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GMDS 2013: 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

01. - 05.09.2013, Lübeck

Momentaufnahme einer Rehabilitationsklinik – Probleme und Herausforderungen

Meeting Abstract

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  • Alexander Sandau - Technische Universität Braunschweig, Braunschweig, DE
  • Markus Wagner - Technische Universität Braunschweig, Braunschweig, DE

GMDS 2013. 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Lübeck, 01.-05.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocAbstr.257

doi: 10.3205/13gmds040, urn:nbn:de:0183-13gmds0404

Published: August 27, 2013

© 2013 Sandau et al.
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Einleitung und Fragestellung: Die Kommunikation im Kontext der sehr arbeitsteiligen Patientenversorgung beeinflusst maßgeblich die Qualität der Behandlung [1]. Ein häufige Ursache von Problemen bei der Behandlung sind verspätete, unvollständige oder nicht eintreffende Dokumente [2]. Bei dem im Folgenden betrachteten Untersuchungsobjekt wird die Patientenversorgung hauptsächlich durch eine papierbasierte Patientenakte unterstützt. Die betrachtete Rehabilitationsklinik umfasst ca. 160 Betten auf drei Stationen mit ungefähr 59.000 Bettentagen im Jahr 2011. Die Informationserhebung wurde im Rahmen der Einführung einer elektronischen Patientenakte durchgeführt.

Material und Methoden: Es wurde ein Top-Down-Ansatz gewählt und anhand des Organigramms die relevanten Personen für die Interviews selektiert. Die Befragung wurde als qualitatives halbstandardisiertes Interview geplant, welche sich an einem Gesprächsleitfaden orientiert. Die Gespräche wurden am Arbeitsplatz des Befragten durchgeführt, um einen direkten Einblick in das Arbeitsumfeld zu erlangen. Zudem wurden jeder interviewten Person Kontaktdaten bereitgestellt, die für zusätzliche Anmerkungen und Rückfragen genutzt werden konnten. Für die Erfassung der Geschäftsprozesse wurde das Qualitätsmanagement-Handbuch verwendet, welche mit den Ergebnissen der Befragung in Zusammenhang gesetzt wurden. Die Analyse des elektronischen Informationssystems wurde im Dialog mit der IT-Abteilung durchgeführt, neben den infrastrukturellen wurden auch funktionale Aspekte des Systems erfasst. Weiter wurde die Dokumentation der eingesetzten Softwareprodukte betrachtet. Die eruierten Daten der befragten Personen wurden einheitlich strukturiert und zu Sachverhalten zusammengefügt.

Ergebnisse: Viele der Befragten gaben an, dass die konventionelle Patientenakte sehr umständlich ist. Das Zusammensuchen der Informationen auf vielen verschiedenen Dokumenten ist sehr zeitaufwendig und diese sind teilweise schwer lesbar. Ein weiteres Problem der papierbasierten Informationsbereitstellung sind die zeitaufwendigen Transportwege und die damit einhergehenden verzögerte Maßnahmenumsetzung. Die in der Klinik eingesetzte dokumentenorientierte elektronische Patientenakte beinhaltet eine nicht lückenlose Dokumentationsunterstützung. Dies betrifft zum Beispiel die Medikation des Patienten. Des Weiteren werden Dokumente aus der Therapie kaum berücksichtigt. Dabei ist auch die Umsetzung des Rollenkonzepts kritisch. Häufig sind Benutzer unter falschem Benutzernamen angemeldet und die verwendeten Passwörter entsprechen nicht den aktuellen Richtlinien [3]. Dabei sind die Rechte der Benutzergruppen schlecht angepasst, zum Beispiel ist es dem Therapiepersonal möglich Änderungen in der Bettendisposition vorzunehmen oder ärztliche Dokumente zu löschen. Das verwendete elektronische System benötigt viele Interaktionen um eine gewünschte Funktion auszuführen oder Informationen zu eruieren. Dies beeinträchtigt die Zufriedenheit des Personals.

Diskussion: Die Entwicklungen im deutschen Gesundheitswesen beinhalten für alle Beteiligten unterschiedliche Herausforderungen. Dabei sind vor allem der demographische Wandel und der medizinische Fortschritt zu nennen, der die Mittelknappheit weiter voran treibt. Dies ist nicht nur eine Finanzierungsfrage, sondern auch ein Problem der Ressourcenverfügbarkeit von Personal, Zeit oder Zuwendung [4]. Die zuvor angeführten Ergebnisse zeigen, dass aktuell in Einrichtungen noch inadäquate Informationssysteme eingesetzt werden, die eine effizientere und qualitativere Patientenversorgung hemmen. Damit die Mittelknappheit die Patientenversorgung nicht verschlechtert, müssen weitere Anstrengungen unternommen und IT-Investitionen getätigt werden. Nur durch eine optimale Informationsversorgung kann die hohe Qualität des deutschen Gesundheitswesens aufrecht erhalten werden. Eine weitere Verbesserung der Patientenversorgung kann durch die Kommunikation über Einrichtungsgrenzen hinweg erreicht werden. Das Fundament dafür bilden regionale und nationale Gesundheitsnetzwerke, für deren Erfolg gewissenhaft umgesetzte Unternehmensinformationssysteme maßgeblich sind.


Literatur

1.
Sittig DF, Singh H. Electronic Health Records and National Patient-Safety Goals. The new england journal of medicine. 2012 November: p. 1854-60.
2.
Vreeman DJ, Taggard SL, Rhine MD, Worrell TW. Evidence for electronic health record systems in physical therapy. Phys Ther. 2006 March: p. 434-46.
3.
Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik. Leitfaden Informationssicherheit - IT-Grundschutz kompakt. Leitfaden. Bonn: Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik – BSI; 2012.
4.
Buschmann-Steinhage R. Budget problems in rehabilitation. Rehabilitation (Stuttg). 2012 April: p. 81-8.