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GMDS 2014: 59. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

07. - 10.09.2014, Göttingen

Evaluierungsstudie eines Telemonitoring Systems nach Myokardinfarkt und interventionsbedürftiger koronarer Herzkrankheit (KHK)

Meeting Abstract

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  • S. Wöß - UMIT - Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Med. Informatik und Technik Tirol, Hall in Tirol
  • G. Pölzl - Universitäts-Klinik für Innere Medizin III - Kardiologie und Angiologie, Innsbruck
  • E. Ammenwerth - UMIT - Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Med. Informatik und Technik Tirol, Hall in Tirol

GMDS 2014. 59. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Göttingen, 07.-10.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocAbstr. 132

doi: 10.3205/14gmds025, urn:nbn:de:0183-14gmds0256

Published: September 4, 2014

© 2014 Wöß et al.
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Einleitung und Fragestellung: In Österreich waren im Jahr 2012 Herz-Kreislauf-Krankheiten die häufigste Todesursache (33.931 Sterbefälle oder 42,7%) [1], hierbei vor allem die koronare Herzkrankheit (KHK). Bei dieser Erkrankung kommt es infolge verengter Herzkranzgefäße zu einer Minderdurchblutung des Herzens, wobei als akute Komplikation einer koronaren Herzkrankheit der akute Myokardinfarkt (Herzinfarkt) eine vorrangige Rolle spielt. Bei Diagnose einer KHK hat der Patient durch eine Umstellung seines Lebensstils die Möglichkeit selbst aktiv den weiteren Verlauf seiner Erkrankung positiv zu beeinflussen. Dabei spielt die Motivation und die Compliance des Patienten eine große Rolle [2]. Das Projekt MyCor – Myokardinfarkt und Koronarstent Programm in Tirol – soll eine Verbesserung der aktuellen Versorgungsrealität von kardiovaskulären Erkrankungen am Beispiel des Myokardinfarktes und der interventionsbedürftigen koronarer Herzkrankheit (KHK) ermöglichen. Hierbei erhalten teilnehmende Patienten ein telemedizinisches Monitoring, in dem über einen Monat jeden Tag über eine Smartphone-App selbsterfasste Daten zu Blutdruck, Gewicht und Schrittanzahl pro Tag erfasst werden. Dabei erhalten die Patienten wöchentlich individualisierte, automatische Feedbacks bezüglich der Erreichung vordefinierter Ziele. Es ist derzeit unklar, ob dieses Telemonitoring von den Teilnehmern akzeptiert wird und einen klinischen Nutzen bringt. In einer begleitenden Evaluationsstudie werden daher nun die technische Verlässlichkeit des Systems, die Akzeptanz und Verwendbarkeit aus Sicht der Patienten und der teilnehmenden Ärzte sowie der Nutzen bewertet.

Material und Methoden: Die Evaluation besteht aus fünf Teilstudien. In der ersten Teilstudie „Akzeptanz und subjektiver Nutzen aus Patientensicht“ werde zwei schriftliche Befragungen durchgeführt. Als Basis für den Fragebogen wird das Information System Success Model von Delone&McLean [3], [4] verwendet. Für die zweite Teilstudie „Gesundheitszustand“ wird eine standardisierte schriftliche Befragung mit einem Vorher-Naher-Vergleich (drei Messpunkte) durchgeführt. Hierfür wird der validierte deutsche MacNew Heart Disease Lebensqualitätsfragebogen [5] angewendet. In der dritten Teilstudie „Technische Logdatenanalyse“ wird die Vollständigkeit der Messwerterfassung untersucht. Die vierte Teilstudie „Gesundheitszustand“ wird in einem Vorher-Naher-Vergleich die erfassten Messwerte mit dem vom Arzt definierten Zielwerten verglichen. Zur Messung der Akzeptanz und Verwendbarkeit des Telemonitoring-Systems bei den teilnehmenden Ärzten wird schließlich in der fünften Teilstudie ein offenes teilstandardisiertes Interview mit den teilnehmenden Ärzten durchgeführt.

Ergebnisse: Da die Rekrutierungszeit noch bis Anfang des Sommers 2014 läuft, können derzeit nur die Ergebnisse der ersten teilnehmenden Patienten, welche die Telemonitoringphase von einem Monat bereits abgeschlossen haben, präsentiert werden. Hierbei handelt es sich um vier männliche Patienten im Alter zwischen 47 und 59 Jahren. Nach Auswertung der ersten Befragung mit dem MacNew Lebensqualitätsfragebogen zu Beginn der Telemonitoringphase, starteten die Patienten mit folgenden Mittelwerten der Lebensqualität in die Telemonitoringphase (1=niedrige, 7=hohe Lebensqualität): globale Lebensqualität 5.38 (SD: 0.89), emotionale Lebensqualität 5.30 (SD: 0.76), körperliche Lebensqualität 5.46 (SD: 1.31) und soziale Lebensqualität 5.33 (SD: 1.25). Die Mittelwerte der zweiten Befragung direkt nach der Telemonitoringphase ergaben folgende Ergebnisse: globale Lebensqualität 6.16 (SD: 0.45), emotionale Lebensqualität 5.98 (SD: 0.59), körperliche Lebensqualität 6.29 (SD: 0.42) und soziale Lebensqualität 6.31 (SD: 0.39). Alle vier Patienten zeigen im Vergleich von der ersten zu der zweiten Befragung eine höhere Lebensqualität an. Von technischer Seite läuft das System stabil und hatte noch keine Ausfälle. Der zur Verfügung gestellte Helpdesk wurde von den Patienten nicht in Anspruch genommen. Bezogen auf die Akzeptanz und den subjektiven Nutzen des Systems weisen die Patienten im Fragebogen, der auf dem Information System Success Model von Delone&McLean basiert, in den Punkten Informationsqualität, Systemqualität, Service-Qualität, Benutzerfreundlichkeit, Nutzen und Nutzungsabsicht eine sehr hohe Zustimmung auf. Die Vollständigkeitsrate der abgegebenen Messwerte pro Tag pro Patient liegt ebenfalls in einem sehr hohen Bereich.

Diskussion: Erste Ergebnisse der Evaluierungsstudie weisen darauf hin, dass die Patienten mit der technischen Umsetzung des Telemonitoringsystems zufrieden sind und einen persönlichen Nutzen sehen. In Hinsicht auf die hohe Vollständigkeitsrate der abgegebenen Messwerte und dem nicht genutzten Helpdesk scheint die Benutzung des Systems für die Patienten unkompliziert zu sein. Weitere detaillierte Auswertungen bezüglich der Benutzerakzeptanz, des empfundenen Nutzens sowie bezüglich der Veränderungen der Lebensqualität können erst nach dem Einschließen einer größeren Menge vom Patienten im Projekt durchgeführt werden. Die vollständigen Ergebnisse werden auf der GMDS2014 präsentiert werden.


Literatur

1.
Statistik Austria (Todesursachen 2012) [Internet]. [Mrz 19, 2014]. Verfügbar unter: http://www.statistik.at/web_de/statistiken/gesundheit/todesursachen/todesursachen_ausgewaehlte/index.html External link
2.
Dietz R, Rauch B, Gottwik M, Levenson B, Meinertz T, Osterspey A, et al. Leitlinie zur Diagnose und Behandlung der chronischen koronaren Herzerkrankung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie Herz- und Kreislaufforschung ( DGK ). Z Kardiol. 2003;92(6):501-21.
3.
DeLone WH, McLean ER. Information Systems Success: The Quest for the Dependent Variable. Inf. Syst. Res. 1992; 3(1):60-95.
4.
DeLone WH, McLean ER. The DeLone and McLean Model of Information Systems Success?: A Ten-Year Update. J Manag Inf Syst. 2003;19(4):930.
5.
Höfer S, Benzer W, Brandt D, Laimer H, Schmid P, Bernardo A, et al. MacNew Heart Disease Lebensqualittsfragebogen nach Herzinfarkt. Z Klin Psychol Psychother. October 01 2004;33(4):270-80.