gms | German Medical Science

GMDS 2013: 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

01. - 05.09.2013, Lübeck

Prävalenzschätzung von Brustkrebs mit einem Markov-Modell auf Basis von klinischen Krebsregisterdaten

Meeting Abstract

Search Medline for

  • Monika Pobiruchin - Hochschule Heilbronn, Heilbronn, DE
  • Wendelin Schramm - Hochschule Heilbronn, Heilbronn, DE
  • Meinhard Kieser - Universität Heidelberg, Heidelberg, DE

GMDS 2013. 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Lübeck, 01.-05.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocAbstr.57

doi: 10.3205/13gmds217, urn:nbn:de:0183-13gmds2173

Published: August 27, 2013

© 2013 Pobiruchin et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Outline

Text

Einleitung und Fragestellung: Krebserkrankungen zählen zu den treibenden Kostenfaktoren im Gesundheitswesen. 2008 wurden hierfür 18 Milliarden Euro ausgegeben [1]. Bei knappen Gesundheitsbudgets müssen auch in der Onkologie zunehmend Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen vorgenommen werden. Hierzu ist es unabdingbar, Aussagen über die Häufigkeit einer Erkrankung in der Bevölkerung treffen zu können. In klinischen Krebsregistern werden die Behandlungsverläufe der Patienten aufgezeichnet. Eine wissenschaftliche Auswertung dieser Datensätze findet in der Regel nicht statt. Zahlen zur Inzidenz oder Prävalenz auf Kreisebene werden nur selten veröffentlicht. Um die Prävalenz von Krebserkrankungen zu schätzen, wird häufig die Methode von [2] benutzt. Ziel ist eine Prävalenzschätzung auf Basis eines Markov-Modells vorzunehmen, das auf Routinedaten eines Krebsregisters zurückgreift.

Material und Methoden: Das Markov-Model basiert auf den Arbeiten von [3]. Die sogenannten IPM-Modelle (incidence-prevalence-mortality) beschreiben vier Zustände: „Gesund“, „Erkrankt“, „Tod durch Erkrankung“, „Tod durch andere Ursachen“. Der Übergang der Patienten zwischen den Zuständen geschieht nach festgelegter Zykluslänge (1 Jahr) und ist bestimmt durch Übergangswahrscheinlichkeiten. Zu Beginn befindet sich die gesamte Kohorte im Zustand „Gesund“ und wandert im Zeitverlauf entweder in den Zustand „Erkrankt“ oder verstirbt. Um 5- und 10- Jahresprävalenzen bestimmen zu können, wurde die Modellstruktur durch Tunnelzustände erweitert. Als Datengrundlage für die Herleitung der Übergangswahrscheinlichkeiten, dienten die im klinischen Krebsregister dokumentierten Fälle von Brustkrebs (ICD-O: C50) bei Frauen in den Jahren 1980-2010. Dies umfasste eine Gesamtheit von 2562 Patientinnen. Die Inzidenz wurde aus der Relation der dokumentierten Erstdiagnosen für ein bestimmtes Altersjahr und der Population für dieses Altersjahr im Stadtgebiet und Landkreis Heilbronn ermittelt. Die allgemeine Sterblichkeit basiert auf der amtlichen Todesursachenstatistik der Bundesrepublik Deutschland. Alle weiteren Wahrscheinlichkeiten wurden mithilfe des Datensatzes bestimmt. Hierzu wurde für jede Patientin eine Sequenz gebildet, die ihren Krankheitsverlauf abbildet. Basierend auf den Sequenzen wurden mittels Maximum-Likelihood-Schätzer die Übergangswahrscheinlichkeiten zwischen den Zuständen ermittelt. Die gewonnen jährlichen Übergangsmatrizen wurden in ein Tabellenkalkulationsprogramm exportiert, um dort die Kohortensimulationen durchführen zu können. Die hierfür notwendigen Geburtenzahlen lieferte das Statistischen Landesamt Baden-Württemberg [4], [5]. Da vor 1975 aufgrund der Kreisreformen keine solchen Zahlen zur Verfügung stehen, wurde angenommen, dass sich die Geburtenzahlen in Heilbronn äquivalent zu denen im Bundesgebiet entwickelt haben. Es werden keine natürlichen Wanderungsbewegungen berücksichtigt.

Ergebnisse: Basierend auf den dokumentierten Fällen wurde ein Modell entwickelt, das die 1-, 5- und 10-Jahres-Prävalenz von Frauen mit Brustkrebs im Stadtgebiet und Landkreis Heilbronn für 2008, 2009 und 2010 simuliert. Diese Ergebnisse wurden den nach der Methode von [2] ermittelten Zahlen gegenübergestellt; in ( ). Dargestellt sind jeweils Durchschnittswerte der Altersgruppe (Tabelle 1 [Tab. 1]).

Diskussion: Eine Validierung gegen Datensätze des Zentrums für Krebsregisterdaten für das Gebiet um Heilbronn hat bisher nicht stattgefunden. Eine Kohortensimulation für Jahrgänge > 60 kann nicht durchgeführt werden, da im Zeitraum 1940-1949 keine Geburtenzahlen für Deutschland vorliegen. IPM-Modelle weisen größere Differenzen zu den Vergleichszahlen auf, je älter die betrachtete Kohorte ist, weil nur geschätzte Geburtenzahlen vorliegen. Routinedaten konnten zur Schätzung von Prävalenzen auf Kreisebene genutzt werden. Eine endgültige Validierung der Methodik und Ergebnisse steht noch aus.


Literatur

1.
Statistisches Bundesamt. Krankheitskosten - 2002, 2004, 2006 und 2008. Fachserie 12 Reihe 7.2. Wiesbaden: Statistisches Bundesamt; 2010.
2.
Pisani P, Bray F, Parkin DM. Estimates of the world-wide prevalence of cancer for 25 sites in the adult population. Int J Cancer. 2002; 97:72-81.
3.
Kruijshaar ME, Barendregt JJ, Hoeymans N. The use of models in the estimation of disease epidemiology. Bull World Health Organ, Department of Public Health, Erasmus University Rotterdam, Rotterdam, Netherlands. 2002;80:622-8.
4.
Statistisches Landesamt Baden-Württemberg. Lebendgeborene und Gestorbene seit 1975 nach Geschlecht. Landkreis Heilbronn. [cited 2013 Mar 15] Available from: http://www.statistik-bw.de/SRDB/Tabelle.asp?H=BevoelkGebiet&U=04&T=01065011&E=KR&R=KR125 External link
5.
Statistisches Landesamt Baden-Württemberg. Lebendgeborene und Gestorbene seit 1975 nach Geschlecht. Heilbronn, Stadt. [cited 2013 Mar 15] Available from: http://www.statistik-bw.de/SRDB/Tabelle.asp?H=BevoelkGebiet&U=04&T=01065011&E=GE&K=121&R=GE121000 External link