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54. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

07. bis 10.09.2009, Essen

Cardio Angel: Mit Telemetrie zum integrierten Qualitätsmanagement in der akuten Herzinfarktversorgung

Meeting Abstract

  • Asarnusch Rashid - FZI Forschungszentrum Informatik, Karlsruhe, Karlsruhe
  • Tom Zentek - FZI Forschungszentrum Informatik, Karlsruhe, Karlsruhe
  • Rainer Schamberger - Herz- und Gefäßklinik Bad Neustadt, Bad Neustadt/Saale
  • Martin Oberhoff - St. Elisabeth-Krankenhaus Bad Kissingen, Bad Kissingen
  • Uwe Kippnich - Bayerisches Rotes Kreuz, Bad Neustadt/Saale
  • Sebastian Dresbach - Bayerisches Rotes Kreuz, Bad Kissingen
  • Sebastian Kerber - Herz- und Gefäßklinik Bad Neustadt, Bad Neustadt/Saale

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 54. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds). Essen, 07.-10.09.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09gmds227

doi: 10.3205/09gmds227, urn:nbn:de:0183-09gmds2273

Published: September 2, 2009

© 2009 Rashid et al.
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Text

Der Herzinfarkt ist die häufigste Todesursache [1] in Deutschland. Studien [2] belegen, dass eine frühzeitige Reaktion und der direkte Transport in ein Herzkatheterlabor wertvolle Zeit sparen und Menschenleben retten können. Dies erfordert ein reibungsloses Zusammenspiel zwischen Rettungsleitstelle, Rettungsdienst und Kardiologen, um dem Patienten die bestmögliche Akutversorgung anzubieten. Untersuchungen [3], [4] konnten nachweisen, dass sich Einsatzanalysen und Feedbackmechanismen positiv auswirken.

An dieser Stelle setzt das Cardio Angel System als Erweiterung zum Stroke Angel [5] an. Ziel ist es, die Akut-Herzinfarktversorgung durch telemedizinische Kommunikationsstrukturen und einem integrierten Qualitätsmanagement zu verbessern.

In den Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld (Nord-Bayern) werden bei Verdacht auf einen Herzinfarkt im Rettungswagen per Tablet-PC Informationen über den Patienten inkl. 12-Kanal-EKG an die Zielklinik versendet. Der diensthabende Kardiologe im Krankenhaus wird über den Datenversand auf seinem Telefon bzw. seinem Piepser alarmiert. Er kann sich an jedem PC (klinikweit) und mit seinem Mobiltelefon (Bereitschaftsdienst) einen Überblick über den Patienten verschaffen und klärt mit dem Notarzt bzw. Rettungsassistenten telefonisch die weitere Vorgehensweise ab. Handelt es sich tatsächlich um einen Herzinfarkt, kann das Herzkatheterlabor schon während dem Patiententransport vorbereitet und der Patient sofort bei Eintreffen behandelt werden. Der Notarzt und die Rettungsassistenten erhalten nach dem Einsatz eine Kurznachricht auf ihr Mobiltelefon über tatsächliche Einsatzdauer, Korrektheit der Verdachtsdiagnose und dem Verbleib des Patienten. Im Sinne eines integrierten Qualitätsmanagement werden zum Rettungseinsatz, zum stationären Verlauf und zum Follow-Up [6] bis zu einem Jahr nach Entlassung des Patienten Daten erhoben. Diese Daten werden mit Vertretern der beteiligten Organisationen (St. Elisabethkrankenhaus Bad Kissingen, Herz- und Gefäßklinik Bad Neustadt/Saale, Bayerisches Rotes Kreuz) in regelmäßigen Treffen diskutiert und Verbesserungsmöglichkeiten interdisziplinär erarbeitet.

Das System wurde Anfang 2008 eingeführt und ist auf elf Rettungswagen ständig im Einsatz. Über 150 EKGs wurden übertragen. Die Door-To-Balloon Zeit konnte reduziert werden. Dank kontinuierlicher Datenanalyse und Feedback konnten Missverständnisse beseitigt und Prozesse verbessert werden.


Literatur

1.
Statistisches Bundesamt Deutschland. Sterbefälle insgesamt 2007 nach den 10 häufigsten Todesursachen der International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems (ICD-10). Abgerufen am 30.03.2009, http://www.destatis.de. External link
2.
McNamara RL, Herrin J, Bradley EH, Portnay EL, Curtis JP, Wang Y, Magid DJ, Blaney M, Krumholz HM. Hospital Improvement in Time to Reperfusion in Patients With Acute Myocardial Infarction, 1999 to 2002. Journal of the American College of Cardiology. 2006;47(1):45-51.
3.
Scholz KH, Hilgers R, Ahlersmann D, Duwald H, Nitsche R, von Knobelsdorff G, Volger B, Möller K, Keating FK. Contact-to-Balloon Time and Door-to-Balloon Time After Initiation of a Formalized Data Feedback in Patients With Acute ST-Elevation Myocardial Infarction. The American Journal of Cardiology. 2008;101(1):46-52.
4.
Bradley EH, Herrin J, Wang Y, Barton BA, Webster TR, Mattera JA, Roumanis SA, Curtis JP, Nallamothu BK, Magid DJ, McNamara RL, Parkosewich J, Loeb JM, Krumholz HM. Strategies for Reducing the Door-to-Balloon Time in Acute Myocardial Infarction. The New England Journal of Medicine. 2006;355(22):2308-2320.
5.
Ziegler V, Rashid A, Müller-Gorchs M, Kippnich U, Hiermann E, Kögerl C, Holtmann C, Siebler M, Griewing B. Einsatz mobiler Computing-Systeme in der präklinischen Schlaganfallversorgung. Der Anaesthesist. 2008;57(7):677-685.
6.
Levenson B, Albrecht A, Göhring S, Haerer W, Herholz H, Reifart N, Sauer G, Troger B. 5. Bericht des Bundesverbandes Niedergelassener Kardiologen zur Qualitätssicherung in der diagnostischen und therapeutischen Invasivkardiologie 2003–2005. Herz. 2007;32(1):73-84.