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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Erklärungsmodelle zum Einfluss kleinräumiger kontextueller Faktoren auf die Entstehung gesundheitlicher Ungleichheit – Ein systematischer Review

Meeting Abstract

  • Verena Bohn - AG Epidemiologie & International Public Health, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld, Bielefeld
  • Sven Voigtländer - AG Epidemiologie & International Public Health, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld, Bielefeld
  • Andreas Mielck - Helmholtz Zentrum München – Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen, Neuherberg
  • Oliver Razum - AG Epidemiologie & International Public Health, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld, Bielefeld

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds328

doi: 10.3205/11gmds328, urn:nbn:de:0183-11gmds3287

Published: September 20, 2011

© 2011 Bohn et al.
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Einleitung: Die Erforschung des Zusammenhangs zwischen kleinräumigem Kontext und Gesundheit rückt zunehmend in den Fokus der Sozialepidemiologie, da gesundheitliche Ungleichheiten nur unzureichend durch individuelle Merkmale erklärt werden können. Zwar konnten materielle und soziale Lebensverhältnisse auf kleinräumiger Ebene in einigen Studien bereits als vermittelnde Instanz zwischen sozialer und gesundheitlicher Ungleichheit belegt werden. Jedoch fehlt es den meisten empirischen Arbeiten an einer hinreichenden theoretischen Basis. Deswegen untersuchen wir, welche Theorien und Erklärungsmodelle bezüglich des Einflusses kleinräumiger Faktoren auf die Gesundheit vorliegen.

Methoden: Es wurde eine systematische Literatursuche durchgeführt unter Heranziehung der Datenbanken Pubmed, SSCI, PsycINFO, SOMED und Current Contents Medizin. Als Suchtermini wurden jeweils Synonyme für „Raumbezug“, „Gesundheit“ und „Erklärungsmodell“ definiert. Außerdem wurden die Literaturverzeichnisse der bereits bekannten Artikel gescreent. Publikationen wurden in die Untersuchung eingeschlossen, wenn sie das Kriterium der Be-schreibung eines umfassenden Modellvorschlags zum Einfluss kleinräumiger kontextueller Faktoren auf die Entstehung gesundheitlicher Ungleichheit erfüllen. Ausgeschlossen wurden rein empirische Arbeiten oder Arbeiten, die sich auf eine Exposition oder ein Outcome beschränken.

Ergebnisse: Insgesamt ergab die Suche 1.213 Artikel. Nach Ausschluss der nicht relevanten Titel (1.067) und der Doppelungen (15) wurden von den gescreenten 131 Abstracts und 45 Volltexten letztendlich 11 Artikel in die weitere Analyse mit aufgenommen wurden. Vier der eingeschlossenen Artikel machen einen konzeptuellen, theoriebasierten Modellvorschlag. Die übrigen Studien verweisen meist auf empirische Ergebnisse, welche die Ableitung einzelner kausaler Pfade rechtfertigen. Der Großteil der Arbeiten beschränkt sich auf einzelne Teilbereiche des Zusammenhangs zwischen dem kleinräumigen Kontext und gesundheitlicher Ungleichheit. So legen einige Studien den Fokus auf kardiovaskuläre Erkrankungen bzw. deren Einflussfaktoren, während andere Studien sich auf psychosoziale Prozesse zwischen der kleinräumigen Umwelt und der Gesundheit beziehen. Bis auf zwei Publikationen verdeutlichen alle Arbeiten die einzelnen Pfade in einer Modellabbildung.

Diskussion: Aus den untersuchten Publikationen können mehrere Elemente abgeleitet werden, die den Zusammenhang zwischen dem kleinräumigen Kontext und gesundheitlicher Ungleichheit erklären (z. B. soziale Struktur des kleinräumigen Kontexts, spezifische kontextuelle Ressourcen sowie verhaltensbezogene und kognitive Pfade ihrer Verinnerlichung). Da die Beiträge von unterschiedlicher Qualität sind und verschiedene Ziele verfolgen, sollte das passende Modell jeweils in Abhängigkeit von der Fragestellung ausgewählt werden. Die weitere Forschung sollte sich der Integration der bereits existierenden Modellvorschläge zu einem umfassenden Erklärungsmodell gesundheitlicher Ungleichheit widmen.