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Effektivität eines Programms zur gemeindenahen Gesundheitsförderung: Ergebnisevaluation des Projekts "Gesundes Karlshuld"
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Published: | September 2, 2009 |
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Hintergrund. Gemeindenahe Gesundheitsförderungsprogramme zielen darauf ab, über verhaltens- und verhältnisbezogene Maßnahmen das Gesundheitsbewusstsein und -verhalten der Gemeindemitglieder nachhaltig zu verbessern. Das 2004 initiierte gemeindenahe Projekt "Gesundes Karlshuld" fokussierte in verschiedenen Angeboten v.a. auf die Themen Ernährung, Bewegung, Tabak und gesundheitsbezogene Lebensqualität. Ziel der Studie war zu untersuchen, ob in diesen Bereichen Erfolge in der Karlshulder Bevölkerung (n=5000) erreicht werden konnten.
Methodik. Zu zwei Zeitpunkten wurde eine Querschnittuntersuchung der Karlshulder Bevölkerung in Form von standardisierten Telefonbefragungen durchgeführt: zu Projektbeginn im Frühjahr 2005 (t0; n=315) und 3,5 Jahre später im Herbst 2008 (t1; n=228). Hierbei wurden Ernährungswissen, Einstellung und Verhalten der Bürger zu Ernährung und Bewegung sowie Verhalten und Verhaltensabsicht bezüglich des Tabakkonsums evaluiert. Weiterhin wurden Kenntnis und Nutzung der im Projekt angebotenen Ernährungs-, Bewegungs- und Wohlfühlkurse untersucht.
Ergebnisse. Ernährungswissen, -einstellung und -verhalten sowie Einstellung und Verhalten zu Bewegung verbesserten sich nicht signifikant. Bewegung wurde zu t1 sogar weniger wichtig eingeschätzt (p≤0,001). Eine Ausnahme bildeten adipöse Bürger, die zu t1 häufiger anstrengenden Tätigkeiten/Woche nachgingen (p≤0,05). Rauchverhalten und Rauchverhaltensabsicht wurden insgesamt nicht beeinflusst, bezogen auf Altersklassen haben allerdings in der mittleren Altersgruppe (35-54 Jahre) zu t1 weniger Personen geraucht (p≤0,03). Weiterhin hat sich das Wissen um die Bewegungsangebote im Zeitverlauf erhöht (p≤0,05), zu den Ernährungs- und Wohlfühlangeboten dagegen verringert (p≤0,001). Dennoch nahmen zu t1 deutlich mehr Bürger an Kursen zu Ernährung (p≤0,05), Bewegung und Wohlfühlen (p≤0,001) teil.
Schlussfolgerung. Während sich in einigen Untergruppen vereinzelt Verbesserungen in bestimmten Bereichen abzeichnen, ließ sich eine generelle Veränderung in gesundheitsbezogenem Wissen, Einstellung und Verhalten nicht nachweisen. Davon ausgehend sollten Modifizierungen in der Projektumsetzung angedacht werden. Erfahrungen zu Evaluationen in gemeindebezogenen Ansätzen sind in Deutschland selten. Diskutiert werden muss, ob der Untersuchungszeitraum von 3,5 Jahren zu kurz war, um deutliche Veränderungen zu erreichen. Die Studie hätte von der Einbeziehung einer Kontrollgemeinde profitiert, in der Gesundheitsförderung sind aber häufig nur quasi-experimentelle Studiendesigns praktikabel.