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GMDS 2012: 57. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

16. - 20.09.2012, Braunschweig

Dekubitus.Braunschweig – Untersuchung einer Methode zur Steigerung der Ergebnisqualität und Transparenz in der Pflege

Meeting Abstract

  • Annekatrin Gerlach - Braunschweiger Informatik- und Technologie-Zentrum GmbH, Braunschweig, Deutschland
  • Daniel Behrwind - Braunschweiger Informatik- und Technologie-Zentrum GmbH, Braunschweig, Deutschland
  • Heiko Gottschlich - Braunschweiger Informatik- und Technologie-Zentrum GmbH, Braunschweig, Deutschland
  • Brigitte Buhr-Riehm - Stadt Braunschweig, Gesundheitsamt, Braunschweig, Deutschland
  • Reinhold Haux - Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik, Braunschweig, Deutschland
  • Nathalie Gusew - Technische Universität Braunschweig, Deutschland
  • Rainer Schubert - Stadt Braunschweig, Gesundheitsplanung, Braunschweig, Deutschland
  • Maik Plischke - Braunschweiger Informatik- und Technologie-Zentrum GmbH, Braunschweig, Deutschland

GMDS 2012. 57. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Braunschweig, 16.-20.09.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12gmds013

doi: 10.3205/12gmds013, urn:nbn:de:0183-12gmds0139

Published: September 13, 2012

© 2012 Gerlach et al.
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Text

Hintergrund: Eine Möglichkeit, den Versorgungsprozess in der Pflege zu überprüfen, stellt die Nutzung von Qualitätsindikatoren dar [1]. Ein wichtiger Indikator ist die Häufigkeitsrate von Wundliegegeschwüren (lat. Dekubitus), da diese im Regelfall als präventier- und therapierbar gelten [2].

Dekubitus.Braunschweig ist ein Projekt zur systematischen und einheitlichen Erfassung der Dekubitussituation in allen Bereichen der Pflege (Krankenhaus, Altenheime, Pflegedienste) auf regionaler Ebene. Über ein Webportal werden jeden Monat an einem Stichtag Daten von Pflegeeinrichtungen in Braunschweig erfasst. Neben der Datenerfassung ist auch deren Auswertung möglich. Die Rückkopplung der Ergebnisse erfolgt einrichtungsspezifisch und einrichtungsübergreifend, im Vergleich zu anderen Einrichtungen.

Ziel dieses Beitrages ist es, die Ergebnisse der Entwicklung der Dekubitusprävalenz in der Projektlaufzeit und die Nutzung der Datenrückkopplung sowie die Untersuchung auf Zusammenhang zu präsentieren.

Material und Methoden: Gegenstand der durchgeführten Studie ist die Evaluation eines rechnergestützten Anwendungssystems mit Rückkopplungskomponente zur Erfassung der Dekubitusprävalenz in der Stadt Braunschweig. Die Evaluationsstudie gliedert sich in einen quantitativen und einen qualitativen Teil. Die quantitative Teilstudie wurde in Form einer retrospektiven Datenbestandsanalyse geplant. Untersucht wird die Entwicklung der Dekubitusprävalenz über eine Laufzeit von 22 Monaten. Der qualitative Teil der Studie wurde in Form einer prospektiven Befragung der Projektteilnehmer durchgeführt. Die Befragung zielt auf das Verhalten der Nutzer bezüglich der Rückkopplungskomponente ab. Schließlich werden die Ergebnisse beider Studienteile kombiniert, um zu prüfen, ob die Daten der Befragung durch die Erkenntnisse aus der Datenbestandsanalyse untermauert und mögliche Zusammenhänge aufgedeckt werden können.

Ergebnisse: Die Datenbestandsanalyse untersucht die Entwicklung der Dekubitusprävalenz von 11 ambulanten und 22 stationären Pflegeeinrichtungen vom 01.04.2010 bis zum 31.01.2012 auf zweierlei Weisen. Betrachtet werden zum einen die relative Veränderung der Dekubitusprävalenz im Vergleich zum ersten Stichtag und zum anderen die relative Veränderung zur durchschnittlichen Entwicklung. Die vorläufigen Ergebnisse weisen keine bedeutsame Veränderung in der Dekubitusprävalenz über die Laufzeit auf.

Im zweiten Teil der Studie sind 73 Fragebögen an alle in der Projektdatenbank registrierten Pflegekräfte versendet worden. Der Fragebogen umfasst 10 Fragen und zielt neben der Untersuchung der Nutzung der Rückkopplungskomponente darauf ab, den empfundenen Nutzen durch das Projekt zu erfassen. Ausgewertet wurden 38 Fragebögen (Rücklaufquote 52%). Erste Ergebnisse zeigen, dass die überwiegende Mehrheit (26 Personen, n=38) auf die einrichtungsinternen Auswertungen zurückzugreifen, 11 Personen haben die Statistiken nicht genutzt. Die Möglichkeit sich mit anderen Einrichtungen zu vergleichen, nutzt die Hälfte aller Personen, am häufigsten wird dies einmal im Quartal (11 Angaben) durchgeführt. 18 Mal wurde angegeben, den einrichtungsübergreifenden Vergleich nie genutzt zu haben. Das Projekt wurde durchschnittlich mit einer Schulnote von 2,27 bewertet. 32 von 38 Personen sind der Meinung, dass das Projekt zur Qualitätssicherung beiträgt.

Diskussion: Die Studie zeigt, dass die Pflegeeinrichtungen das Projekt Dekubitus.Braunschweig als einen Beitrag zur Qualitätssicherung empfinden, auch wenn sich dies nicht maßgeblich in der Entwicklung der Dekubitusprävalenz widerspiegelt. Die Ergebnisrückkopplung wird von den Einrichtungen mehr einrichtungsintern als -übergreifend genutzt. Die Nutzung von rechnerbasierten Anwendungssystemen mit Rückkopplungskomponente trug im Projekt zur transparenten Darstellung des Pflege-Qualitätsindikators Dekubitus bei. Die Vermutung eines möglichen Zusammenhangs zwischen Datenrückkopplung und Pflegequalität wird im Verlauf der Analyse weiter untersucht und die Ergebnisse vorgestellt und diskutiert.


Literatur

1.
Görres S, Roes M, Mittnacht B, Biehl M, Klün S. Strategien der Qualitätsentwicklung in Pflege und Betreuung: Genesis. In: Strukturen und künftige Ausrichtung der Qualitätsentwicklung in der Betreuung von Menschen mit Pflege- und Hilfebedarf. Heidelberg: Bundeskonferenz zur Qualitätssicherung im Gesundheits- und Pflegewesen e.V.; 2005. p. 243.
2.
Drösler S. Faciliating cross-national comperison of indicators for patient safety at the health-system level in OECD countries. Paris; 2008. (OECD health technical papers; 19)