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62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

17.09. - 21.09.2017, Oldenburg

Sekundäre Folgeneoplasien nach Krebs im Kindesalter – Inzidenzen und Risiken aus der Kohorte des Deutschen Kinderkrebsregisters 1980-2014

Meeting Abstract

  • Peter Scholz-Kreisel - Universitätsmedizin Mainz, Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI), Mainz, Deutschland
  • Peter Kaatsch - Deutsches Kinderkrebsregister am Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland
  • Claudia Spix - Deutsches Kinderkrebsregister am Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland
  • Cornelia Becker - Deutsches Kinderkrebsregister am Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland
  • Manuela Marron - Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS, Bremen, Bremen, Deutschland
  • Heinz Schmidberger - Universitätsmedizin Mainz, Klinik und Poliklinik für Radioonkologie und Strahlentherapie, Mainz, Deutschland
  • Sebastian Zahnreich - Universitätsmedizin Mainz, Klinik und Poliklinik für Radioonkologie und Strahlentherapie, Mainz, Deutschland
  • Maria Blettner - Universitätsmedizin Mainz, Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI), Mainz, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Oldenburg, 17.-21.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocAbstr. 176

doi: 10.3205/17gmds016, urn:nbn:de:0183-17gmds0168

Published: August 29, 2017

© 2017 Scholz-Kreisel et al.
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Outline

Text

Dank moderner Therapien hat sich die Überlebenswahrscheinlichkeit von Krebserkrankungen im Kindesalter in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert. So leben heute noch 85 % der ehemaligen Patienten mehr als 15 Jahre nach der Erkrankung [1]. Hierdurch kommen allerdings zunehmend erkrankungs- und therapiebedingte Spätfolgen in den Fokus von Medizin und Wissenschaft. Eine der bedeutendsten Spätfolgen stellen Folgeneoplasien dar.

Basierend auf den Daten des Deutschen Kinderkrebsregisters wurden alle Patienten mit einer Krebserkrankung der Jahre 1980-2014 im Alter von unter 15 Jahren mit Wohnsitz in Deutschland, welche mindestens 6 Monate überlebten bezüglich des Auftretens einer Folgeneoplasie evaluiert. Es wurde die kumulative Inzidenz Mittels des Aalen-Johansen-Verfahrens und Hazard Ratios Mittels Fine und Gray geschätzt. Für eine Subgruppe aus dem Zeitraum 1995-2014 wurde ein Vergleich mit der Allgemeinbevölkerung über Standardisierte Inzidenz-Ratios (SIR) berechnet. Als Vergleichsdaten wurden die Inzidenzraten des Robert-Koch-Institutes verwendet [2].

47.650 ehemalige Patienten mit einer Krebserkrankung im Kindesalter wurden in die Studie eingeschlossen. Das mediane Alter bei Ersterkrankung war 6,5 Jahre, 55% der Patienten waren männlich. 54 % der Erkrankungen waren solide Tumoren, 46 % systemische Neoplasien. Die häufigsten Neoplasien waren lymphatische Leukämien (27,4%) und benigne oder maligne ZNS-Tumoren (21,7%). 22,2 % der Patienten sind in der Beobachtungszeit verstorben. Insgesamt wurden im Gesamtzeitraum 1262 Fälle einer Folgeneoplasie beobachtete. Das mittlere Alter bei Diagnose der Folgeneopasien war 17,8 Jahre (Spannweite 1,2-46,2 Jahre). Die mittlere Nachbeobachtungsdauer lag bei 11 Jahren (Spannweite 0,5-45 Jahre). Die kumulative Inzidenz für alle Folgeneoplasien beträgt 8,27% (95%-KI 7,51%-9,03%) nach 35 Jahren. Im Hazard-Modell waren weibliches Geschlecht (HR 1,29; 95 % KI 1,16-1,44) und systemische Erstneoplasien (HR 1,22; 95% KI 1,09-1,36) signifikant mit einem erhöhten Risiko für Folgeneoplasien assoziiert. Im Vergleich mit der Allgemeinbevölkerung wurde ein SIR von 5,80 (95% KI 5,27-6,42) für Männer und 7,08 (95% KI 6,24-7,79) für Frauen ermittelt. Für lymphatischen Leukämien als Folgeneoplasien betrug das SIR 12,61 für Männer bzw. 17,78 für Frauen, bei Schilddrüsentumoren 31,35 bzw. 15,62.

Mit über 47.500 Patienten steht uns eine der international größten Kohorten von ehemaligen Patienten von Krebs im Kindesalter für die Auswertungen zur Verfügung. Der Vergleich mit früheren Auswertungen zeigt eine Zunahme der kumulativen Inzidenz nach 25 Jahren von 3,3 % [3] auf jetzt 5,4%.



Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Kaatsch P, Grabow D, Spix C. German Childhood Cancer Registry - Annunal Report 2016 (1980-2015). Mainz; 2016.
2.
Krebs in Deutschland 2011/2012. 10. Aufl. Berlin: Robert Koch-Institut und die Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V.; 2015.
3.
Kaatsch P, Debling D, Blettner M, Spix C. Second malignant neoplasms after childhood cancer in Germany--results from the long-term follow-up of the German Childhood Cancer Registry. Strahlenther Onkol. 2009 Aug;185 Suppl:8–10.