gms | German Medical Science

54. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

07. bis 10.09.2009, Essen

Starke Effekte der Strahlentherapie beim Mammakarzinom in einer klinischen Kohorte: Zu schön, um wahr zu sein?

Meeting Abstract

  • Kathrin Kuhr - Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Mainz
  • Jochem König - Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Mainz
  • Christian Kurzeder - Universitätsfrauenklinik, Ulm
  • Maria Blettner - Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Mainz
  • Rolf Kreienberg - Universitätsfrauenklinik, Ulm

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 54. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds). Essen, 07.-10.09.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09gmds106

doi: 10.3205/09gmds106, urn:nbn:de:0183-09gmds1066

Published: September 2, 2009

© 2009 Kuhr et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Outline

Text

Hintergrund: Die S3-Leitlinie zur Therapie des Mammakarzinoms [1] wurde eingeführt, um Behandlungsstandards für Deutschland zu definieren und die allgemeine Behandlungsqualität zu erhöhen. Im Rahmen des BRENDA Projektes (Breast Cancer Care Under Evidence Based Guidelines) [2] wird an einer klinischen Kohorte untersucht, ob die konsequente Einhaltung der Leitlinie einen positiven Einfluss auf das Überleben hat. Beim Vergleich mit publizierten randomisierten Studien ist aufgefallen, dass der Strahlentherapieeffekt auf die Gesamtmortalität im BRENDA Kollektiv deutlich stärker ist. Dieser unerwartete Unterschied soll näher betrachtet werden.

Material und Methoden: In die klinische Kohorte wurden 6855 Patientinnen eingeschlossen, die in den Jahren 1992 bis 2006 an der Universitätsfrauenklinik Ulm oder einem assoziiertem Brustzentrum behandelt wurden. Der Radiotherapieeffekt in diesem Kollektiv wird verglichen mit einer großen Metaanalyse randomisierter Studien, die vor 1995 begonnen haben [3].

Durch Anpassung verschiedener Cox-Regressionsmodelle wird die Frage einer möglichen Unteradjustierung angegangen. Modifikationen des Radiotherapieeffektes durch Unterschiede in Chemotherapie und Kalenderzeiträumen werden mittels Interaktionstermen analysiert.

Ein weiterer Grund für die Diskrepanz könnten die betrachteten Kollektive sein. Bei randomisierten Studien findet eine Selektion der Teilnehmerinnen statt, während unsere Kohorte ein breites Gesamtkollektiv umfasst. Nach Einschränkung der Kohorte auf typische Studienteilnehmer wird der Strahlentherapieeffekt erneut untersucht. Zusätzlich werden die Behandlungsbedingungen in Metaanalyse und klinischer Kohorte qualitativ gegenübergestellt.

Ergebnisse: Die Begleitumstände in den Studienzeiträumen sind unterschiedlich, vor allem bei der adjuvanten Therapie gab es bedeutende Entwicklungen.

Der gefundene große Radiotherapieeffekt bleibt unter verschiedenen Adjustierungsmodellen stabil. Ein säkularer Trend ist erkennbar, mit der Kalenderzeit wird der Bestrahlungseffekt stärker.

Schlussfolgerung: Um den Nutzen der Radiotherapie für die allgemeine Patientinnenpopulation beurteilen zu können, sind Aussagen sowohl aus randomisierten Studien als auch aus Beobachtungsstudien notwendig. Jeder Studientyp für sich hat Vor- und Nachteile, und durch die Einbeziehung der Ergebnisse aus beiden Ansätzen kann zusätzliches Wissen gewonnen werden.


Literatur

1.
Kreienberg R for the German Cancer Society. Interdisziplinäre S 3-Leitlinie für die Diagnostik und Therapie des Mammakarzinoms der Frau. Zuckschwerdt; 2004. http://www.uni-duesseldorf.de/WWW/AWMF/ll/032-045.pdf, aufgerufen am 31.3.2009. External link
2.
Kurzeder C, König J, Wöckel A. Treatment conforming to guidelines improves survival of breast cancer patients. Part two: systemic therapy. (submitted)
3.
Early Breast Cancer Trialists' Collaborative Group (EBCTCG). Effects of radiotherapy and of differences in the extent of surgery for early breast cancer on local recurrence and 15-year survival: an overview of the randomised trials. Lancet. 2005;366:2087-2106.