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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Verteilungsbasierte Analyse gesundheitlicher Auswirkungen des Umwelt-Stressors Lärm (VegAS-Projekt)

Meeting Abstract

  • Zita Schillmöller - Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW), Fakultät Life Sciences, Forschungsschwerpunkt Public Health, Hamburg
  • Michael Schümann - Freie Hansestadt Hamburg, Behörde für Familie, Soziales, Gesundheit und Verbraucherschutz (BSG), Amt für Gesundheit und Verbraucherschutz /Umwelt und Gesundheit, Hamburg
  • Thomas Claßen - Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG 7 Umwelt & Gesundheit, Bielefeld
  • Odile Mekel - Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit Nordrhein-Westfalen (LIGA.NRW), WHO CollaboratingCentrefor Regional HealthPolicyand Public Health, Fachgruppe 4.2 Innovation in der Gesundheit, Bielefeld
  • André Conrad - Umweltbundesamt, FG II 1.6 Expositionsschätzung, gesundheitsbezogene Indikatoren, Berlin
  • Reinhard Samson - Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG 7 Umwelt & Gesundheit, Bielefeld
  • Claudia Terschüren - Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit Nordrhein-Westfalen (LIGA.NRW), WHO CollaboratingCentrefor Regional HealthPolicyand Public Health, Fachgruppe 4.2 Innovation in der Gesundheit, Bielefeld
  • Johann Popp - Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW), Fakultät Life Sciences, Forschungsschwerpunkt Public Health, Hamburg
  • Nadine Steckling - Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG 7 Umwelt & Gesundheit, Bielefeld
  • Julia Röttger - Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW), Fakultät Life Sciences, Forschungsschwerpunkt Public Health, Hamburg
  • Dirk Wintermeyer - Umweltbundesamt, FG II 1.6 Expositionsschätzung, gesundheitsbezogene Indikatoren, Berlin
  • Claudia Hornberg - Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG 7 Umwelt & Gesundheit, Bielefeld

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds372

doi: 10.3205/11gmds372, urn:nbn:de:0183-11gmds3727

Published: September 20, 2011

© 2011 Schillmöller et al.
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Text

Hintergrund: Im Rahmen des Projektes VegAS (Verteilungsbasierte Analyse gesundheitlicher Auswirkungen von Umwelt-Stressoren) werden Stärke und Häufigkeit von gesundheitlichen Auswirkungen bevölkerungsrelevanter Expositionsquellen untersucht. Der Projektteil „Lärm“ analysiert in diesem Kontext die Literaturlage zu Expositions-Wirkungs-Funktionen (EWF), zu Daten zur Expositionsprävalenz und berechnet den Grad der Betroffenheit der Allgemeinbevölkerung. Lärm ist hierbei ein heterogenes Expositionskonstrukt. Im Rahmen dieser Environmental Burden of Disease-Studie (EBD) wird eine quantitative Einschätzung der gesundheitlichen Wirkungen von Verkehrslärm (Straßenverkehr, Schiene, Flugverkehr) und anderer Lärmquellen vorgenommen. Die Lärmquellen sind mit unterschiedlichen Gesundheitsendpunkten assoziiert.

Material und Methoden: Expositions-Wirkungs-Funktionen (EWFs) werden durch publizierte epidemiologische Studien bzw. aktuelle Leitlinien begründet. Quantitative Angaben in dB(A) und qualitative Lärmeinschätzungen werden für Verkehrslärm und Freizeitlärm beschrieben. Als Gesundheitsendpunkte wurden für Verkehrslärm Lärmbelästigung, Schlafstörungen, koronare Herzerkrankungen, Herzinfarkte und Schlaganfall sowie Schwerhörigkeit und Tinnitus für Freizeitlärm berücksichtigt. Prävalenzen dieser Gesundheitsendpunkte, stratifiziert nach Alter und Geschlecht, wurden durch eine Survey-basierte Sekundäranalyse ermittelt.

Die Prognose der Wirkungsverteilung geht von empirisch begründeten Expositionsszenarien und –prävalenzen, basierend auf epidemiologisch abgeleiteten Modellen aus. Parameter- und Modellunsicherheiten werden dokumentiert. Zur Berechnung der verlorenen Lebens- (YLL) und Krankheitsjahre (YLD) werden neben geschätzten absoluten Häufigkeiten die populationsbezogenen attributablen Fälle berichtet. Die WHO-basierten „disability adjusted life years“ (DALY) werden geschätzt und mit der Krankheitslast anderer Umwelt-Stressoren verglichen. Vorhandene Unsicherheiten werden detailliert beschrieben.

Ergebnisse: Die Expositionsprävalenz für Straßen-, Schienen- und Fluglärm in Ballungsräumen lässt sich gut beschreiben. Zur Prävalenz von Freizeit- und Nachbarschaftslärm (Veranstaltungs-, Disko-, MP3-Player, etc.) und gesundheitlichen Auswirkungen liegen kaum Daten vor, daher wird die Schätzung von großen Unsicherheitsbereichen begleitet. Datenlücken ergeben sich bzgl. der Stratifizierung nach Geschlecht, Alter und Expositionsdauer (für alle Lärmarten). Expositionskumulationen der unterschiedlichen Lärmquellen werden in epidemiologischen Studien gar nicht berücksichtigt; eine Berücksichtigung kummulativer Wirkungen ergibt deutlich höhere individuelle Risiken. Verteilungsbasierte Expositions-Wirkungs-Modelle belegen die Relevanz von Lärm als Risikofaktor. Der Anspruch auf eine ausschöpfende Beschreibung der lärmbedingten Krankheitslast wird durch den derzeitigen Stand der Forschung limitiert

Schlussfolgerungen: Für Lärm bezogene EBD-Berechnungen stehen nur teilweise geeignete Daten zur Verfügung. Unsicherheits- und Sensitivitätsanalysen erscheinen für prognostizierte Lärmwirkungen und DALYs dringlich. Das VegAS-Vorhaben strebt an, gesundheits- und umweltpolitische Entscheidungsprozesse durch die Quantifizierung der umweltbedingten Krankheitslast zu unterstützen. Vorläufige Ergebnisse werden im Sommer 2011 erwartet.