gms | German Medical Science

62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

17.09. - 21.09.2017, Oldenburg

Messung der Marktentwicklung neuer Arzneimittel – Perspektiven, Daten und Methoden

Meeting Abstract

Search Medline for

  • Julian Witte - Universität Bielefeld, Gesundheitsökonomie und Gesundheitsmanagement, Bielefeld, Deutschland
  • Sina Mews - Universität Bielefeld, Gesundheitsökonomie und Gesundheitsmanagement, Bielefeld, Deutschland
  • Wolfgang Greiner - Universität Bielefeld, Gesundheitsökonomie und Gesundheitsmanagement, Bielefeld, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Oldenburg, 17.-21.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocAbstr. 158

doi: 10.3205/17gmds038, urn:nbn:de:0183-17gmds0389

Published: August 29, 2017

© 2017 Witte et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Einleitung: Es liegen verschiedene Analysen zur Beschreibung der Marktentwicklung neuer Arzneimittel vor. Diese zielen in der Regel auf eine verordnungsmengenbezogene Betrachtung ab und untersuchen beispielsweise die Entwicklung relativer Verordnungsanteile in Relation zur theoretisch „verfügbaren“ (prävalenten) Patientenpopulation. Eher selten wird bislang die Marktentwicklung auf Ebene des verordnenden Arztes untersucht.

Methoden: Ziel dieser Untersuchung ist es, Ansätze zur Beschreibung der Marktdurchdringung neuer Arzneimittel zu kategorisieren und hinsichtlich statistischer Analysemöglichkeiten sowie der Datenverfügbarkeit für den deutschen Versorgungskontext aufzubereiten. Auf Basis einer systematischen Literaturübersicht werden bislang angewendete Modelle zur Beschreibung und Erklärung der Marktdurchdringung neuer Arzneimittel zusammengefasst und kritisch diskutiert. Darüber hinaus wird basierend auf Abrechnungsdaten der DAK-Gesundheit aus den Jahren 2011 bis 2016 für alle seit 2011 neu eingeführten Arzneimittel („AMNOG-Markt“) die Marktdurchdringung über verschiedene Modelle beschrieben.

Ergebnisse: In der Berechnung der Marktentwicklung neuer Arzneimittel ist nach Perspektive der Analyse (produkt-, patienten- oder arztbezogene Betrachtung), der zugrundeliegenden Datengrundlage (Quelle, Umfang) und der Berechnungsmethodik zu differenzieren. Jeder denkbarer Ansatz ist mit Vor- und Nachteilen verbunden und kann ggf. zu unterschiedlichen Interpretationen über den Marktdurchdringungsverlauf führen.

Diskussion: Grundsätzlich kann unterschieden werden, ob sich die Betrachtung der Marktentwicklung an den beobachteten absoluten Marktdaten oder an einer relationalen Bezugsgröße orientiert. Die Beschreibung absoluter Mengen- bzw. Verordnungsentwicklungen neuer Arzneimittel ist vergleichsweise simpel, erlaubt jedoch aufgrund unterschiedlicher Marktgegebenheiten (Erkrankungsprävalenz, Versorgungsstrukturen) nur einen sehr eingeschränkten wirkstoff- bzw. indikationsübergreifenden Vergleich. Die Abbildung der relativen Marktdurchdringung erfordert wiederum die Abschätzung der Grundgesamtheit potentieller Abgabevolumen- (in der Regel auf Basis von DDD) oder Verordnermaxima je Arzneimittel. Daten zu den potentiellen Abgabevolumenmaxima für nach 2011 zugelassene Arzneimittel lassen sich z.B. aus den Angaben zur Anzahl der Patienten bzw. Abgrenzung der für die Behandlung infrage kommenden Patientengruppen in Kombination mit den Angaben zu Verbrauchsmengen in den Beschlüssen des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) entnehmen. Allerdings sind auch diese Daten bzw. die Berechnung dieser Werte bislang nicht standardisiert und unterliegen damit einer gewissen Unsicherheit. Daten zum potentiellen Verordnermaximum zur Abschätzung der Adoption liegen nicht unmittelbar vor. Möglich ist die Abschätzung der maximalen Anzahl potentieller Verordner über eine Auswertung der Verordnerzahlen vergleichbarer Arzneimittel in einem zu definierenden Zeitraum.

Je nach Fragestellung und Datenverfügbarkeit lassen sich verschiedene Berechnungsmodelle aufstellen. Insbesondere in der Diskussion um die Versorgungsreichweite von Ergebnissen der frühen Nutzenbewertung und des technisch unterstützen Praxistransfers dieser in die Praxissoftware („Arztinformationssystem“) können Modelle aus der Überlebenszeitanalyse (Kaplan-Meyer-Verfahren) zusätzliche Informationen über den Verlauf der Marktentwicklung neuer Arzneimittel liefern. Neben der Ermittlung wirkstoffübergreifend vergleichbarer Tendenzen der Marktdurchdringung im Zeitverlauf ermöglicht die damit verbundene Berechnung von Hazard-Funktionen die Abbildung des Zusammenhanges des Neu-Verordnungspotentials in Relation zum Beispiel zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Nutzenbewertungsergebnisse.



Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.