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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Saisonale Schwankung der Inzidenz des Typ 1-Diabetes bei Kindern in Deutschland

Meeting Abstract

  • Joachim Rosenbauer - Deutsches Diabetes-Zentrum. Institut für Biometrie und Epidemiologie, Düsseldorf
  • Christina Bächle - Deutsches Diabetes-Zentrum. Institut für Biometrie und Epidemiologie, Düsseldorf
  • Anna Stahl - Deutsches Diabetes-Zentrum. Institut für Biometrie und Epidemiologie, Düsseldorf
  • Matthias Grabert - Universität Ulm, Institut für Epidemiologie, Ulm
  • Reinhard W. Holl - Universität Ulm, Institut für Epidemiologie, Ulm
  • Guido Giani - Universität Ulm, Institut für Epidemiologie, Düsseldorf

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds575

doi: 10.3205/11gmds575, urn:nbn:de:0183-11gmds5757

Published: September 20, 2011

© 2011 Rosenbauer et al.
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Text

Einleitung/Hintergrund: Studien zur saisonalen Variation der Inzidenz des Typ 1-Diabetes (T1DM) zeigten widersprüchliche Ergebnisse. Eine wichtige Voraussetzung für die valide Schätzung saisonaler Unterschiede ist eine hinreichend große Kohorte von T1DM-Fällen. Ziel der Studie war die Untersuchung der Saisonalität der T1DM-Inzidenz bei Kindern im Alter von 0-14 Jahren in NRW im 12-Jahreszeitraum 1996-2007.

Material und Methoden: Analysiert wurden Daten des NRW-Diabetesinzidenzregisters, welches T1DM-Neuerkrankungen mit Hilfe von drei Datenquellen erfasst (ESPED, Praxisbefragungen, DPV-Datenbank). Im Studienzeitraum 1996-2007 wurden insgesamt 7129 neu diagnostizierte Kinder (3735 Jungen, 3394 Mädchen) im Alter von 0-14 Jahren erfasst. Die durchschnittliche Risikopopulation betrug 2,84 Millionen Kinder. Die Erfassungsvollständigkeit wurde auf 98% geschätzt. Saisonale Schwankungen der T1DM-Inzidenz wurden mit Poisson-Regressionsmodellen mit dem Diagnosemonat als unabhängige Zeitvariable untersucht. Der zeitliche Trend bzw. die Saisonalität wurden mit einem linearen Term bzw. Sinus- und Kosinustermen modelliert. Die saisonalen Schwankungen wurden über die Studienperiode als zeitunabhängig angesehen.

Ergebnisse: Die durchschnittliche monatliche Inzidenz schwankte zwischen 16,6 pro 100.000 Personenjahre im Juli und 24,9 im Januar. Niedrigere Inzidenzen wurden von April bis August gefunden, höhere zwischen September und März. Im sinusoidalen Regressionsmodell zeigte sich eine signifikante saisonale Variation der T1DM-Inzidenz (p<0,001). Das Minimum lag Ende Juni bis Juli, das Maximum im Dezember bis Januar. Das modellbasierte Verhältnis von Maximum zu Minimum (RR(max/min)) lag bei 1,34. Bei Jungen und Mädchen fanden sich signifikante saisonale Muster (p<0,001), jedoch war die Amplitude bei Jungen größer (RR(max/min): 1,46 vs. 1,24)) und das Minimum lag etwas früher als bei Mädchen. Eine signifikante Saisonalität zeigte sich auch in den untersuchten Altersgruppen (p<0,005). In den beiden älteren Altersgruppen war die Amplitude ähnlich (RR(max/min): 5-9 J.: 1,43; 10-14 J: 1,38), in der jüngsten Altersgruppe war sie deutlich kleiner (RR(max/min): 1,25). Modellbasiert lagen die Minima in den Altersgruppen 0-4, 5-9 und 10-14 Jahre im Mai, Juni, und Juli.

Diskussion/Schlussfolgerungen: Diese Studie zeigt eine signifikante saisonale Variation der T1DM-Inzidenz bei beiden Geschlechtern und in allen Altersgruppen auf der Basis einer großen Kohorte von T1DM-Fällen. Die saisonalen Muster von Jungen und Mädchen unterschieden sich leicht, die der Altersgruppen deutlicher. Die Saisonalität der T1DM-Inzidenz weist auf die Bedeutung von externen Einflüssen für die Ätiologie der Erkrankung hin. Die Schwankungen könnten auf saisonale Faktoren (wie z.B. Virusinfektionen) zurückzuführen sein, welche die Insulin produzierenden Betazellen unter Stress setzen. Eine verzögerte Diagnose bei älteren Kindern ist möglicherweise die Ursache für die Verschiebung des Inzidenzminimums mit dem Alter.

Gefördert von: BMG, MIWF NRW, Kompetenznetz Diabetes mellitus gefördert vom BMBF (01GI0802)