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GMDS 2012: 57. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

16. - 20.09.2012, Braunschweig

IT-Unterstützung für die translationale Medizin: Eine Analyse der IST-Zustände in Heidelberg und Leipzig als Basis für die Erarbeitung von Konzepten für das Informationsmanagement von integrierter Forschung und Versorgung

Meeting Abstract

  • Harald Aamot - Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg, Deutschland
  • Sebastian Stäubert - Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie, Universität Leipzig, Deutschland
  • Alfred Winter - Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie, Universität Leipzig, Deutschland
  • Petra Knaup - Institut für Medizinische Biometrie und Informatik, Universität Heidelberg, Deutschland

GMDS 2012. 57. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Braunschweig, 16.-20.09.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12gmds042

doi: 10.3205/12gmds042, urn:nbn:de:0183-12gmds0428

Published: September 13, 2012

© 2012 Aamot et al.
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Text

Einleitung: Daten aus der Versorgung bieten sowohl eine Unterstützung für die klinische Forschung [1] als auch für die Grundlagenforschung [2], [3]. Diese Tatsache erfordert die Integration von Forschung und Versorgung durch die Schaffung von interdisziplinären Forschungs- und Behandlungszentren [4]. Auch die Informationstechnologie wird damit vor neuen Herausforderungen gestellt [5], [6], [7]. Klinische Studien werden mit translationaler Begleitforschung kombiniert. Forschung auf Basis von biologischen Hypothesen wird mit datengetriebener Forschung auf Basis von Genexpressionsdaten verbunden. Bioinformatische Methoden, die Einfluss auf die Versorgung nehmen könnten, müssen in Form von regulierten klinischen Studien am Menschen verifiziert und in die klinische Anwendung übertragen werden.

Material und Methoden: Projekte und Einrichtungen an den Standorten Heidelberg und Leipzig wurden in einem Forschungsaustausch untersucht und auf Ihre IT-Unterstützung hin analysiert. Dabei wurden die Untersuchungen in die Bereiche „IT Architekturen für klinische Studien“ und „IT Architekturen für integrierte Forschung und Behandlung“ geteilt. Im Rahmen der mehrtägigen Aufenthalte wurden Interviews mit Prozess- und EDV-Verantwortlichen Mitarbeitern aus den entsprechenden Institutionen und Projekten geführt. Mit den gewonnenen Erkenntnissen wurden Modelle der Informationsverarbeitung in den analysierten Projekten und Institutionen mit dem 3LGM^2-Modellierungstool [8] erstellt.

Ergebnisse: Ergebnis der Modellierung sind IST-Modelle der IT Architekturen bestehender und laufender translationaler Forschung, sowie der Studiendurchführung an den Standorten Leipzig und Heidelberg. Während die IT Architekturen für klinische Studien schon etabliert und institutionalisiert sind, sind IT Architekturen für translationale Forschungsprojekte projektzentriert. Für klinische Studien haben sich elementare Informationssysteme wie ein Clinical Data Management System (CDMS), ein Pharmakovigilanzsystem (PVS) und ein Patientenregistrierungs- und Randomisationssystem als Standard an beiden Standorten herausgestellt. Dagegen sind die Informationssysteme bei translationaler Forschung sehr heterogen. Selbst Standards bei der Speicherung und Zusammenführung von Genexpressionsdaten sind nicht oder nur teilweise gegeben.

Bei den IT Architekturen wurden sowohl Lösungsansätze in Form der Duplikation und Zusammenführung von Daten in einem Data Warehouse, als auch Lösungen in Form von serviceorientierten Architekturen ohne die Duplikation von Daten identifiziert.

Diskussion und Ausblick: Eine Integration von IT Systemen für die klinische Forschung und für die Verarbeitung von Genexpessionsdaten muss auf seine Sinnhaftigkeit und Zielführung hin evaluiert und analysiert werden. Derzeitig werden hauptsächlich Biometriker mit der Zusammenführung von solchen Daten konfrontiert und stellen selbst eine Verknüpfung über die Identität des Patienten her. Ob in Zukunft auch Forscher solche Daten zusammenführen und Bedarf an einer Integration besteht, ist zu erwarten. Auf Basis der IST-Modelle können erstmals strukturiert Schnittstellen zwischen translationaler und klinischer Forschung auf IT Ebene identifiziert und analysiert werden.

Eine strategische Planung der Integration dieser Systeme kann damit erstellt und vorangetrieben werden. Medizininformatiker nehmen dabei die Schnittstelle zwischen Forschern und Medizinern wahr. Eine Modellierung der IT Architekturen in dieser Form an mehreren Standorten in Deutschland könnte weitere Fakten und Erkenntnisse bringen, mit denen sich ein Referenzmodel für integrierte translationale Forschung entwickeln lässt.

Regulatorische Vorgaben [9] und Datenschutzbelange [10], sowie politische Aspekte müssen bei der Planung der Integration von Forschung und Versorgung zusätzlich berücksichtigt und implementiert werden. Ein generisches Rahmenkonzept für die Erstellung von IT-Lösungen für die Integration von klinischer und translationaler Forschung könnte ein wichtiger Baustein für zukünftige Forschungsprojekte sein.


Literatur

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2.
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3.
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4.
Bumm R, et al. Notwendige Voraussetzungen fur die Funktion eines onkologischen Kompetenzzentrums. Infomationstechnologie, Befunddokumentation und Telekommunikation [Necessary prerequisites for the function of an oncological competence center. Information technology, documentation of findings and telecommunication]. Dtsch Med Wochenschr. 2002;127(17):907-12. DOI: 10.1055/s-2002-25382 External link
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Winter A, et al. Integrated information systems for translational medicine. Methods Inf Med. 2007;46(5):601-7.
6.
Winter A. The Future of Medical Informatics. Some Perspectives of Intra- and Inter-institutional Information Systems. Methods Inf Med. 2009;48(1):62-5.
7.
Ohmann C, Kuchinke W. Future developments of medical informatics from the viewpoint of networked clinical research. Interoperability and integration. Methods Inf Med. 2009;48(1):45-54.
8.
Winter A, et al. 3LGM2-modeling to support management of health information systems. Int J Med Inform. 2007;76(2-3):145-50. DOI: 10.1016/j.ijmedinf.2006.07.007 External link
9.
Ohmann C, et al. Standard requirements for GCP-compliant data management in multinational clinical trials. Trials. 2011;12(1):85.
10.
Faldum A, Pommerening K. An optimal code for patient identifiers. Comput Methods Programs Biomed. 2005;79(1):81-8. DOI: 10.1016/j.cmpb.2005.03.004 External link