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Medikamentöse Therapie der Herzinsuffizienz in Deutschland anhand von Abrechnungsdaten der gesetzlichen Krankenversicherungen
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Published: | September 13, 2012 |
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Einleitung und Fragestellung: Die Herzinsuffizienz (HI) ist eine der häufigsten, schwerwiegendsten und kostenintensiven Erkrankungen in Industrienationen, welche mit einer hohen Sterblichkeit einhergeht. Abhängig von Krankheitsstadium (New York Heart Association, NYHA I-IV) und Komorbidität empfehlen Leitlinien verschiedene Therapieregime. Im Rahmen der Überprüfung der Nutzbarkeit von Abrechnungsdaten der gesetzlichen Krankenversiche-rungen für die Gesundheitsberichterstattung am Beispiel der Herzinsuffizienz wurde auch die medikamentöse Therapie dieser Erkrankung analysiert.
Material und Methoden: Die Auswertung erfolgte für die Jahre 2004–2006 anhand der Pharmakoepidemiologischen Forschungsdatenbank des BIPS – Institut für Epidemiologie und Präventionsforschung, welche Daten von vier Krankenversicherungen enthält. Die Studienpopulation bildeten 3 der Krankenkassen mit über 6 Millionen Versicherten aus ganz Deutschland. Im Quartal der Diagnosestellung und in den beiden Folgequartalen wurde die HI-typische Medikation ermittelt und mit der in Leitlinien empfohlenen verglichen. Ein besonderer Focus lag hierbei auf den Patienten, bei denen die HI-Diagnose auch Angaben zur NY-HA-Klassifikation enthielt.
Ergebnisse: Im Verlauf der Studienjahre war ein Anstieg des Anteils von Personen zu beobachten, die mit den einzelnen Wirkstoffgruppen behandelt wurden. Trotzdem musste tendenziell eine Unterversorgung vor allem mit Basismedikamenten festgestellt werden. So erhielt im Schnitt nur etwa die Hälfte der Patienten nach ambulanter Diagnosestellung einen ACE-Hemmer, bei Frauen in den Altersklassen 20–50 waren es sogar weniger als 40%. Auffällig war der häufige Einsatz von Digitalis-Präparaten, mit denen im Schnitt ein Fünftel der Patienten behandelt wurde. Im ambulanten Bereich wurden deutlich häufiger unspezifische Diagnosen (I50.9) verwendet als im stationären, wobei über den Studienzeitraum ein Trend zu einem spezifischeren Kodierungsverhalten festgestellt werden konnte. Insgesamt lagen für knapp 15% der HI-Patienten spezifische Diagnosen mit Angaben des Schweregrads vor, die darauf folgende medikamentöse Therapie entsprach allerdings nur bedingt den Leitlinien. So erhielten etwa 40% der Patienten nach einer stationären NYHA-IV-Diagnose im betrachteten Zeitraum nur eine Basismedikation.
Diskussion: Insgesamt ließ sich feststellen, dass die Therapie der Herzinsuffizienz nur zum Teil leitliniengerecht erfolgte. Gerade Frauen in den unteren und mittleren Altersklassen scheinen unterversorgt. Beim Vergleich zwischen diagnostiziertem Krankheitsstadium und darauf folgender Therapie ergaben sich große Diskrepanzen.