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62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

17.09. - 21.09.2017, Oldenburg

Evaluation eines IHE-konformen Patientenportals mittels semi-strukturierter Interviews

Meeting Abstract

  • Veronika Daxner - ITH icoserve technology for healthcare GmbH, Innsbruck, Österreich
  • Samrend Saboor - Siemens Healthcare GmbH, Erlangen, Deutschland
  • Thomas Schabetsberger - ITH icoserve technology for healthcare GmbH, Innsbruck, Österreich; Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik, Hall in Tirol, Österreich

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Oldenburg, 17.-21.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocAbstr. 284

doi: 10.3205/17gmds103, urn:nbn:de:0183-17gmds1036

Published: August 29, 2017

© 2017 Daxner et al.
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Text

Einleitung: Vom ersten Arztbesuch bis zur vollständigen Genesung durchläuft ein Patient oft mehrere Behandlungsschritte. Ärzte überweisen ihre Patienten, sofern eine Behandlung selbst nicht möglich ist, an die Klinik. Nach der Entlassung aus der ambulanten oder stationärer Behandlung gilt ein Patient nur selten als völlig gesund, die Weiterbehandlung und Rehabilitation ist meist dem Patienten selbst und dessen Hausarzt überlassen [1].

Während eines Behandlungsprozesses entstehen an allen Stationen medizinische oder pflegerische Daten, welche zur erfolgreichen Genesung nicht nur den involvierten Ärzten oder Pflegekräften, sondern auch dem Patienten selbst zur Verfügung stehen sollten [2]. Der Patient heute hat keinen Einblick in seine Gesundheitsdaten in Zusammenhang mit seiner Behandlung. Aus der Literatur ist bekannt, dass Patienten, die eng in Behandlungsabläufe eingebunden werden, eine bessere Compliance aufweisen und damit auch Qualität gesteigert und Kosten gesenkt werden können [3].

Primäres Ziel des Projektes ist es daher, dem Patienten zuhause die Kommunikation mit seinen Gesundheitsdienstleistern zu erleichtern, Dokumente, Medikamente und Behandlungspläne einzusehen sowie relevante Messwerte – beispielsweise Vitalwerte oder Fitnessdaten –bereitzustellen. Somit kann eine Weiterbehandlung und Überwachung des Patienten auch ohne regelmäßige Terminvereinbarung stattfinden. Den hohen Anforderungen im Gesundheitswesen an Datenschutz und Datensicherheit sowie die Konformität mit IHE Interoperabilitätsstandards der Domäne IT-Infrastructure [4] sind in der Umsetzung Rechnung zu tragen. Ziel dieser Arbeit ist die Evaluation eines Prototypen des eHealth Patientenportals durch Demonstration auf dem IHE Interoperability Showcase bei der weltgrößten Health-IT Messe und das Einholen von Feedback potentieller Anwender, das in die Weiterentwicklung fließen soll.

Methoden: Basierend auf den genannten Herausforderungen wurde mittels evolutionärem Prototyping in einem Scrumbasierten Entwicklungsprozess [5] der Prototyp eines Patientenportals entwickelt, welcher mittels Standardschnittstellen wie IHE XDS.b [6] und HL7 FHIR [7] in bestehende Systemlandschaften und Kommunikationsplattformen angebunden werden kann. Die genannten Anforderungen - der Abruf von medizinischen Daten, sowie die Bereitstellung von Monitoring- und Fitnesswerten werden mittels Webtechnologie ermöglicht. Der Datenschutz, basierend auf Datenschutzgesetzten und –Richtlinien [8], ist mithilfe der zugrundeliegenden IHE XDS Infrastruktur und dem damit verbundenen Protokollierungs- und Berechtigungssystem gewährleistet.

Der entwickelte Prototyp wurde im Rahmen eines IHE Interoperability Showcases an der HIMSS im Februar 2017 in Orlando, Florida [9] live eingesetzt und mit Informationssystemen anderer Hersteller (Epic, Cerner, Philips, Draeger, Talis,u.a.) verbunden.

Ergebnisse: Aufgrund der standardbasierten Schnittstellentechnologien (IHE XDS.b, HL7 FHIR) war der Aufbau eines „Live“ Showcases und die Integration mit Informationssystemen anderer Hersteller innerhalb eines einzigen Tages möglich. Der Mehrwert durch die Einbindung des Patienten in seine Nachbehandlung, sowie die Ermöglichung einer Betreuung zuhause, insbesondere bei chronischen bzw. langwierigen Behandlungen, konnte an drei erfolgreichen Messetagen über 10000 [10] Showcasebesuchern live dargestellt und in Interviews mit möglichen Stakeholdern intensiv diskutiert werden. Das Feedback umfasste eine Reihe von Erweiterungen in Richtung Benutzerverwaltung und Authentifizierung, die Schaffung einer Uploadmöglichkeit für durch den Patienten eingebrachte Dokumente und Bilddaten, die Anbindung weiterer Homemonitoringgeräte sowie Möglichkeiten zur Terminverwaltung.

Diskussion: Nach der erfolgreichen Live-Demonstration am Showcase wird, basierend auf dem wertvollen Feedback der Interviewpartner, der demonstrierte Prototyp erweitert. Insbesondere im Bereich Terminverwaltung bietet das IHE Integrationsprofil „Care Service Discovery [11]“ interessante Ansätze . Im weiteren Verlauf soll der der Funktionsumfang ausgebaut und das eHealth Patientenportal in einem realen medizinischen Umfeld mit Patienten erprobt werden.



Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Leiner F, Gaus W, Haux R, Knaup-Gregori P, Pfeiffer KP. Medizinische Dokumentation. 6th ed. Stuttgart, Germany: Schattauer; 2011.
2.
Kracmar H. Informationsmanagement. 6th ed. Berlin, Deutschland: Springer; 2015.
3.
Balas EA, Krishna S, Tessema TA. eHealth: Connecting Health Care and Public Health. Stud Health Technol Inform. 2008;134:169-176.
4.
IHE Integrating the Healthcare Enterprise. Available at: http://www.ihe.net Letzter Zugriff am 24. April 2017. External link
5.
Scrum - Vorgehensmodell des Projekt- und Produktmanagements zur agilen Softwareentwicklung. Available at: https://de.wikipedia.org/wiki/Scrum Letzter Zugriff am 24. April 2017. External link
6.
(IHE) IT Infrastructure Technical Committee. IHE: Infrastructure Technical Framework. In: IHE ITI Technical Committee. Cross-Enterprise Clinical Documents Sharing (XDS). Version. vol. 12. 2015.
7.
HL7 FHIR: (Health Level 7) Fast Healthcare Interoperability Resources. Available at: https://www.hl7.org/fhir Letzter Zugriff am 24. April 2017. External link
8.
Verordnung (EU) 2016/679 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 27. April 2016 zum Schutz natürlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogener Daten, zum freien Datenverkehr und zur Aufhebung der Richtlinie 95/46/EG (Datenschutz-Grundverordnung) (Text von Bedeutung für den EWR). OJ L 119, 4.5.2016, p. 1–88 (BG, ES, CS, DA, DE, ET, EL, EN, FR, GA, HR, IT, LV, LT, HU, MT, NL, PL, PT, RO, SK, SL, FI, SV). ELI: http://data.europa.eu/eli/reg/2016/679/oj External link
9.
HIMSS Conference 2017. http://www.himssconference.org/ Letzter Zugriff am 24. April 2017. External link
10.
HIMSS Interoperability Showcase. Informationen unter http://www.interoperabilityshowcase.org/ Letzter Zugriff am 24. April 2017. External link
11.
(IHE) IT Infrastructure Technical Committee. IHE IT Infrastructure Technical Framework - Supplement 10: Care Services Discovery (CSD) Trial Implementation. 09/2016.