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GMDS 2013: 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

01. - 05.09.2013, Lübeck

Die IMIA Akkreditierung der Göttinger MI Curricula: Empfehlung und Konsequenzen

Meeting Abstract

  • Svenja Wolff - Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität, Göttingen, DE
  • Sara Yasemin Nussbeck - Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität, Göttingen, DE
  • Christoph Jensen - Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität, Göttingen, DE
  • Otto Rienhoff - Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität, Göttingen, DE

GMDS 2013. 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Lübeck, 01.-05.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocAbstr.211

doi: 10.3205/13gmds108, urn:nbn:de:0183-13gmds1086

Published: August 27, 2013

© 2013 Wolff et al.
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Text

Einleitung: Im November 2012 wurden der Bachelor- und Masterstudienschwerpunkt Medizinische Informatik (MI) der Institute für Medizinische Informatik und Informatik der Universität Göttingen durch die International Medical Informatics Association (IMIA) akkreditiert [1] auf Basis der Empfehlungen ihrer Arbeitsgruppe „Health and Medical Informatics Education“ [2], [3] und niederländischer Akkreditierungspraxis. Untersucht wird, inwieweit sich aus dem aufwändigen Prozess Hinweise für anderen MI-Curricula in Deutschland ergeben.

Methoden: Der Begutachtungsprozess wird kurz beschrieben. Die Schlussfolgerungen und Argumentationsweisen der internationalen Gutachter werden systematisiert und in allgemeine Empfehlungen umgesetzt. Erfahrungen aus den ersten drei Akkreditierungen in Finnland, Chile und Deutschland werden berichtet. Dies wird kontrastiert mit einigen (anonymisiert) wiedergegebenen Evaluationen in Deutschland der letzten Jahre.

Ergebnisse: Das IMIA-Akkreditierungsverfahren unterscheidet sich unwesentlich von nationalen Akkreditierungsverfahren [4], [5]. Es ist in mehrere Schritte unterteilt [1]. Die begutachtete Einrichtung erstellt einen Selbstbericht zum Aufbau/Ablauf der Studiengänge, zu hochschulrechtlichen Grundlagen, zum universitären Umfeld sowie eine Stärken/Schwächen-Analyse. Der Bericht thematisiert die Zufriedenheit der Absolventen, Studierenden und Lehrenden sowie die Qualitätssicherung in der Lehre. Auf dieser Informationsbasis führten die Gutachter Hasman (NL), Mantas (GR) und Shortliffe (USA) eine mehrtägige Vor-Ort-Begehung durch, in der alle Beteiligten interviewt wurden und ausgiebige Befragungen zur Zielsetzung des Curriculums stattfanden. Eine wesentliche Rolle im Evaluationsprozess spielen die Qualifikationsziele und die Frage, ob die Ziele durch das Lehrkonzept zu erreichen sind. Ein seit einigen Jahren diskutiertes Thema ist die Annäherung der Disziplinen Medizin- und Bioinformatik. Diese Fragestellung war bereits im Rahmen einer Doktorarbeit [6] in Göttingen analysiert worden – mit starker Tendenz zu einer synergistischen Richtung. In Deutschland zeigen MI-Curricular-Evaluationen 2012/13 (n=3), dass die Curricular-Ansätze eher traditionell mit Blick auf die Wurzeln des Studienganges in Heidelberg/Heilbronn verstanden werden. Zwei weitere IMIA-Evaluationen zeigen, dass Curricula nur im Kontext ihrer nationalen Kultur verstehbar sind. Die IMIA-Gutachter orientieren sich ebenfalls in Richtung Biomedizinische Informatik. Es herrscht Einigkeit darüber, dass mehr Veranstaltungen zu Entscheidungsfindung, Biostatistik und Epidemiologie in die Curricula aufgenommen werden sollten. Um internationale Studierende anwerben zu können, hat in Göttingen die Umstellung von Master-lehrveranstaltungen auf Englisch begonnen. Einvernehmlich wurde festgestellt, dass ein Angebot englischsprachiger Einführungsveranstaltungen („Pre-Master-Courses“), die die Qualifizierungsbedürfnisse der Studierenden je nach Vorwissen berücksichtigen, erforderlich wird.

Diskussion: National und international gibt es viele verschiedene MI-Curricula. Das IMIA-Akkreditierungsverfahren ist eine gute Ergänzung zu den hochschulrechtlich vorgegebenen, nationalen Akkreditierungsverfahren, da die internationale Perspektive andere Fragen aufwirft und ein international vergleichbares Qualitätsniveau in der MI-Ausbildung fördert. Der Vergleich von insgesamt sechs aktuellen Evaluationsvorgängen unterstützt diese Erfahrung eindeutig. Die internationale Perspektive verlangt viel stärker als in Deutschland die fachliche Ausrichtung bzw. Verzahnung des evaluierten Studienganges mit MI-benachbarten Disziplinen, speziell der Bioinformatik. Die Konsequenz aus dieser Erfahrung für Göttingen und die deutschen Curricula ist eine Umstellung der bestehenden Curricula hin zu querschnittsorientierten, grundständigen Lehrinhalten und sehr spezialisierten Inhalten in den abschließenden Semestern des Masterstudiums. Neben einer anwendungsorientierten sollte eine forschungsorientierte Spezialisierung ermöglicht werden. Eine solche Vereinheitlichung würde die internationale Vergleichbarkeit des Qualifikationsniveaus erhöhen und damit die Möglichkeit des internationalen Austauschs und Wechsels von Studierenden vereinfachen. In jedem Fall muss zur Internationalisierung die Qualität der Abschlüsse im Sinne eines „Produktes“ klarer beschrieben werden als bisher in Deutschland üblich.


Literatur

1.
Hasman A. IMIA Accreditation of Health Informatics Programs. Yearb Med Inform. 2012; 7:139–43.
2.
Recommendations of the International Medical Informatics Association (IMIA) on Education in Health and Medical Informatics. Methods Inf Med. 2000:267–77.
3.
Mantas J, Ammenwerth E, Demiris G, Hasman A, Haux R, Hersh W, u.a. Recommendations of the International Medical Informatics Association (IMIA) on Education in Biomedical and Health Informatics. Methods of Information in Medicine. 2010; 49:105–20.
4.
ACQUIN Your Intention Our Focus. ACQUIN - Verfahrensablauf Akkreditierung. 2013. [abgerufen am 20.03.2013]. www.acquin.org/de/ablauf/ablaufschema.php
5.
Evaluation - ZEvA 2013. [abgerufen am 11.04.2013]. http://www.zeva.org/de/evaluation/ External link
6.
Hamer B. Die Konvergenz von Bioinformatik und Medizinischer Informatik. Georg-August-Universität Göttingen; 2009.