Article
Potenzial für die Senkung der Brustkrebsinzidenz bei postmenopausalen Frauen durch körperliche Aktivität
Search Medline for
Authors
Published: | September 20, 2011 |
---|
Outline
Text
Hintergrund: Der protektive Effekt von körperlicher Aktivität auf das Brustkrebsrisiko, insbesondere bei postmenopausalen Frauen, wurde in vielen Studien gezeigt [1]. Das attributable Risiko von körperlicher Aktivität (der Anteil der inzidenten Brustkrebsfälle, der durch körperliche Aktivität vermieden werden könnte) wurde dagegen von nur wenigen Studien untersucht. Nur eine davon [2] hat die Heterogenität von Brustkrebs hinsichtlich des Hormonrezeptor-Status berücksichtigt.
Material und Methoden: Wir analysierten Daten von 3.074 invasiven Brustkrebsfällen und 6.386 Kontrollen aus der MARIE-Studie, einer großen bevölkerungsbezogenen Fall-Kontroll-Studie zu Risikofaktoren für postmenopausalen Brustkrebs, die 2002 bis 2005 in Deutschland durchgeführt wurde [3]. Teilnehmerinnen gaben Informationen zu Brustkrebsrisikofaktoren an, unter anderem zu ihrer typischen körperlichen Aktivität seit dem 50. Lebensalter. Mit multivariablen logistischen Regressionsmodellen berechneten wir adjustierte Odds-Ratios (OR) und, erstmals für die deutsche Bevölkerung, attributable Risiken für körperliche Aktivität [4]. Mit multivariablen polynomialen Regressionsmodellen berechneten wir auch OR und attributable Risiken für Brustkrebssubtypen in Abhängigkeit vom Östrogen- bzw. Progesteron-Rezeptor- (ER bzw. PR) Status des Brusttumors.
Ergebnisse: Das adjustierte OR mit 95%-Konfidenzinterval (95%-KI) für Frauen im niedrigsten gegenüber Frauen im höchsten Quintil von körperlicher Aktivität für invasiven Brustkrebs insgesamt war 1,23 (1,07–1,43). Bei Berücksichtigung des ER- bzw. PR-Status war nur das OR für ER+/PR+ Tumore statistisch signifikant: 1,37 (1,15–1,62). Die attributablen Risiken (mit 95%-KI) für körperliche Aktivität waren 12,8% (5,5%–20,8%) für invasiven Brustkrebs insgesamt und 25,3% (20,9%–29,7%) für ER+/PR+ Tumore. Im Vergleich dazu war das attributable Risiko für eine familiäre Brustkrebsvorbelastung 5,7% (4,1%–7,5%) für invasiven Brustkrebs insgesamt und 5,6% (3,4%–7,7%) für ER+/PR+ Tumore.
Diskussion: Diese Studie hat die Auswirkung des Effekts körperlicher Inaktivität auf die Brustkrebsinzidenz in Deutschland zum ersten Mal untersucht. Das attributable Risiko für Brustkrebs insgesamt (12,8%) und das für ER+/PR+ Tumore (25,3%) deuten auf ein großes Potential für die Reduzierung der Brustkrebsinzidenz bei postmenopausalen Frauen durch erhöhte körperliche Aktivität hin.
Literatur
- 1.
- Friedenreich CM, Neilson HK, Lynch BM. State of the epidemiological evidence on physical activity and cancer prevention. Eur J Cancer. 2010;46(14):2593-604.
- 2.
- Bardia A, et al. Recreational physical activity and risk of postmenopausal breast cancer based on hormone receptor status. Arch Intern Med. 2006;166(22):2478-83.
- 3.
- Flesch-Janys D, et al. Risk of different histological types of postmenopausal breast cancer by type and regimen of menopausal hormone therapy. Int J Cancer. 2008;123(4):933-41.
- 4.
- Barnes BB, et al. Population attributable risk of invasive postmenopausal breast cancer and breast cancer subtypes for modifiable and non-modifiable risk factors. Cancer Epidemiol. 2010 [Epub ahead of print]. DOI: 10.1016/j.canep.2010.11.003