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Berufgruppenspezifische Akzeptanz der elektronischen Patientenakte im Kontext der Geburtshilfe
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Published: | September 2, 2009 |
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Einleitung: Der Einsatz der elektronischen Patientenakte verspricht eine Verbesserung der Pflege und eine erhöhte Informationsvollständigkeit und -verfügbarkeit, sowohl inter- als auch intrasektoral. Trotzdem verläuft der Umstieg von der papierbasierten auf die elektronische Dokumentation mittels der elektronischen Patientenakte nur sehr schleppend. Ursachen können in einer schlechten Umsetzung wie z.B. einer zu geringen Funktionsvielfalt oder mangelnder Akzeptanz liegen.
Ziel der Studie war es, die allgemeine Akzeptanz, Akzeptanzunterschiede zwischen Ärzten und dem Pflegepersonal sowie potentielle Optimierungsmöglichkeiten der elektronischen Patientenakte (EPA) zu erheben. Dabei wurde die EPA auch hinsichtlich Vorteilhaftigkeitskriterien gegenüber der papierbasierten Patientenakte untersucht.
Material und Methoden: In der Frauenklinik eines Universitätskrankenhauses wurden insgesamt 48 Nutzer aus ärztlichem Dienst und Pflegedienst zu einer Onlinebefragung zum Thema „Akzeptanz der EPA“ eingeladen. 35 Fragebögen (Rücklaufquote: 73%) konnten für die Auswertung herangezogen werden. 48,6 % der Probanden waren Ärzte und 51,4% stammten aus der Berufsgruppe des Pflegepersonals.
Ergebnisse: Die Papierakte wird zu Dokumentationszwecken allgemein gegenüber der EPA bevorzugt. Die Papierakte ist nach Einschätzung der Probanden der EPA aber nur bei zwei von 13 Kriterien überlegen. Innerhalb der Berufsgruppen gibt es Unterschiede bei der Akzeptanz: Ärzte tendieren eher zur elektronischen Dokumentation. Sie beurteilen die EPA in der Regel besser als das Pflegepersonal. Gründe sind ein höherer Einfluss bei IT-Beschaffungen, eine subjektiv bessere Einschätzung der eigenen Computerkenntnisse sowie der Umstand, dass Ärzte im Unterschied zum Pflegepersonal der EPA attestieren, dass durch ihren Einsatz eine signifikant höhere Behandlungs- und Betreuungsqualität erreicht wird. Weitere Ergebnisse zeigen eine unzureichende Nachhaltigkeit der durchgeführten Softwareschulung, da hilfreiche Funktionalitäten oder ganze Softwaremodule auch nach der Schulung nicht bekannt sind.
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse geben deutliche Hinweise darauf, dass die zurückhaltende Akzeptanz bzw. Nutzung der EPA primär institutionelle Gründe hat. Durch eine bessere Einbeziehung aller Berufsgruppen in den Beschaffungsprozess, ein kontinuierliches Knowledge-Management und eine Überarbeitung der Schulungen ließe sich somit potentiell die Akzeptanz und Nutzung der EPA erhöhen.
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