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GMDS 2013: 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

01. - 05.09.2013, Lübeck

E-Health Anwendungen in der Palliativversorgung

Meeting Abstract

  • Matthias Ganzinger - Universität Heidelberg, Heidelberg, DE
  • Constantin Müller - Universität Heidelberg, Heidelberg, DE
  • Petra Knaup-Gregori - Universität Heidelberg, Heidelberg, DE

GMDS 2013. 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Lübeck, 01.-05.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocAbstr.266

doi: 10.3205/13gmds025, urn:nbn:de:0183-13gmds0251

Published: August 27, 2013

© 2013 Ganzinger et al.
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Text

Einleitung: In Deutschland hat in den letzten Jahren die Bedeutung der Palliativversorgung zugenommen. So wurde zum Beispiel die Spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV). etabliert [1]. Zur Versorgung im Rahmen der SAPV ist eine gute sektorenübergreifende Kommunikation notwendig, die durch E-Health-Anwendungen unterstützt werden kann. Allerdings ist bisher nicht systematisch erfasst worden, welchen Informationsbedarf die am Prozess der Palliativversorgung beteiligten Akteure haben. Weiterhin ist unklar, welche informationstechnischen Lösungsansätze bereits existieren, welchen Anforderungen diese gerecht werden müssen und in wie fern sie bereits Einsatz finden. Im Rahmen dieser Arbeit wurde der Informationsbedarf von Patienten, Angehörigen, Pflegekräften sowie von Ärzten untersucht.

Methoden: Die Untersuchungen basieren einerseits auf einer systematischen Literaturrecherche [2] in den Datenbanken PubMed, EMBASE und CINAHL mit dem Ziel, etablierte E-Health-Anwendungen sowie Informationsbedürfnisse der an der Versorgung beteiligten Rollen zu identifizieren. Ausgeschlossen wurden Artikel, die nicht über E-Health-Anwendungen oder Informationsbedürfnisse berichteten oder nur Abstracts waren. Andererseits wurden Hospitationen und Befragungen an zwei verschiedenen Einrichtungen der Palliativversorgung durchgeführt: einer SAPV-Einheit im ländlichen Raum sowie der Palliativstation eines Universitätsklinikums. Zur Erhebung des jeweiligen Informationsbedarfs wurde je ein Interviewleitfaden für Patienten und Versorgungspersonal entwickelt.

Ergebnisse: In die systematische Literaturrecherche konnten 17 von 240 Artikeln eingeschlossen werden. Der am häufigsten berichtete Informationsbedarf betrifft das Management von Schmerzen, gefolgt von Fragen zur Behandlung anderer palliativer Symptome. Von den eingeschlossenen Artikeln betrachten 11 den Informationsbedarf von Patienten, 7 von Angehörigen und 21 von Pflegepersonal sowie Ärzten. Die häufigste Intervention war die Etablierung telefonischer Unterstützung durch Fachpersonal beispielsweise für die Nachtstunden [3]. Fünf Artikel berichteten über E-Health-Anwendungen im engeren Sinn. Sie bezogen sich meist auf die Erfassung von Symptomen durch elektronische Fragebögen [4] oder digitale Stifte [5]. Im Rahmen der Interviews wurden für die Patienten folgende Informationsbedürfnisse ermittelt: Informationen über die Krankheit (möglicher Verlauf), Therapiemöglichkeiten und Terminplanung. Gegenwärtig nutzen die Patienten keine elektronischen Werkzeuge um ihren Informationsbedarf zu decken. Mobiltelefone werden ausschließlich zum Telefonieren verwendet. Die Patienten gaben an, sich weitgehend gut informiert zu fühlen. Aufgrund des meist höheren Lebensalters hatten die Patienten wenig Erfahrung mit E-Health-Anwendungen. Beim Versorgungspersonal bezieht sich der Informationsbedarf vorrangig auf das Patientenmanagement wie beispielsweise die Therapieplanung, Einblick in externe Arztbriefe, Gesprächsdokumentation und Terminverwaltung. Der Informationsbedarf wird bisher vornehmlich papierbasiert gedeckt. Lediglich vereinzelt wurde der Einsatz von IT-gestützten Werkzeugen beispielsweise zur Terminverwaltung erfasst. Das Versorgungspersonal gab an, weitere technische Unterstützung für die Arbeit zu wünschen, insbesondere zur Reduzierung der Dokumentationslast. Diese Personengruppe ist generell mit der Nutzung von IT-Werkzeugen vertraut.

Diskussion: Der Bedarf an mobiler, technischer Unterstützung wird vor allem in der ambulanten Palliativversorgung im Bereich Dokumentation, aber auch bei der Bildung und Weiterbildung von Fachpersonal, Patienten und Angehörigen derzeit nicht gedeckt. Die Erhebungen an den Versorgungseinrichtungen haben gezeigt, dass technische Werkzeuge nur bedingt eingesetzt werden, um die palliative Versorgung zu unterstützen. Die befragten Patienten waren aufgrund ihrer Situation wenig geneigt oder nicht in der Verfassung sich mit solchen Werkzeugen auseinanderzusetzen. Aus diesem Grund erscheint es sinnvoll, im nächsten Schritt die Informationsbedürfnisse der Angehörigen detaillierter zu untersuchen. Zusammen mit den bereits identifizierten Informationsbedürfnissen des Versorgungspersonals bilden diese Erkenntnisse die grundlegenden Anforderungen an E-Health-Anwendungen zur Unterstützung der Pflege in der Palliativversorgung.


Literatur

1.
Radbruch L, Voltz R. Was ist speziell an der spezialisierten Palliativversorgung? Schmerz. 2008; 22(1):7–8.
2.
Moher D, Liberati A, Tetzlaff J, Altman DG. Preferred Reporting Items for Systematic Reviews and Meta-Analyses: The PRISMA Statement. PLoS Med. 2009; 6(7):e1000097.
3.
Wilkes L, Mohan S, White K, Smith H. Evaluation of an after hours telephone support service for rural palliative care patients and their families: A pilot study. Aust J Rural Health. 2004; 12(3):95–8.
4.
McCall K, Keen J, Farrer K, Maguire R, McCann L, Johnston B et al. Perceptions of the use of a remote monitoring system in patients receiving palliative care at home. International Journal of Palliative Nursing. 2008; 14(9):426–31.
5.
Lind L, Karlsson D, Fridlund B. Digital pens and pain diaries in palliative home health care: professional caregivers’ experiences. Med Inform Internet Med. 2007; 32(4):287–96.