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GMDS 2013: 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

01. - 05.09.2013, Lübeck

Sind die Routinedaten eines KIS für die Erfassung der Daten der Klinischen Krebsregister nutzbar? - Erwartung und Realität aus der Sicht der Erfahrungen des Klinischen Krebsregisters am CCCU

Meeting Abstract

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  • Walter Voigt - Universitätsklinikum Ulm, Ulm, DE
  • Elvira Kuhn - Hochschule Trier, Trier, DE
  • Claudia Welke - Universitätsklinikum Ulm, Ulm, DE

GMDS 2013. 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Lübeck, 01.-05.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocAbstr.230

doi: 10.3205/13gmds229, urn:nbn:de:0183-13gmds2297

Published: August 27, 2013

© 2013 Voigt et al.
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Kurzfassung: Die Datenübernahme der Routinedaten des Klinikinformationssystems (KIS)ist problematisch. Die Daten sind fehlerhaft, unvollständig und nicht detailliert genug. Es werden die Fehler analysiert, nach den Ursachen gesucht und eine sinnvolle Nutzung dieser Daten dargestellt.

Einleitung und Fragestellung: Im Nationalen Krebsplan [1], 2008 vom BMG initiiert, ist die Marschrichtung für die Klinischen Krebsregister festgelegt: Die Tumordokumentation der Krebsregister ist ein unverzichtbarer Teil der Qualitätssicherung. Es werden die Datensparsamkeit und die Vermeidung von Doppelerfassung gefordert. In sehr vielen Datenkonzepten wird deshalb die automatisierte Datenübernahme aus den Routinedaten des KIS favorisiert, wie zum Beispiel 1990 im „Sollkonzept Tumordokumentation Baden Württemberg“. Diese Vorgehensweise wird auch von vielen Industrieprodukten propagiert. Können die Routinedaten des KIS den Anforderungen zur Qualitätssicherung genügen? Auf Grund der Erfahrungen am Klinischen Krebsregister (KKR) des Comprehensive Cancer Centers Ulm (CCCU) wird diese Frage beantwortet.

Material und Methoden: Wir untersuchen zunächst, welche Daten stehen uns zur Verfügung (Diagnose, Verlauf, Therapie) und welche Qualitätsanforderungen müssen Sie erfüllen? In welcher Form liegen sie vor (als Text, strukturiert) und wie gut ist die Qualität. Texte: Genügen die Angaben, um die Klassifikationen und Verschlüsselungen vorzunehmen? Strukturierte Daten: Genügen Korrektheit, Detaillierungsgrad den Ansprüchen der Qualitätssicherung. Danach wird den Fehlerursachen nachgegangen. Diese sind abhängig von den verwendeten Standards und Ihrer Beschreibung, der automatisierten Plausibilitätsprüfungen, dem Ausbildungstand und der Motivation der Akteure.

Ergebnisse: 2000 wurde am CCCU eine dezentrale, behandlungsbegleitende Dokumentation eingeführt, die gleichzeitig die Funktion der Dokumentation des Krebsregisters erfüllen sollte. Das Ergebnis war katastrophal. Die für eine Qualitätssicherung erforderliche Genauigkeit, Detaillierungsgrad, und Vollständigkeit wurde nicht erreicht. Die Ursache lag in dem unterschiedlichen Ausbildungsstand des eingesetzten Personals. Deshalb wurde 2006 die Tumordokumentation im KKR des CCCU zentralisiert, d.h. Ausbildung, Fortbildung und Einsatz der Dokumentare sind in einer Hand. Im Zeitraum von 3 Monaten erreichen wir im KKR eine Vollzähligkeit von über 90%, d.h. im April 2013 ist das Jahr 2012 abgeschlossen. Im 2. Schritt haben wir dann die Tauglichkeit von KIS Diagnosedaten untersucht. Von 4.700 malignen Diagnosen waren 3.400 Diagnosen korrekt und ein Großteil der Diagnosen musste präzisiert werden. Deshalb nutzen wir die KIS Diagnosen zur Erstellung der Arbeitslisten für die Dokumentare und zur Überprüfung der Vollzähligkeit. Wir haben die erforderliche Datenqualität erreicht. Darm-, Prostata- und Hautzentrum wurden erfolgreich zertifiziert .Wir erstellen seit 2007 quartalsmäßig einen Qualitätsbericht [2], der im Vorstand diskutiert wird und wir beteiligen uns seit 2008 an dem Benchmarking der ADT auf dem Deutschen Krebskongress. Seit 2009 melden wir unsere Daten erfolgreich an das Landeskrebsregister, welches uns die Qualität unserer Daten bescheinigt hat.

Diskussion: Die Standardisierung der Datendefinitionen muss verbessert und (Basisdokumentation und Organzentrumsdokumentation) erweitert werden. Die Daten der Subsysteme (Pathologie und OPS Prozeduren) müssen noch auf ihre Qualität überprüft werden.

Zusammenfassung: Für die Zusammenführung der Datenquellen des KIS zu einer qualitätssichernden Dokumentation benötigt man gut ausgebildetes, erfahrenes und motiviertes Personal [3] und standardisierteund detaillierte, vollzählige Dokumente in der EPA. Wir arbeiten stetig an der Verbesserung der Arztbriefe. Keine Übernahme von ungenauen oder unvollständigen Daten! Sie machen mehr Arbeit, als die Neueingabe. KIS-Daten nur zur Erstellung von Arbeitslisten und Vollzähligkeitskontrollen nutzen.


Literatur

1.
http://www.bmg.bund.de/praevention/nationaler-krebsplan/der-nationale-krebsplan-stellt-sich-vor.html (Aufgerufen am 15.4.2013) External link
2.
Voigt W. Schaffung eines Instruments zur Qualitätsberichterstattung am CCCU unter Nutzung der Routinedaten des KIS. Forum der Medizin-Dokumentation und Medizin Informatik. ISSN 1438-0900, Heft1. 2011, pp 55.
3.
Voigt W, Kuhn E.Dokumentieren – aber womit? – aber wie? Ein gutes Dokumentationsprogramm garantiert noch keine gute Datenqualität. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds548 DOI: 10.3205/11gmds548 (aufgerufen am 15.4.1213) External link
4.
Gaus W, et al. Klinische Tumordokumentation in Baden-Württemberg. Sollkonzept. Sozialministerium Baden-Württemberg. 1990: pp 1-35.