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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Ökonomische Bewertung anästhesiologischer Nebendiagnosen aus elektronischen Narkoseprotokollen

Meeting Abstract

  • Dominik Brammen - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg
  • Volker Rickert - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg
  • Matthias Schäg - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg
  • Rainer Röhrig - Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen
  • Ursula Ehrhorn - 3M Health Information Systems, Berlin
  • Bernd Hartmann - Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren, Kaufbeuren
  • Uwe Ebmeyer - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds041

doi: 10.3205/11gmds041, urn:nbn:de:0183-11gmds0412

Published: September 20, 2011

© 2011 Brammen et al.
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Text

Einleitung und Fragestellung: Komorbiditäten und Komplikationen führen zu erhöhtem Aufwand und Kosten der Krankenhausbehandlung, daher sollen diese als Nebendiagnose kodiert werden [1]. Auch für anästhesiologische Nebendiagnosen gilt, dass diese den Schweregrad eines Falles erhöhen und damit den Fallerlös steigern können [2]. In einer Vorstudie wurden Medikamente identifiziert, bei deren Verwendung die Kodierung einer spezifischen Nebendiagnose gerechtfertigt erschien. Mit der vorliegenden Arbeit sollte der Einfluss dieser anästhesiologischen Nebendiagnosen auf die Erlössituation eines Universitätsklinikums auf Basis von historischen Daten untersucht werden.

Methodik: Für das Jahr 2008 wurden alle elektronischen Narkoseprotokolle des Universitätsklinikums Magdeburg retrospektiv in der Datenbank des Anästhesie-Informations-Management-Systems (NarkoData, Fa. IMESO) nach 33 definierten Medikamenten oder Medikamentenkombinationen durchsucht. Nach teilweise manueller Validierung der Nebendiagnosen wurden die dazugehörigen § 21-Datensätze aus dem Krankenhausinformationssystem extrahiert. Die Fälle wurden mit den zusätzlichen kodierten Nebendiagnosen in einen DRG-Grouper mit Simulationsfunktion (FileInspector Workplace, Fa. 3M) importiert und dort erneut mit den Kodierrichtlinien von 2008 gruppiert.

Ergebnis: Bei 22.440 Narkosen konnten 3.318 Medikamentenapplikationen bei 2.926 Narkosen in insgesamt 1.999 Fällen registriert werden. In 40 Fällen kam es in der Simulation durch die Ergänzung der ermittelten Nebendiagnosen zu einer Erhöhung der Relativgewichte um zusammen 43,867 Punkte; die DRG-Erlöse stiegen damit bei einem Fallwert von 2857,05€ um 125.330,23€.

Schlussfolgerung: Anästhesiologische Nebendiagnosen können bei konsequenter Kodierung DRG- und damit erlösrelevant sein. Mieth et al. zeigten, dass eine möglichst vollständige Dokumentation von Nebendiagnosen vor allem bei komplexen Operationen und gravierenden Pathologien effizient ist [3]. Allerdings war nur eine geringe Rate der kodierten Nebendiagnosen erlösrelevant. Wahrscheinlich ist die geringe Auswirkungsrate in Kombination mit dem deutlich erhöhten Dokumentationsaufwand der Grund für die bisher nicht erfolgte Kodierung. Bei Verwendung eines elektronischen Narkoseprotokolls könnte bei Auftreten der hier verwendeten Merkmale automatisch die dazugehörige Nebendiagnose dem dokumentierenden Anästhesisten zur Kodierung angeboten werden.


Literatur

1.
Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK). G-DRG German Diagnosis Related Groups Version 2008. Siegburg; 2007.
2.
Landauer B, Schleppers A. Die Bedeutung der Anästhesie innerhalb des German Refined DRG-Systems. Anästhesiologie & Intensivmedizin. 2002;43:5-7.
3.
Mieth M, Wolkener F, Schmidt J, Glück E, Klar E, Kraus T. Chirurgische Leistungsdokumentation – Hilft viel wirklich viel? Der Chirurg. 2002;73(5):492-9.