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GMDS 2013: 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

01. - 05.09.2013, Lübeck

Patient Empowerment (PE): Ein Treiber nachhaltiger Nutzung von eHealth-Applikationen?

Meeting Abstract

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  • Roland Trill - Fachhochschule Flensburg, Flensburg, DE

GMDS 2013. 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Lübeck, 01.-05.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocAbstr.1

doi: 10.3205/13gmds026, urn:nbn:de:0183-13gmds0267

Published: August 27, 2013

© 2013 Trill.
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Einleitung und Fragestellung: Zunehmendes Patient Empowerment (PE) wird das europäische Gesundheitswesen der Zukunft prägen. Ob PE dabei als Treiber der eHealth-Entwicklung sein kann, wird anhand der Ergebnisse des EUBSR-Flagship-Projektes „ICT for Health“ und anderer EU-Forschungsprojekte [1], [2] in dem Beitrag untersucht.

Material und Methoden: Der Beitrag basiert auf den Ergebnissen des seit dem 1. Januar 2010 laufenden Interreg-Projekts „ICT for Health“ (Strengthening social capacities for the utilisation of eHealth technologies in the framework of ageing population). Das Projekt endete am 31.12.2012. Der Autor war Projektleiter des Projekts (http://www.ictforhealth.net/) Vergleichsweise werden Studien aus anderen EU-Projekten herangezogen.

Ergebnisse: Das deutsche Gesundheitswesen ist durch eine Vielzahl von Veränderungsprozessen geprägt. Überlagert durch Diskussionen über Strukturen verändern sich Rollen, so die Rolle des Patienten weg von einem „Duldenden“ hin zu einem informierten Partner. eHealth besitzt ein großes Potenzial, diese Entwicklung zu befördern. Mit Patient Empowerment wird die Eigenschaft der Bürger umschrieben, einen aktiven Part in ihrem eigenen Gesundheitsmanagement spielen zu können. Grundsätze der P.E.-Philosophie sind die Folgenden:

  • Patienten lassen sich nicht zur Annahme eines gesunden Lebensstils zwingen
  • Ohne PE kann Prävention nicht erfolgreich sein
  • Patienten als Konsumenten haben das Recht, eigene Entscheidungen zu treffen und nach diesen zu handeln.

Bei der Betrachtung von PE sind drei Handlungsebenen zu unterscheiden:

  • Die professionelle Perspektive
  • Die Konsumentenperspektive
  • Die Community-Perspektive.

Alle drei Handlungsebenen haben einen engen Bezug zu eHealth-Applikationen. So können z.B. eHealth-Anwendungen den Bürger/Patienten in die Lage versetzen, sich zu informieren und die Kontrolle über den eigenen Behandlungsprozess zu erlangen.

Diskussion: Um PE erreichen zu können, ist unter anderem eHealth-Literacy notwendig. Letztendlich soll der Patient/Bürger in die Lage versetzt werden, sein personalisiertes Gesundheitssystem aufzubauen und zu managen [2]. Mit diesen Systemen „baut“ sich der Bürger sein eigenes „Gesundheitswesen“ aus externen Angeboten, Verknüpfungen mit ihn versorgenden Gesundheitsdienstleistern sowie eigenen Daten zusammen. Informationsportalen sind die Anwendungen, die gegenwärtig von Bürgern am häufigsten genutzt wird. Hier ist die Einstiegsbarriere für diejenigen mit Internet-Zugang am geringsten. Allerdings treten auch hierbei nicht unerhebliche Probleme hinsichtlich der Informationsqualität auf, die vom einzelnen Bürger heute oft nicht abgeschätzt werden können. Beispielhaft wird eine Eigenentwicklung zur Verbesserung der eHealth-Literacy (http://www.ehealth4citizen.eu/) vorgestellt. Wichtige Pfeiler des modernen Gesundheitswesens werden neben PE, Partizipation und Communities sein. Nur durch flächendeckenden Einsatz von eHealth-Technologien können diese Elemente umgesetzt werden. Dabei werden die Entwicklungsphasen von PE und eHealth-Applikationen zueinander in Beziehung gesetzt. Es ist an der Zeit, dass PE auch von den Leistungserbringern als Chance angesehen wird. Dazu müssen über Jahrzehnte „gepflegt“ Rollenerwartungen verändert, den Erfordernissen der Gegenwart und Zukunft angepasst werden. Von besonderer Bedeutung ist die Informationskompetenz auf beiden Seiten. Leistungserbringer müssen zunehmend bereit werden, Informationen mit dem Patienten/Bürger zu teilen. Gleichzeitig müssen Initiativen entstehen, den Nicht-Professional vor einer Informationsüberflutung zu bewahren bzw. die Verbreitung „falscher“ Informationen zu unterdrücken. Gelingt dies, kann PE zu einem wichtigen Treiber von eHealth-Anwendungen werden.


Literatur

1.
Lupianez-villanueva, Maghiros, Abadie. Strategic Intelligence Monitor on Personal Health Systems Phase 2 (Online Panel; EU-Citizen).
2.
Monteagudo, Gil. e-Health for patient empowerment in Europe. Informes, Estudios e Investigacion. 2007.