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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Kosteneffektivität von Rivaroxaban nach Hüft- und Kniegelenks-Totalendoprothese aus Krankenversicherungs- und Krankenhaus-Perspektive

Meeting Abstract

  • Björn Stollenwerk - Helmholtz Zentrum München, Neuherberg/München
  • Sonja Zindel - Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie, Universität zu Köln, Köln
  • Dirk Müller - Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie, Universität zu Köln, Köln
  • Stephanie Stock - Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie, Universität zu Köln, Köln

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds001

doi: 10.3205/11gmds001, urn:nbn:de:0183-11gmds0012

Published: September 20, 2011

© 2011 Stollenwerk et al.
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Text

Einleitung: Nach großen chirurgischen Eingriffen wie Hüftgelenks- oder Kniegelenks-Totalendoprothesen besteht für Patienten ein relativ hohes Risiko für eine venöse Thromboembolie. Um diese zu vermeiden, werden Patienten prophylaktisch mit Antikoagulanzien wie z. B. Enoxaparin Sodium behandelt. Alternativ kann die Prophylaxe mittels Rivaroxaban erfolgen.

Das Ziel dieser Analyse ist es, die Kosteneffektivität von Rivaroxaban im Vergleich zu Enoxaparin Sodium als Thrombosenprophylaxe nach Hüftgelenks- bzw. Kniegelenks-Totalendoprothesen (TEP) zu bestimmen. Dabei wurde sowohl die Perspektive der deutschen Krankenhäuser als auch die der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) gewählt.

Methoden: Mittels eines Entscheidungsbaumes wurden die inkrementellen Kosten und die Anzahl vermeidbarer Thrombosen bei Thromboseprophylaxe mit Rivaroxaban an Stelle von Enoxaparin Sodium bei Hüft- bzw. Knie-TEP berechnet. Der Entscheidungsbaum wurde mit Hilfe der Ergebnisse der RECORD-Studien sowie mit deutschen Kostendaten parametrisiert. Eine probabilistische Sensitivitätsanalyse wurde durchgeführt, um die Robustheit der Ergebnisse zu überprüfen. Der Einfluss einzelner Modellparameter auf die inkrementellen Kosten und die inkrementellen Effekte wurde mit Hilfe der Kovarianzanalyse untersucht.

Ergebnisse: Wird in der Thrombosenprophylaxe statt Enoxaparin Sodium das Präparat Rivaroxaban verwendet, können nach einer Kniegelenks-Totalendoprothese im Schnitt 0,02 Thrombosen pro behandelten Patienten vermieden werden. Nach einer Hüftgelenks-Totalendoprothese werden durchschnittlich 0,006 Thrombosen pro behandelten Patienten vermieden.

Wenn die durch Rivaroxaban zusätzlich entstehenden Behandlungskosten von den Krankenhäusern getragen werden, sinkt ihr Gewinn um 21,2 € nach einer Kniegelenks-Totalendoprothese bzw. um 31,9 € nach einer Hüftgelenks-Totalendoprothese. Werden die zusätzlichen Behandlungskosten jedoch von der GKV erstattet, kommt es nach einer Kniegelenks-Totalendoprothese aus der Perspektive der GKV zu Einsparungen von 26,5 € pro behandelten Patienten. Nach einer Hüftgelenks-Totalendoprothese würden für eine Thrombosenprophylaxe mit Rivaroxaban der GKV zusätzliche Kosten in Höhe von 20,2 € pro behandeltem Patienten anfallen. Bis auf die anfallenden Kosten aus der Perspektive der GKV beim Szenario der Hüftgelenks-Totalendoprothese erwiesen sich die Ergebnisse als robust.

Diskussion: Wenn zusätzlich anfallende Behandlungskosten nicht von der GKV erstattet werden, ist es aufgrund der Gewinneinbuße eher unwahrscheinlich, dass Krankenhäuser von Enoxaparin Sodium auf Rivaroxaban umsteigen. Aus der Perspektive der GKV ist eine Erstattung der zusätzlichen Behandlungskosten nach einer Kniegelenks-Totalendoprothese angezeigt, da es neben den positiven gesundheitlichen Effekten auch zu Einsparungen der Gesundheitsausgaben kommt. Zur Erstattung zusätzlicher Kosten nach einer Hüftgelenks-Totalendoprothese kann der GKV auf Basis der vorliegenden Analyseergebnisse keine eindeutige Empfehlung ausgesprochen werden.