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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Patientenzufriedenheit versus Lebensqualität – bewerten Patienten ihre Lebensqualität nach einem ambulanten Katarakteingriff besser als vorher?

Meeting Abstract

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  • Henrike Feuersenger - Private Universität Witten/Herdecke, Witten
  • Frank Krummenauer - Private Universität Witten/Herdecke, Witten

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds038

doi: 10.3205/11gmds038, urn:nbn:de:0183-11gmds0389

Published: September 20, 2011

© 2011 Feuersenger et al.
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Zielsetzung: Bekanntlich liefert die Kataraktchirugie eine Verbesserung der funktionellen Sehfähigkeit. Die gesundheitsökonomische Bewertung stellt aber die gesundheitsbezogene Lebensqualität in den Vordergrund. Daher sollte geprüft werden, in welchem Umfang durch Kataraktchirurgie auch Lebensqualität und Patientenzufriedenheit verbessert werden.

Methode: In einer prospektiven Kohortenstudie wurden 1338 ambulante einseitige Kataraktoperationen im Zeitraum 01/2007 bis 08/2008 an sechs ophthalmochirurgischen Zentren (Ahaus, Dillenburg, Esslingen, Fürth, Groß Pankow, Landshut) dokumentiert. Zur Messung der Lebensqualität füllten die Patienten den EuroQol-Fragebogen (Version 5 D) vor und drei Monate nach OP aus, welcher jeweils einen Lebensqualität-Index liefert (Wertebereich: 0 – 100 %, 100% = bester Gesundheitszustand). Die Patientenzufriedenheit wurde drei Monate nach OP u.a. zu den Kriterien „Sehfähigkeit“, „OP-Ergebnis“ und „Betreuung“ entlang Schulnoten mittels eines selbst konzipierten Fragebogens gemessen. Primäre Fragestellung war die zentrenweise Schätzung der dreimonatigen Änderung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität laut EQ-5D. Diese Änderungen wurden mittels Binomialtests in den sechs Zentren zum multiplen Niveau 5% bewertet.

Ergebnis: 62% der Patienten bewerteten ihre Lebensqualität nach OP unverändert (in den Zentren zwischen 54% bis 96%), 22% besser als vor OP (2% bis 29%) und 15% (2% bis 27%) schlechter als vor OP. In keinem der Zentren zeigte sich ein signifikanter Anstieg der Lebensqualität gegenüber vor OP (jeweils Binomial Test p=1.000). Im Gesamtkollektiv bewerteten 81% der Patienten ihre „Sehfähigkeit“ nach OP mit „(sehr) gut“ (in den Zentren zwischen 49% bis 97%), das „Ergebnis der OP“ 93% (85% bis 98%) und die „Betreuung“ 98% (96% bis 100%). 85% der Patienten mit postoperativ gesunkener Lebensqualität benoteten ihre „Sehfähigkeit“ mit „(sehr) gut“, 95% das „OP-Ergebnis“ und 99% die „Betreuung“. 80% der Patienten, die einen Mindestanstiegs des Visuses um vier Stufen drei Monate nach OP besitzen, bewerten ihre Lebensqualität nach OP niedriger als vor OP.

Schlussfolgerung: Die ambulante Kataraktchirugie führt zu hoher subjektiver Patientenzufriedenheit, welche die Mehrzahl der Patienten jedoch im Spiegel des hier verwendeten Messinstruments EQ-5D zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität nicht als Verbesserung der Lebensqualität berichtet. Mit Blick auf die hohe Wertigkeit des Konstrukts „gesundheitsbezogene Lebensqualität“ in der Gesundheitsökonomie ist neben der etablierten funktionellen Ergebnisdarstellung also die simultane Berichtung von Kenngrößen der Patientenzufriedenheit für die Augenheilkunde essentiell.