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Schätzung der Vollzähligkeit der bundesdeutschen Krebsregisterdaten
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Published: | September 20, 2011 |
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Hintergrund: Wichtigste Voraussetzung für eine Nutzung epidemiologischer Krebsregisterdaten ist deren Vollzähligkeit, d.h. die Erfassung möglichst aller im Einzugsgebiet des Registers diagnostizierten Krebserkrankungen. Mehr als 25 Jahre hat die Dachdokumentation Krebs im Robert Koch-Institut (RKI) die epidemiologischen Daten der Landeskrebsregister in Deutschland u. a. auf ihre Vollzähligkeit geprüft. Mit dem im August 2009 in Kraft getretenen Bundeskrebsregisterdatengesetz ging die Dachdokumentation Krebs in das neu gebildete Zentrum für Krebsregisterdaten (ZfKD) am RKI über, wobei sich die jährliche Schätzung des Erfassungsgrades zu einer gesetzlichen Aufgabe entwickelt hat.
Methodik: Im Zusammenhang mit der Neustrukturierung am RKI ist das schon langjährig eingesetzte Verfahren der Vollzähligkeitsschätzung an die inzwischen deutlich verbesserte Krebsregistrierung in Deutschland angepasst worden. Dazu hatte das RKI im letzten Jahr einen Workshop zur Vollzähligkeitsschätzung organisiert, aus dem heraus eine Arbeitsgruppe zur Überarbeitung der Methode gebildet wurde. Im Ergebnis wird die Schätzung der Vollzähligkeit von Krebsregisterdaten grundsätzlich weiterhin auf dem von der IARC vorgeschlagenen Quotienten aus Mortalität und Inzidenz (M/I) basieren. Dahinter steht die Annahme, dass sich die Überlebensaussichten von Krebspatienten in allen Regionen Deutschlands nicht wesentlich unterscheiden. Zur Eliminierung von Zufallsvariation in den geschlechts- und lokalisationsspezifischen Indikatoren werden diese zuvor mittels linearer Poisson-Regressionen modelliert. Die derartig geglätteten M/I-Quotienten eines zu untersuchenden epidemiologischen Krebsregisters werden gegen entsprechende Quotienten eines Datenpools aus Vergleichs- bzw. Referenzregistern geprüft. In dem fest vorgegebenen Datenpool sind die Daten derjenigen Krebsregister aus Deutschland zusammengefasst, die sowohl über mindestens 10 Jahre flächendeckend zur Verfügung stehen als auch einen DCO-Anteil von unter 15% sowie nach der bisherigen Schätzmethode eine ausreichende Vollzähligkeit für alle Krebserkrankungen insgesamt ausweisen. Im Gegensatz zur früheren Schätzmethode wird für alle zu untersuchenden Krebslokalisationen derselbe Datenpool verwendet, auch die Vollzähligkeit der Register im Datenpool kann nun überprüft werden. Die Vollzähligkeit für Krebs gesamt wird zudem nicht mehr durch separate Modellierung, sondern additiv über die Werte für die einzelnen Lokalisationen bestimmt. Außerdem werden zur besseren Beurteilung der Genauigkeit der Indikatoren zukünftig Vertrauensbereiche auf der Basis computerintensiver Bootstrapping-Verfahren berechnet.
Ergebnisse: Am Beispiel von Brustkrebs bei Frauen, d.h. einer der in Deutschland mit am besten erfassten Krebslokalisationen, werden aktuelle Ergebnisse zur Vollzähligkeit aus verschiedenen Regionen Deutschlands gezeigt und miteinander verglichen. Dabei werden erstmals auch Vertrauensintervalle sowohl für die geschätzten Erfassungsgrade als auch für die im jeweiligen Krebseinzugsgebiet erwarteten Inzidenzen präsentiert.