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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Unterschiedliche Aspekte der selbstberichteten gesundheitsbezogenen Lebensqualität von 450 Melanompatienten aus Schleswig-Holstein

Meeting Abstract

  • Annika Waldmann - Institut für Klinische Epidemiologie e.V. UK S-H, Campus Lübeck, Lübeck
  • Sandra Nolte - ADP e.V., Hamburg
  • Ron Pritzkuleit - Institut für Krebsepidemiologie e.V., Lübeck
  • Eckhard W. Breitbart - Elbe-Kliniken, Zentrum für Dermatologie, Buxtehude
  • Alexander Katalinic - Institut für Krebsepidemiologie e.V. / Klinische Epidemiologie, Lübeck

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds322

doi: 10.3205/11gmds322, urn:nbn:de:0183-11gmds3221

Published: September 20, 2011

© 2011 Waldmann et al.
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Text

Einleitung/Hintergrund: In den letzten Jahren haben patientenzentrierte Endpunkte in der Bewertung von medizinischen Maßnahmen an Bedeutung gewonnen – so auch die selbstberichtete, gesundheitsbezogene Lebensqualität. Während die Datenlage für Brust-, Prostata- oder auch Darmkrebs als sehr gut zu bezeichnen ist, gibt es nur wenig Literatur zu Langzeiteffekten von Diagnose und Therapie auf die Lebensqualität bei Melanompatienten. Die wenigen, bislang publizierten Studien stammen überwiegend aus spezialisierten Melanomzentren oder betrachten Patienten mit spezieller, additiver Therapie. „Durchschnittliche“ Melanompatienten standen bislang nur selten im Forschungsfokus [1]. Auch der Vergleich der Lebensqualität von Melanompatienten und der Allgemeinbevölkerung wurde bislang selten vorgenommen. Hinweise auf eine vergleichbare Lebensqualität von Melanompatienten und der Allgemeinbevölkerung sind in einer jüngst erschienenen, niederländischen Querschnittsstudie zu finden [2].

Material/Methoden: Die gesundheitsbezogene Lebensqualität wurde mittels EORTC QLQ-C30 zu zwei Zeitpunkten (Q1: 15 Monate nach Diagnosestellung; Q2: zwei Jahre später) bei 450 Teilnehmern der populationsbezogenen OVIS-Studie schriftlich erfragt. Die Teilnehmerrekrutierung erfolgte über das Krebsregister Schleswig-Holstein. Folgende Annahmen lagen den Auswertungen zugrunde: (1) Die Lebensqualität von Melanompatienten ist geringer als die der deutschen Referenzbevölkerung (angepasst an Alter, Geschlecht der OVIS-Patienten) [3]. (2) Tumorlokalisation und Tumorstadium beeinflussen die Lebensqualität; Patienten mit Melanomlokalisation im Kopf-Hals-Bereich und Patienten mit prognostisch ungünstigen T3- oder T4-Tumoren weisen eine geringe Lebensqualität auf. (3) Aufgrund von Adaption verbessert sich die Lebensqualität im zeitlichen Verlauf. Ein klinisch relevanter Unterschied wird bei einem Unterschied von ≥10 Punkten angenommen [4].

Ergebnisse: Mit Ausnahme des globalen Gesundheits-/Lebensqualitäts-Scores lagen die Unterschiede zwischen Melanompatienten und der Allgemeinbevölkerung bei der Erstbefragung <10 Punkten. Bei Stratifikation nach Tumorlokalisation bzw. Stadium zeigten sich auf keiner Skala klinisch bedeutsame Unterschiede. Auch im zeitlichen Verlauf konnten keine klinisch relevanten Veränderungen gemessen werden. Dies galt jeweils für das Gesamtkollektiv sowie für die Subgruppe der Männer und die der Frauen. Wurde das Kollektiv entsprechend des Gesundheitsstatus bei Q2 (Progression/geheilt) und Geschlecht stratifiziert, zeigten sich zwischen Q1 und Q2 vornehmlich bei Frauen mit Progression klinisch relevante Abnahmen in der Emotionalen Funktion und klinisch relevante Zunahmen hinsichtlich Schlaflosigkeit, Dyspnoe und Fatigue.

Diskussion/Schlussfolgerungen: Das Nichtvorhandensein von klinisch relevanten Unterschieden zwischen verschiedenen Strata (Tumorlokalisation, Tumorstadium) war unerwartet. Möglicherweise ist das verwendete, generische Fragebogeninstrument nicht sensitiv genug, um Unterschiede bei Melanompatienten aufzudecken. Ein Melanom-spezifisches Erhebungsinstrument wird derzeit entwickelt und könnte zukünftig zu einem besseren Verständnis der Lebensqualität bei Melanompatienten beitragen. Die Stabilität der Lebensqualität im zeitlichen Verlauf war ebenfalls nicht erwartet worden und könnte darin begründet sein, dass die Hauptadaptionsprozesse 15 Monate nach der Diagnosestellung (Q1) bereits abgeschlossen waren.

Die OVIS Studie wurde durch die Deutsche Krebshilfe e.V. (Fördernummer 70-2901-BU I) finanziell unterstützt.


Literatur

1.
Cornish D, Holterhues C, van de Poll-Franse LV, Coebergh JW, Nijsten T. A systematic review of health-related quality of life in cutaneous melanoma. Ann Oncol. 2009;20(Suppl 6):vi51-8.
2.
Holterhues C, Cornish D, van de Poll-Franse LV, Krekels G, Koedijk F, Kuijpers D, Coebergh JW, Nijsten T. Impact of melanoma on patients' lives among 562 survivors: a dutch population-based study. Arch Dermatol. 147:177-85.
3.
Schwarz R, Hinz A. Reference data for the quality of life questionnaire EORTC QLQ-C30 in the general German population. European Journal of Cancer. 2001;37:1345-51.
4.
Osoba D, Rodrigues G, Myles J, Zee B, Pater J. Interpreting the significance of changes in health-related quality-of-life scores. Journal of Clinical Oncology. 1998;16:139-44.