gms | German Medical Science

GMDS 2013: 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

01. - 05.09.2013, Lübeck

Performance Management in Schweizer Krankenhäusern - Ergebnisse einer empirischen Untersuchung

Meeting Abstract

Search Medline for

  • Konrad Walser - Berner Fachhochschule, Bern 22, CH
  • André Meister - Novo Business Consultants, Bern, CH
  • Etienne Huber - Novo Business Consultants, Bern, CH

GMDS 2013. 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Lübeck, 01.-05.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocAbstr.295

doi: 10.3205/13gmds287, urn:nbn:de:0183-13gmds2878

Published: August 27, 2013

© 2013 Walser et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Outline

Text

Einleitung: Die immensen Kostenausweitungen im Schweizerischen Gesundheitswesen der letzten Jahre, insbesondere die stationären Behandlungskosten in den Krankenhäusern, zwangen die Schweizerische Gesundheitspolitik zum Handeln. Im Jahre 2007 wurde ein neues Krankenversicherungsgesetz verabschiedet, welches nach einer Übergangsfrist am 01.01.2012 in Kraft trat [5]. Dieses beinhaltet als zentraler Reformschritt eine neue Form der Krankenhausfinanzierung [9]. In adaptierter Form wurde das System der sogenannten Fallpauschalen-basierten Finanzierung aus Deutschland übernommen. Neu werden nicht mehr die Kosten, sondern die Leistungen der Grundversorgung finanziert. Konkret werden die Leistungen mittels gesamtschweizerisch standardisierten Beiträgen je Krankheitsbild entschädigt. Mit diesen Fallpauschalen müssen die Krankenhäuser neben den Behandlungskosten auch die Betriebs-, die nicht universitären Aus- und Weiterbildungskosten sowie die Investitionen decken. Gleichzeitig wurde die freie Krankenhauswahl eingeführt. Eines der Hauptziele dieses Systemwandels ist es, dass die Krankenhäuser aufgrund der Abgeltung mittels Fallpauschalen Anreize erhalten, ihre Leistungsstrukturen zu optimieren und so die Kosten konstant halten oder gar reduzieren können [8]. Ausgehend davon stellt sich die Frage, wie die Schweizer Krankenhäuser ein kohärentes und langfristig ausgerichtetes Performance Management aufbauen können. Mit der Einführung von Wettbewerbsmechanismen (DRG-System) im neuen Krankenversicherungsgesetz wird die betriebswirtschaftliche Ausrichtung der Krankenhausführung zum Schlüsselfaktor für ein Bestehen am Markt. Für diese Steuerung sind aus organisatorischer und technischer Sicht entsprechende Führungsinformationssysteme (dispositiv) bereitzustellen, welche typischerweise auf Daten aus (operativen) KIS-Systemen basieren. (Vgl. abstrakt gesehen zum Krankenhausinformationssystem [10]). Diese setzen sich aus dem dispositiven Informationssystem (die eigentliche Erfassung und Verbreitung der Daten) und dem operativen Performance Measurement oder Managementsystem (die Interpretation der Daten z.B. für Controlling- und Reportingzwecke) zusammen (Vgl. nicht Krankenhaus-spezifisch u.a. [3], [1], [2], [6], [7]). Einfache KIS-Systeme bieten die elektronische Abwicklung einzelner Kernprozesse (z.B. die elektronische Dokumentation der Krankenakten) und Unterstützungsprozesse (wie etwa Personalmanagement oder Gebäudemanagement) an. Verfügbar sind aber auch komplexe KIS-Systeme, die sich für eine integrierte Steuerung aller medizinischen und administrativen Prozesse einsetzen lassen (Vgl. zum operativen KIS-System [4]. So oder so sind umfangreiche Informatiklösungen aus dem modernen Krankenhausmanagement nicht mehr wegzudenken.

Methode: Die Basis der vorliegenden Untersuchung bildete eine schriftliche Online-Befragung aller Deutschschweizer Krankenhäuser. Diese wurden auf der Grundlage eines Maturitäts-Rahmenwerks zum Status-Quo (September 2012) sowie dem Soll-Zustand von deren Performance-Management-Systemen (September 2014) befragt. Die Grundgesamtheit aller Krankenhäuser der Schweiz betrug 313 Krankenhäuser. Daraus wurden die deutschsprachigen Krankenhäuser befragt (210 Häuser), von denen ausgehend von der Gültigkeit der Emailadressen 194 Häuser kontaktierbar waren. 69 CFO’s von Krankenhäusern gaben schliesslich Antwort, was einer Rücklaufquote von 35.75 Prozent. Die hohe Rücklaufquote bestätigte das offenbar große Interesse der teilnehmenden Krankenhäuser am fraglichen Thema.

Ergebnis: Die deskriptive Auswertung der Daten zeigt, dass die meisten Krankenhäuser auf dem richtigen Weg sind, jedoch die strategische Wichtigkeit eines wirksamen Performance Managements vielerorts noch unterschätzt wird. So verfügen die meisten Krankenhäuser bereits heute über ausgebaute Planungsmechanismen, beurteilen aber die Informatikunterstützung dazu als nicht prioritär. Dabei zeigen die bivariaten Auswertungen (Korrelationsmatrizen) der Umfrage, dass gerade der IT als Träger oder Plattform des Performance-Managements eine zentrale Bedeutung zukommt. Gleichzeitig weisen diese weiterführenden Analysen darauf hin, dass die Krankenhausplanung der eigentliche Treiber zum Auf- und Ausbau von leistungsfähigen Performance-Management-Systemen ist.


Literatur

1.
Becker J, Holten R. Wirtschaftsinformatik. In: Berndt R, Fantapié C, Schuster P, Hrsg. Springers Handbuch der Betriebswirtschaftslehre. Berlin et al.; 1998. S. 245-303.
2.
Chamoni P, Gluchowski P. Analytische Informationssysteme. Einordnung und Überblick. In: Chamoni P, Gluchowski P, Hrsg. Analytische Informationssysteme. Berlin/Heidelberg; 1998. S. 3-25.
3.
Chaudhuri S, Dayal U. An Overview of Data Warehousing and OLAP Technology. SIGMOD Record. 1997;26(1):65-74.
4.
Haas P. Medizinische Informationssysteme und Elektronische Krankenakten. Berlin et al.: Springer; 2005.
5.
KVG. Bundesgesetz über die Krankenversicherung. 2013. URL: http://www.admin.ch/ch/d/sr/832_10/ (Aufruf per 03.02.2013). External link
6.
Mertens P. Integrierte Informationsverarbeitung 1. Operative Systeme in der Industrie. Wiesbaden: Gabler; 2009.
7.
Mertens P, Meier MC. Integrierte Informationsverarbeitung 2. Planungs- und Kontrollsysteme in der Industrie. Wiesbaden: Gabler; 2009.
8.
SwissDRG. Ziele der SwissDRG Einführung. 2013. http://www.swissdrg.org/de/07_casemix_office/Ziele.asp?navid=9 (Aufruf per 2013-02-24). External link
9.
Wegmüller B. SwissDRG und neue Spitalfinanzierung. 2012. http://www.hplus.ch/fileadmin/user_upload/Aktuell_Medien/Medienkonferenzen/2012/Deutsch/3_120522_Faktenblatt_SwissDRG_Spitalfinanzierung_D.pdf (Aufruf per 2013-02-24; erstellt per 2012-05-22). External link
10.
Winter AF, Zimmerling R, Bott OJ, Gräber S, Haas P, Hasselbring W, Haux R, Heinrich A, Jaeger R, Kock I, Möller DFP, Penger OS, Prokosch HU, Ritter J, Terstappen A, Winter A. Das Management von Krankenhausinformationssystemen: Eine Begriffsdefinition. Informatik, Biometrie und Epdemiologie in Medizin und Biologie. 1998; 29(2): 93-105.