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GMDS 2012: 57. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

16. - 20.09.2012, Braunschweig

Methodische Grundlagen zur Einschätzung der Evidenz therapeutischer und diagnostischer Verfahren

Meeting Abstract

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  • Holger Schünemann - McMaster University Health Sciences Centre, Department of Clinical Epidemiology & Biostatistics, Hamilton, Canada

GMDS 2012. 57. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Braunschweig, 16.-20.09.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12gmds005

doi: 10.3205/12gmds005, urn:nbn:de:0183-12gmds0053

Published: September 13, 2012

© 2012 Schünemann.
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Seit über 35 Jahren befasst sich die Wissenschaft mit der Methodik zur Bewertung der Qualität der Evidenz und Evidenzhierarchien, insbesondere um durch die Einschätzung des Vertrauens in die Größe von Effektschätzern die Abwägung zwischen Nutzen und Schaden diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen zu unterstützen. Obwohl eine einheitliche Vorgehensweise die Intention der Entwickler von diesen sogenannten „levels of evidence“ war, ist daraus anfänglich eine Flut von Ansätzen zur Evidenzbewertung entstanden, die möglicherweise zu mehr Verwirrung als Transparenz geführt hat. In diesem Vortrag wird Methodik im Kontext der deutschen und internationalen Entwicklung auf dem Gebiet der Evidenzbewertung vorgestellt. Die Kriterien zur Gesamteinschätzung der Qualität der Evidenz (d.h. des Vertrauens in die Größe des Effekts) wie Studiendesign, studienspezifisches Bias-Risiko, fehlende Präzision, Inkonsistenz, Indirektheit, Dosis-Wirkungs-Beziehung, Stärke des Effekts und der Einfluß von plausiblem „confouding“ und Bias werden dargelegt. Die daraus entstehenden Konsequenzen für die Nutzen-Schaden Abwägung und Erstellung von Handlungsempfehlungen unter Beachtung von Wertvorstellungen und Ressourcenverbrauch werden ebenfalls in diesem Kontext, auch auf dem Gebiet der diagnostischen Maßnahmen, anhand von Beispielen beschrieben.

Der Vortrag wird auch erläutern wie diese Kriterien von der Grading of Recommendations, Assessment, Development and Evaluation (GRADE) Arbeitsgruppe in einem einheitlichen System zusammengefasst und weiterentwickelt worden sind, um eine strukturierte Einschätzung der gesamten Evidenz zu einer Fragestellung zu erlauben (http://www.gradeworkinggroup.org/). Das System ist - 12 Jahre nach Gründung der Arbeitsgruppe - von über 60 internationalen Organisationen, zum Beispiel der Weltgesundheitsorganisation (WHO), angenommen worden. GRADE findet bei der Erstellung von systematischen Übersichtsarbeiten, HTA-Berichten und Leitlinien Anwendung. Es bietet einen systematischen und transparenten Ansatz, um präzise Fragestellungen in der Gesundheitsversorgung zu entwickeln, patientenrelevante Endpunkte einzustufen, die Qualität der Evidenz zu bewerten, Synthesen und Zusammenfassungen der vorhandenen Evidenz zu erstellen, sowie hieraus Handlungsempfehlungen, auch durch politische Entscheidungsträger, abzuleiten.