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54. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

07. bis 10.09.2009, Essen

Eine vergleichende Studie zum aktuellen Verbreitungsgrad von klinischen Informationssystemen in deutschen und österreichischen Krankenhäusern – unter besonderer Berücksichtigung von Pflegeinformationssystemen

Meeting Abstract

  • Björn Sellemann - Forschungsgruppe Informatik im Gesundheitswesen, Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Fachhochschule Osnabrück, Osnabrück
  • Daniel Flemming - Forschungsgruppe Informatik im Gesundheitswesen, Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Fachhochschule Osnabrück, Osnabrück
  • Elske Ammenwerth - Institut für Informationssysteme des Gesundheitswesens, UMIT - Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik Hall in Tirol, Österreich, Hall in Tirol, Österreich
  • Christine Schaubmayr - TILAK - Tiroler Landeskrankenanstalten Innsbruck, Innsbruck, Österreich
  • Ursula Hübner - Forschungsgruppe Informatik im Gesundheitswesen, Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Fachhochschule Osnabrück, Osnabrück

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 54. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds). Essen, 07.-10.09.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09gmds235

doi: 10.3205/09gmds235, urn:nbn:de:0183-09gmds2357

Published: September 2, 2009

© 2009 Sellemann et al.
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Text

Einleitung: Der Verbreitungsgrad von klinischen IT-Systemen ist eine Funktion von unterschiedlichen Faktoren [1], [2], [3], [4]. Die vorliegende Studie hatte das Ziel, den IT-Einsatz in deutschen und österreichischen Krankenhäusern zu vergleichen, um darüber weitere Erkenntnisse zu deren Rahmenbedingungen zu erhalten.

Methode: Im Zeitraum von März-November 2007 wurde ein standardisierter Fragebogen [5] an alle deutschen und österreichischen Akutkrankenhäuser verschickt. Dieser bestand u.a. aus den Themenkomplexen Krankenhausgrunddaten, IT-Systeme und Infrastruktur, Elektronische Patientenakte (EPA-Status [6]), Pflegeinformationssysteme und Finanzen.

Ergebnisse: Krankenhäuser aller Größen, Trägerschaften und Bundesländer beteiligten sich in Österreich und Deutschland (Ausnahmen Mecklenburg-Vorpommern). Die Rücklaufquote betrug für Deutschland 12,4% (nD=270) und für Österreich 34,6% (nA=45). Die Stichproben unterschieden sich nicht hinsichtlich von Krankenhausmerkmalen wie z.B. Bettenzahl, Verbund- vs. Einzelkrankenhaus.

Von 11 abgefragten klinischen IT-Systemen wiesen 9 eine zahlenmäßig höhere Verbreitung in Österreich als in Deutschland auf. Signifikant wurden die Unterschiede für Pflegedokumentationssysteme, PACS und eArchive (Chi2-Test, alpha=0,05, Korrektur nach Bonferroni). Hinsichtlich Pflegeterminologien nutzten österreichische Häuser signifikant häufiger die NANDA-Taxonomie und weniger häufig Hauskataloge und Freitext. Ebenso waren signifikant mehr PC-Arbeitsplätze in Österreich vorhanden. Keine signifikanten Differenzen gab es dagegen für den EPA-Status, die IT-Zufriedenheit, Existenz einer IT-Abteilung und das IT-Budget.

Diskussion: Trotz der kulturellen Gemeinsamkeiten beider Länder, bestehen erhebliche Unterschiede im Einsatz von klinischen Informationssystemen. Mögliche Ursachen hierfür sind: die österreichische Gesetzgebung, die eine Dokumentation von Pflegediagnosen fordert [7], eine größere Anzahl von bildgebenden Geräten pro Mio. Einwohner in Österreich [8], eine straffere Organisation im Zuge der fallbasierten Finanzierung, die zu einer geringeren Verweildauer in Österreich führte [9], niedriger als in Deutschland ist [8] und nur mittels IT umsetzbar war. Letztlich kann es jedoch auch an der Größe von Österreich liegen, das als kleineres Land flexiblere Strukturen für technische Innovation besitzt und damit ein IT-freundlicheres Klima schafft [10]. Die unterschiedliche Rücklaufquote erscheint wegen der Vergleichbarkeit der Stichproben kein Grund zur Erklärung der Unterschiede zu sein.


Literatur

1.
Healthcare Information and Management Systems Society. 19th Annual HIMSS Leadership Survey. 2008. Available from: http://www.himss.org (zuletzt zugegriffen am 20.3. 2009). External link
2.
Hübner U, Sellemann B. Current and Future Use of ICT for Patient Care and Management in German Acute Hospitals – A Comparison between the Nursing and the Hospital Managers' Perspectives. Methods Inf Med. 2005;44, 528-536.
3.
Ammenwerth E, Iller C, Mahler C. IT-adoption and the interaction of task, technology and individuals: a fit framework and a case study. BMC Medical Informatics and Decision Making. 2006; 6:3.
4.
Schaubmayr C. Bedeutung einer EDV gestützten Pflegedokumentation für das Pflegemanagement – Analysen, Vorschläge und Visionen [Dissertation]. Hall/Tirol: UMIT; 2006.
5.
Groves RM, Fowler FJ, Couper MP, Lepkowski JM, Singer E, Tourangeau R. Survey Methodology. New York: Wiley; 2004.
6.
Fonkych K, Taylor R. The State and Pattern of Health Information Technology Adoption; Technical Report MG-409; RAND. Santa Monica, CA; 2005. Available from: http://www.rand.org/pubs/monographs/2005/RAND_MG409.pdf (zuletzt zugegriffen am 20.3. 2009). External link
7.
108. Bundesgesetz: Gesundheits- und Krankenpflegegesetz – GuKG; Bundesgesetzblatt für die Republik Österreich Jahrgang 1997, ausgegeben am 19.8.1997, Teil I. 1997
8.
Organisation for Economic Co-operation and Development. Health at a glance 2007 - OECD indicators. 2007. Available from: http://www.oecd.org/health/healthataglance (zuletzt zugegriffen am 20.3. 2009). External link
9.
Schützinger B, Theurl E, Winner H. Krankenhausfinanzierung und Verweildauer. ZögU. 2007;30:142-63.
10.
Economist Intelligence Unit. The 2007 e-readiness rankings. Available from: http://www.eiu.com/site_info.asp?info_name=eiu_2007_e_readiness_rankings&rf=0 (zuletzt zugegriffen am 20.3. 2009). External link