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GMDS 2013: 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

01. - 05.09.2013, Lübeck

Entwicklung von Qualitätsindikatoren aus der Perspektive kirchlicher Krankenhäuser

Meeting Abstract

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  • Jürgen Stausberg - Ludwig-Maximilians-Universität München, München, DE
  • Christoph Scheu - Klinikum St. Elisabeth Straubing, Straubing, DE
  • Thomas Jungen - Arbeitsgemeinschaft katholischer Krankenhäuser Saarland, Trier, DE

GMDS 2013. 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Lübeck, 01.-05.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocAbstr.59

doi: 10.3205/13gmds082, urn:nbn:de:0183-13gmds0822

Published: August 27, 2013

© 2013 Stausberg et al.
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Einleitung und Fragestellung: Indikatoren sind ein bewährtes Instrument zur Unterstützung des Qualitätsmanagements im Gesundheitswesen. Die gesetzlich vorgeschriebenen Kennzahlen der Qualitätssicherung nach § 137 Sozialgesetzbuch V sowie die in freiwilligen Projekten privater oder öffentlicher Träger verwendeten Kennzahlen konzentrieren sich auf die Messung der Behandlungsqualität. Besondere Anliegen katholischer und evangelischer Träger, die rund ein Drittel der Krankenhäuser in Deutschland betreiben, sind damit nicht abgedeckt. Im Rahmen des Vereins Qualitätsindikatoren für Kirchliche Krankenhäuser (QKK) sollten daher zur Erweiterung des Träger-übergreifenden Benchmarkings Qualitätsindikatoren entwickelt werden, die dieses Defizit ausgleichen.

Material und Methoden: Die Identifikation geeigneter Kennzahlen wird als Experten-geleiteter Prozess beschrieben [1], [2], [3]; zur Bewertung ihrer Eignung wird ein systematisches Vorgehen empfohlen [1], [4], [5], [6]. Bei der Identifikation geeigneter Kennzahlen wurden daher zum einen Überlegungen einzelner Mitgliedseinrichtungen von QKK berücksichtigt. Zum anderen wurden die Konzepte eines freiwilligen Zertifizierungsprogramms für christliche Krankenhäuser in Deutschland - proCum Cert - herangezogen [7]. Die Möglichkeit zur Definition von Qualitätsindikatoren wurde für jede einzelne Anforderung des Zertifizierungsprogramms geprüft. Die Vorschläge wurden gemäß einer Empfehlung der Joint Commission on Accreditation of Healthcare Organisations strukturiert formuliert [1]. Aus der Vielzahl vorgeschlagener Kriterien zur Bewertung von Kennzahlen wurden Richtigkeit der Ergebnisse, Vollständigkeit der Daten, statistische Unterscheidungsfähigkeit und Verzerrungsunempfindlichkeit ausgewählt. Die Indikatoren sollten aus Routinedaten zu berechnen sein. Die Überprüfung der vorgeschlagenen Kennzahlen erfolgte empirisch mit einem Datenbestand von 435.076 stationären Behandlungsfällen aus 2010 von 36 QKK-Krankenhäusern. Die Entwicklung der Indikatoren wurde durch eine Arbeitsgruppe unterstützt.

Ergebnisse: Es wurden 43 Kennzahlen vorgeschlagen. Diese decken aus dem proCum Cert-Katalog u. a. Forderungen nach Einbeziehung des Patienten in die Behandlung, Berücksichtigung der spirituellen bzw. religiösen Dimension von Krankheit und Krankheitsbewältigung, Behandlung und Betreuung von besonderen Personengruppen, Umgang mit Palliativpatienten und sterbenden Patienten sowie Berücksichtigung ethischer Problemstellungen ab. Acht der 43 Kandidaten wurden durch die Arbeitsgruppe als derzeit nicht sinnvoll angesehen und von der empirischen Überprüfung ausgeschlossen. Von den verbleibenden 35 Kandidaten sind 28 auf die Anforderungen von proCum Cert abgebildet, während sich 7 Kandidaten auf die Behandlungsqualität beziehen. Zehn der 28 Indikatoren wurden nach empirischer Analyse für eine sofortige Umsetzung empfohlen. Von diesen lassen sich vier aus Routinedaten berechnen, u. a. die Delirrate bei Patienten mit Begleiterkrankung Demenz. Bei vier weiteren als geeignet bewerteten Kennzahlen werden die zu Grunde liegenden Sachverhalte noch von allen Krankenhäusern kodiert, so dass eine Vorphase zur Angleichung der Dokumentationsqualität empfohlen wurde. Dies betrifft u. a. Kennzahlen zur palliativmedizinischen Versorgung. Weitere vierzehn Kennzahlen wurden aus anderen Gründen zurückgestellt.

Diskussion: In einem systematischen Verfahren konnten 10 Qualitätsindikatoren erarbeitet werden, die den spezifischen Anspruch christlicher Krankenhäuser abdecken. Hiervon wurden sechs bereits 2012 in das Benchmarking von QKK übernommen. Weitere drei Indikatoren wurden 2013 ergänzt. Die deutliche Reduktion der initial 43 Vorschläge zeigt aber auch, dass nur ein Teil von inhaltlich interessanten Kennzahlen die methodischen Anforderungen eines Qualitätsindikators erfüllt. Bei der Verwendung von Routinedaten sind zusätzlich die Besonderheiten dieser Dokumentation zu berücksichtigen. Nur für die palliativmedizinische Versorgung sind uns entsprechende Ansätze in der Literatur bekannt [8]. Weitere Details zu den hier vorgestellten Ergebnissen sind verfügbar (cf. http://www.qkk-online.de/).


Literatur

1.
Joint Commission on Accreditation of Healthcare Organisations. Primer on indicator development and application. Measuring quality in health care. Oakbrook Terrace, Illinois: Joint Commission on Accreditation of Healthcare Organisations; 1990.
2.
Mainz J. Developing evidence-based clinical indicators: a state of the art methods primer. Int J Qual Health Care. 2003;15 (Suppl 1): i5-11.
3.
Rubin HR, Pronovost P, Diette GB. From a process of care to a measure: the development and testing of a quality indicator. Int J Qual Health Care. 2001;13:489-496.
4.
Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ). Beurteilung klinischer Messgrößen des Qualitätsmanagements - Qualitätskriterien und -Indikatoren in der Gesundheitsversorgung. Konsenspapier der Bundesärztekammer, der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und der AWMF. Z ärztl Fortb Qual sich. 2002;96:2-15.
5.
McDonald K, Romano P, Geppert J, et al. Measures of patient safety based on hospital administrative data - The Patient Safety Indicators. Technical review 5 (Prepared by the University of California San FranciscoBStanford Evidence-based Practice Center under Contract No. 290-97-0013). AHRQ Publication No. 02-0038. Rockville, MD: Agency for Healthcare Research and Quality; August 2002.
6.
Reiter A, Fischer B, Kötting J, Geraedts M, Jäckel WH, Döbler K. QUALIFY: Ein Instrument zur Bewertung von Qualitätsindikatoren. Z ärztl Fortbild Qual Gesundhwes. 2008; 101: 683-688.
7.
proCum Cert GmbH Zertifizierungsgesellschaft. Umsetzungsleitfaden DIN EN ISO 9001 plus pCC für Krankenhäuser. Frankfurt: proCum Cert GmbH Zertifizierungsgesellschaft; 08/2009.
8.
Gift RG, Jones JM. Comparative perfomance data. Putting the results of CHA’s „Living Our Promises, Acting On Faith” initiative into action. Health Progress. 2002; 83: 12-15, 68.