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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Nutzen der DMP-Dokumentationsdaten: Basis und Messgrundlage für Qualitätsmaßnahmen

Meeting Abstract

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  • Frank Hofmann - Kassenärztliche Vereinigung Bayerns, München
  • Ewan Donnachie - Kassenärztliche Vereinigung Bayerns, München

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds559

doi: 10.3205/11gmds559, urn:nbn:de:0183-11gmds5594

Published: September 20, 2011

© 2011 Hofmann et al.
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Einleitung: In Bayern sind ca. 825.000 chronisch kranke Patienten in einem Disease-Management-Programm (DMP) eingeschrieben. Zu Zwecken der Qualitätssicherung dokumentieren über 9000 koordinierende Ärzte deren Behandlungsverlauf. Die Gemeinsame Einrichtung DMP Bayerns - bestehend aus Vertretern der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns und der Krankenkassen - ist mit der Qualitätssicherung in den DMP beauftragt. Anhand ausgewählter Beispiele wird erläutert, wie mit Hilfe der Dokumentationsdaten ein effektives Qualitätsmanagement durchgeführt werden kann.

Methoden: Die in den DMP festgelegten Qualitätsziele fokussieren die Aufmerksamkeit auf potenzielle Probleme, stellen jedoch statistisch gesehen ein vereinfachtes Bild der Versorgungsrealität dar. Bei der Interpretation dieser Ziele sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen: die Definition des Zieles, die Verteilung der Ergebnisse unter den Praxen, das Dokumentationsverhalten der Praxen sowie strukturelle Voraussetzungen. Ergänzende Auswertungen ermöglichen es, das Ausmaß möglicher Probleme zu quantifizieren und einen konkreten Handlungsbedarf zu definieren.

Ergebnisse: Beispiel 1: Diabetischer Fuß ist eine besonders aufwendige Folgeerkrankung des Diabetes mellitus. Ab Wagner-Stadium 2 und/oder Armstrong-Stadium C ist eine Mitbehandlung durch eine spezialisierte Einrichtung erforderlich. Im ersten Halbjahr 2009 waren nur 18% der Typ-1-Diabetiker und 26% der Typ-2-Diabetiker entsprechend überwiesen worden. Eine gründliche Analyse der Thematik hat Handlungsbedarf bestätigt, die Validität dieser Zahlen jedoch in Frage gestellt. Zum Beispiel werden die meisten Typ-1-Patienten bereits in Schwerpunktpraxen betreut, die als Fußeinrichtungen keine "Überweisung" dokumentiert haben. Eine Korrektur des Feedbackberichts an die Ärzte war möglich. Unter den Typ-2-Diabetikern hingegen ist unter Berücksichtigung verschiedenster Dokumentationsschwierigkeiten keine adäquate Zielerreichung zu finden. Als Maßnahme wird eine Online-Fortbildung konzipiert, die auch auf die Schnittstellenproblematik eingehen soll.

Beispiel 2: Im DMP Asthma bronchiale soll jeder Patient einen schriftlichen Selbstmanagementplan erhalten. Laut dem Feedbackbericht erfolgt dies bei weniger als 50% der Patienten. Dieser Mittelwert ist interpretationsbedürftig, da unter den Praxen zwei unterschiedliche Gruppen vorhanden sind: Praxen, die sehr selten und Praxen, die sehr häufig einen Selbstmanagementplan einsetzten. Hinzu kommt, dass die Zielerreichung unter Kinder- und Jugendlichen wesentlich höher ist (86%). Auch unter Berücksichtigung möglicher Auswertungsprobleme (z.B. wurde die Ausstellung von Selbstmanagementplänen der Vergangenheit nicht aktuell dokumentiert) bleibt ein deutliches Verbesserungspotenzial bestehen. Als Qualitätsmaßnahme wurde in Verbindung mit Dr. Andreas Hellmann eine Vorlage für einen Selbstmanagementplan erstellt und an alle Praxen verteilt.

Diskussion: Viele Studien beschäftigen sich mit der Frage, ob DMP zu einer tatsächlichen Verbesserung der Versorgung geführt hat. Wir sehen jedoch einen weiteren Nutzen der DMPs: Die DMP-Dokumentationsdaten ermöglichen eine effektive und evidenzbasierte Qualitätssicherung. So sind zuverlässige Aussagen über die Versorgungsqualität und deren Entwicklung zu machen, die sonst nicht möglich wären.

Literatur: Die Feedbackberichte der Gemeinsamen Einrichtung DMP Bayerns sind online verfügbar unter http://www.kvb.de/de/praxis/praxisfuehrung/neue-versorgungsformen/dmp/feedbackberichte.html.