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GMDS 2013: 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

01. - 05.09.2013, Lübeck

Wahlpflichtfach „Klinische Forschung“ für Studierende der Humanmedizin – Konzeption und Erfahrungen

Meeting Abstract

  • Rainer Röhrig - Sektion Medizinische Informatik / Justus-Liebig-Universität, Gießen, DE
  • Thomas Bürkle - Lehrstuhl für Medizinische Informatik / Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, DE
  • Helge Hudel - AG Medizinische Statistik / Justus-Liebig-Universität, Gießen, DE
  • Steffen Unkel - Institut für Statistik der Fakultät für Mathematik, Informatik und Statistik der Ludwig-Maximilians-Universität München, München, DE
  • Hans-Joachim Krämer - Ethikkommission des Fachbereichs Humanmedizin / Justus-Liebig-Universtität, Gießen, DE
  • Janko Ahlbrandt - Sektion Medizinische Informatik / Justus-Liebig-Universität, Gießen, DE
  • Raphael W. Majeed - Sektion Medizinische Informatik / Justus-Liebig-Universität, Gießen, DE
  • Joachim G. Kreuder - Studiendekanat / Justus-Liebig-Universität, Gießen, DE
  • Jörn Pons-Kühnemann - AG Medizinische Statistik / Justus-Liebig-Universität, Gießen, DE

GMDS 2013. 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Lübeck, 01.-05.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocAbstr.121

doi: 10.3205/13gmds173, urn:nbn:de:0183-13gmds1736

Published: August 27, 2013

© 2013 Röhrig et al.
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Text

Einleitung: Trotz der hohen Relevanz der Fächer des Querschnittsbereichs 1 für die Forschung und das Verständnis der medizinischen Wissenschaftwird deren Bedeutung von Studierenden als gering eingestuft [1]. Eine der Ursachen ist die oft abstrakte Lehre [2]. Das Ziel des in dieser Arbeit vorgestellten Projektes war, einen Kurs zu entwickeln, der den Studierenden die klinische Forschung praxisnah vermittelt und für wissenschaftliches Arbeiten qualifiziert.

Methodik / Konzept: Das Konzept des Wahlpflichtfachs Klinische Forschung (WPFKF) ist, anhand einer vorgegebenen Problemstellung eine Forschungsfragestellung zu entwickeln und an diesem Beispiel innerhalb von einer Woche alle relevanten Schritte einer Studie praktisch durchzuführen. Der Kurs wurde erstmalig im SS 2007 durchgeführt, regelmäßig evaluiert und anhand der Rückmeldungen der Studierenden und der Erfahrungen der Dozenten weiterentwickelt. Das WPFKF wird in den Semesterferien als Blockkurs über eine Woche angeboten. Vormittags erfolgen 4UE theoretischer Frontalunterricht(FU), danach gibt es einen Zeitraum von 4 Zeitstunden für Mittagspause / selbstständiges Arbeiten(Tagesaufgabe, TA), in denen mind. ein Betreuer für Fragen zur Verfügung steht. Abschließend erfolgt in 2UE die Präsentation der Ergebnisse und eine Zusammenfassung des Tages(ZF).

Ergebnis/Erfahrungen: Der Kurs wurde über 6 Jahre (12 Semester) entwickelt und ist seit ungefähr zwei Jahren (4 Semestern) inhaltlich stabil. Der aus diesen Erfahrungen resultierende Lehrplan mit zeitlicher Einteilung ist:

Montag:

FU: Wissenschaftstheorie (Empirische/Interventionelle Studien), Literaturrecherche, korrektes Zitieren, Aufbau einer wissenschaftlichen Arbeit (Dissertationsschrift) : Einleitung, Publikationsstandards (u.a. CONSORT-Statement [3], STARE-HI [4]), Hypothesenbildung

TA: Schreiben einer Einleitung, inkl. Problem- und Fragestellung, Literaturverzeichnis

ZF: Vorstellung der Einleitungen und Fragestellungen

Dienstag:

FU: Ethische und regulatorische Grundlagen, Ethikkommission, Studiendesign, Fallzahlplanung, Studienregister

TA: Ethikantrag inkl. Studienexpose mit Methodik und Fallzahlschätzung erstellen

ZF: Antragsvorstellung in derEthikkommission

Mittwoch:

FU: Strukturierte Datenerfassung, Aufbau Material und Methoden, Formatierung wissenschaftlicher Arbeiten

TA: Durchführung der Studie / Datenerhebung

ZF: Erfahrungsaustausch, Umgang mit unerwartete Ereignissen

Donnerstag:

FU: Statistische Auswertung der erhobenen Daten, Datenpräsentation, Formatierung und Einbindung von Abbildungen und Tabellen, Dateninterpretation, Aufbau Ergebnisse und Diskussion, Peer-Reviewverfahren

TA: Schreiben Ergebnisse und Diskussion

ZF: Präsentation der Ergebnisse, Gegenseitige Begutachtung der erstellten Arbeiten (Peer Review)

Freitag:

FU: Promotionsordnung, Gute Wissenschaftliche Praxis, Einführung Literaturverwaltung, Erstellen wissenschaftlicher Präsentationen, der Wissenschaftlicher Vortrag

TA: Erstellen eines wissenschaftlichen Vortrages

ZF: Präsentation der in der Woche durchgeführten Studie (ca. 10min Vortrag + 5min wissenschaftliche Diskussion + 5min Feedback zur Präsentation und Vortragsstil)

Es wurden verschiedene Forschungsfragestellungen ausprobiert. Die Problemstellung „Die Mensa befindet sich aufgrund von gestiegenen Preisen vor der Frage, ob Sie ein Markenprodukt einer koffeinhaltigen Brause gegen ein anderes Produkt austauschen oder die Preise für das Markenprodukt erhöhen soll.“ erwies sich als am besten geeignet.

Diskussion: Der Kurs wird von den Studierenden sehr gut angenommen und evaluiert. Die Problemstellung lässt verschiedenste Fragestellungen und Studiendesigns zu, die in der Woche erfolgreich abgeschlossen werden können (Erfolgserlebnis). Neben der Faktenvermittlung werden so auch der wissenschaftliche Diskurs und die Notwendigkeit unterschiedlicher Perspektiven vermittelt. Die Lernziele des Kurses dienen der Vertiefung der Lernziele für die Curriculare Lehre des Lernzielkataloges Medizinische Informatik für Studierende der Humanmedizin [5], bzw. den Lehrveranstaltungen von Biometrie und Epidemiologie. Der interdisziplinär angelegte Kurs verdeutlicht die enge Nähe der Medizinischen Informatik, Biometrie und Epidemiologie und erfordert eine intensive Betreuung der Studierenden.


Literatur

1.
Pabst R, Nave H, Rothkötter HJ, Tscherning T. Lehrevaluation in der Medizin: Befragungen zur Qualität der Lehre in den Hochschulen. Dtsch Ärztebl. 2001;98:747-9.
2.
Stang A, Hense HW, Jöckel KH. Epidemiologie, medizinische Biometrie und medizinische Informatik (Q1) – klinische Relevanz näher bringen – aber wie? [Epidemiology, Medical Biometry and Medical Informatics (Q1) – teaching an understanding of the clinical relevance – but how?]. GMS Med Inform Biom Epidemiol. 2005;1(3):Doc19. Available from: http://www.egms.de/static/en/journals/mibe/2005-1/mibe000019.shtml External link
3.
Moher D, Schulz KF, Altman DG für die CONSORT Gruppe. Das CONSORT: Statement: Überarbeitete Empfehlungen zur Qualitätsverbesserung von Reports randomisierter Studien im Parallel-Design. Dtsch Med Wochenschr. 2004; 129: T16–T20
4.
Talmon J, Ammenwerth E, Brender J, de Keizer N, Nykänen P, Rigby M. STARE-HI – Statement on Reporting of Evaluation Studies in Health Informatics. Int J Med Inform. 2009 Jan;78(1):1-9
5.
Dugas M, Röhrig R, Stausberg J, GMDS-Projektgruppe „MI-Lehre in der Medizin“. Welche Kompetenzen in Medizinischer Informatik benötigen Ärztinnen und Ärzte? Vorstellung des Lernzielkatalogs Medizinische Informatik für Studierende der Humanmedizin. GMS Med Inform Biom Epidemiol. 2012;8(1):Doc04. DOI: 10.3205/mibe000128 External link