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54. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

07. bis 10.09.2009, Essen

Elektronische Unterstützung zum ökonomischen Verordnen und ihre Bedeutung im klinischen Umfeld

Meeting Abstract

  • Markus G. Pruszydlo - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Innere Medizin VI, Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie, Heidelberg
  • Jens Kaltschmidt - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Innere Medizin VI, Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie, Heidelberg
  • Walter E. Haefeli - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Innere Medizin VI, Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie, Heidelberg

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 54. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds). Essen, 07.-10.09.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09gmds305

doi: 10.3205/09gmds305, urn:nbn:de:0183-09gmds3053

Published: September 2, 2009

© 2009 Pruszydlo et al.
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Text

Einleitung: Aus gesundheitsökonomischer Sicht ist es sinnvoll, bei der Arzneimittelverordnung auf preisgünstige Alternativen (z.B. Generika statt Originalpräparate) zurückzugreifen [1]. Daher besteht die gesetzliche Anforderung an Verordnungssoftware im vertragsärztlichen Einsatz, dass dem verschreibenden Arzt Hinweise auf preisgünstigere, zur Substitution geeignete Arzneimittel gegeben werden [2].

Ziel dieser Studie war es zu untersuchen, welchen Effekt solche Hinweise auf das Verordnungsverhalten in einem Klinikum der Maximalversorgung haben.

Methoden: Das Universitätsklinikum Heidelberg entwickelt und betreibt eine KBV-zertifizierte Verordnungssoftware (AiDKlinik). Darin werden zu verordnende Präparate über Suchlisten, Favoritenlisten oder die Verordnungshistorie des Patienten ausgewählt. Konform zu den gesetzlichen Anforderungen [2] wird generell bei der Anzeige von Präparaten auf austauschbare Alternativen hingewiesen, die zum ursprünglichen Präparat eingeblendet und verordnet werden können.

Um zu untersuchen, wie häufig ursprünglich ausgewählte Präparate oder nachträglich angeforderte Alternativen verschrieben werden, wurden systemintern, anonymisiert >1.900 konsekutive Rezeptierungsvorgänge im gesamten Klinikum erfasst.

Ergebnisse: In 1.918 Verordnungsvorgängen wurden 4.864 Präparate der Verordnungsoberfläche hinzugefügt. Diese Präparate wurden in 4.812 Fällen (98,9%) aus ursprünglich angezeigten Präparatelisten (Such-, Favoriten-, Historienlisten) ausgewählt, 52 Präparate (1,07%) wurden aus nachträglich angeforderten Alternativpräparatelisten eingefügt. Eine Substitution auf preisgünstigere Alternativen oder Alternativen mit bestehendem Rabattvertrag wäre in 3.131 Fällen (64,4%) möglich gewesen, wobei ein Verzicht darauf in 509 Fällen aufgrund von Rabattvertragsregelungen als korrekt anzusehen ist. In 2.622 Fällen wurden jedoch im Durchschnitt 17,09 € teurere Präparate verordnet als die jeweils günstigste austauschbare Alternative (Min: 0 €, Max: 518,90 €).

Schlussfolgerungen: Die Möglichkeit zur Verordnung preisgünstigerer Austauschpräparate findet im klinischen Verordnungsalltag nur sehr geringen Anklang. Nur in 1,1% der Fälle wurde eine mögliche Alternative zur ursprünglich angedachten Verordnung gewählt.

Während das Verordnungsverhalten von Hausärzten hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit bereits detaillierter untersucht wurde [1], können für das hier beobachtete klinische Umfeld bislang nur spekulative Erklärungen (z.B.: abweichende Organisationsstrukturen und fehlende gesetzliche Vorgaben) gegeben werden, die in zukünftigen Studien genauer untersucht werden sollten.


Literatur

1.
Simmenroth-Nayda, et al. Verordnung von Generika in der hausärztlichen Praxis. Med Kli.n 2006;101:705-10.
2.
Kassenärztliche Bundesvereinigung. Anlage zu §29 Bundesmantelvertrag - Ärzte bzw. §15 Bundesmantelvertrag – Ärzte/Ersatzkassen: Anforderungskatalog AVWG. Berlin: KBV; 2009. http://daris.kbv.de/daris/link.asp?ID=1003757077, Letzter Zugriff: 23.03.2009. External link