faktoren auf die Prävalenz von Hörschäden, musizierende Kinder hatten signifikant weniger Hörschäden. Schulkinder, die im Besitz eines MP3-Players sind, berichteten häufiger von Tinnitus , wiesen jedoch auch bei intensiver Nutzung des MP3-Players keine vermehrten Hörschäden auf. Schallpegelmessungen in Schulklassen ergaben z.T. Werte, bei denen für Kinder wie Lehrer Gehörschutz anzuraten wäre.
Die Ergebnisse belegen die Notwendigkeit flächendeckender Screeninguntersuchungen der Sinnesorgane bei Schulkindern, da die beobachteten sensorischen Schäden zu nicht aufholbaren Lerndefiziten führen können, falls diese nicht rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Zudem ist ein verstärktes Augenmerk auf die Gestaltung sinnes- und lernfreundlicher Klassenzimmer zu legen, die geschädigten Kindern bessere Grundvoraussetzungen für die Aufnahme des Lernstoffes bieten.
Unterstützt durch: Hessisches Kultusminsterium