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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Quecksilberverwendung im handwerklichen Goldabbau in Simbabwe: Bestimmung der Krankheitslast von chronischer Quecksilbervergiftung durch den Environmental Burden of Disease-Ansatz

Meeting Abstract

  • Nadine Steckling - Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Arbeitsgruppe 7 – Umwelt & Gesundheit, Bielefeld, Deutschland; Institute of Public Health, Medical Decision Making and Health Technology Assessment, Department of Public Health and Health, Bielefeld
  • Stephan Böse-O'Reilly - Institute of Public Health, Medical Decision Making and Health Technology Assessment, Department of Public Health and Health Technology Assessment, UMIT – UMIT - Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik, Hall i. T.
  • Paulo Pinheiro - Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG 2 – Bevölkerungsmedizin und biomedizinische Grundlagen, Bielefeld, Deutschland, Bielefeld
  • Dietrich Plaß - Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG 2 – Bevölkerungsmedizin und biomedizinische Grundlagen, Bielefeld, Deutschland, Bielefeld
  • Dennis Shoko - Universität Simbabwe, Harare, Simbabwe, Simbabwe
  • Uwe Siebert - Institute of Public Health, Medical Decision Making and Health Technology Assessment, Department of Public Health and Health Technology Assessment, UMIT – UMIT - Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik, Hall i. T.
  • Claudia Hornberg - Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG 7 – Umwelt & Gesundheit, Bielefeld, Deutschland, Bielefeld

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds323

doi: 10.3205/11gmds323, urn:nbn:de:0183-11gmds3231

Published: September 20, 2011

© 2011 Steckling et al.
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Text

Einleitung/Hintergrund: In Simbabwe/Afrika sind viele Einwohner von starker Armut betroffen und sichern ihren Lebensunterhalt durch Goldabbau in einem informellen Setting. Im Goldgewinnungsprozess wird Quecksilber verwendet, was sowohl bei den Minenarbeiter/-innen als auch bei den Anwohner/-innen in Minengebieten eine starke Quecksilberexposition sowie adverse gesundheitliche Effekte verursacht. Der Environmental Burden of Disease-Ansatz wurde eingesetzt, (1) um die gesundheitlichen Auswirkungen der Quecksilberexposition für Simbabwe zu quantifizieren und (2) diese mit Krankheitslasten (a) anderer Erkrankungen und (b) anderer Umwelt-Stressoren zu vergleichen.

Material und Methoden: Als Datengrundlage wurden epidemiologische und demographische Daten über die exponierte und erkrankte Bevölkerung in Simbabwe aus dem Jahr 2004 verwendet: Informationen über die Gesamtbevölkerung und die Gesamtmortalität stammen von den Vereinten Nationen [1], [2]. Die Alters- und Geschlechterverteilung der Goldminenarbeiter/-innen und Anwohner/-innen in Goldminengebieten konnten aus der internationalen Literatur ermittelt werden. Eine Abschätzung der Prävalenz chronischer Quecksilbervergiftungen erfolgte auf Grundlage von zwei Feldstudien. Fehlende epidemiologische Daten wurden mit dem Modellierungsprogramm DisMod II der Weltgesundheitsorganisation generiert. Für die Berechnung der Krankheitslast wurden das Summenmaß Disability-Adjusted Life Year (DALY) verwendet. Durch die Schätzung des geringsten anzunehmenden DALY-Szenarios kann eine Überschätzung ausgeschlossen werden. Die Ergebnisse wurden mit DALY-Abschätzungen anderer Erkrankungen und Umwelt-Stressoren aus der Global Burden of Disease 2004-Studie verglichen [3], [4], [5].

Ergebnisse: Die vorläufigen Ergebnisse der Studie zeigen auf, dass im Jahr 2004 in Simbabwe 4,24 DALYs/1.000 Einwohner (gesamt 52.932 DALYs) auf chronische Quecksilbervergiftungen, ausgelöst durch die Quecksilberverwendung im Goldabbau, zurückzuführen sind. Die am stärksten betroffene Gruppe stellen die männlichen Goldminenarbeiter mit 9,7 DALYs/1.000 Einwohner dar. Die geschätzte Krankheitslast ist vergleichbar mit der Krankheitslast durch Asthma bronchiale in Simbabwe (4,5 DALYs/1.000 Einwohner), durch Straßenverkehrsunfälle (4,16 DALYs/1.000 Einwohner) oder Hörverlust in Europa (4,44 DALYs/1.000 Einwohner). Die auf Umwelt-Stressoren zurückführbaren Anteile der Krankheitslast für kardiovaskuläre Erkrankungen in Deutschland (3,9 DALYs/1.000 Einwohner), sowie Krebs (außer Lungenkrebs) in Ungarn (4,1 DALYs/1.000 Einwohner), weisen ebenfalls ein leicht geringeres, dennoch vergleichbares Ausmaß an Krankheitslast auf.

Diskussion/Schlussfolgerung: Die Krankheitslast chronischer Quecksilbervergiftungen, ausgelöst durch die Quecksilberverwendung im Goldabbau in Simbabwe, konnte quantifiziert und als gesundheitsrelevant identifiziert werden. Die in der vorliegenden Untersuchung geschätzte Krankheitslast ist vergleichbar mit Krankheitslasten, die für andere, bereits als relevant erachtete Krankheiten und Umwelt-Stressoren ermittelt worden sind. Die Kombination von Daten unterschiedlicher Quellen ermöglichte trotz limitierter Datenverfügbarkeit eine Abschätzung der Krankheitslast. Die Ergebnisse deuten das Ausmaß der chronischen Quecksilberbelastung für die in Simbabwe lebende Bevölkerung an und weisen einen dringenden Handlungsbedarf auf.


Literatur

1.
UN. World Population Prospects, the 2008 Revision. Standard Variants: Population by Age and Sex – Annual [database on the Internet]. United Nations (UN), Department of Economic and Social Affairs, Population Division, Population Estimates and Projections Section. 2009. Available from: http://esa.un.org/unpd/wpp2008/peps_population-by-age-and-sex_5x1.htm [cited 20. August 2010] External link
2.
UN. World Population Prospects, the 2008 Revision. Standard Variants: Mortality Indicators by Age [database on the Internet]. United Nations (UN), Department of Economic and Social Affairs, Population Division, Population Estimates and Projections Section. 2009. Available from: http://esa.un.org/unpd/wpp2008/peps_mortality-indicators-by-age.htm [cited 20. August 2010] External link
3.
WHO. Country profile of Environmental Burden of Disease. 2009. Available from: http://www.who.int/quantifying_ehimpacts/national/countryprofile/en/index.html External link
4.
WHO. Disease and injury country estimates. Death and DALY estimates for 2004 by cause for WHO Member States [database on the Internet]. 2009. Available from: http://www.who.int/healthinfo/global_burden_disease/estimates_country/en/index.html [cited June 2010] External link
5.
WHO. Disease and injury regional estimates for 2004. Standard DALYs (3% Discounting, Age Weights) – WHO regions [database on the Internet]. 2009. Available from: http://www.who.int/healthinfo/global_burden_disease/estimates_regional/en/index.html [cited June 2010] External link