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53. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

15. bis 18.09.2008, Stuttgart

Standardisierung des 6-Minuten-Gehtests durch CRF und SOP

Meeting Abstract

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  • Dagmar Greiner - Universität Rostock, Rostock, Deutschland
  • Alexander Kaminski - Universität Rostock, Rostock, Deutschland
  • Gustav Steinhoff - Universität Rostock, Rostock, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 53. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds). Stuttgart, 15.-19.09.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. DocMDOK1-2

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/gmds2008/08gmds091.shtml

Published: September 10, 2008

© 2008 Greiner et al.
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Einleitung und Fragestellung

Der Schweregrad einer Herzinsuffizienz wird nach den Stadien der NYHA-Klassifikation eingeteilt. Mit deren Hilfe ist jedoch nur eine relativ grobe Einstufung möglich. Diese ist zudem abhängig von den Angaben des Patienten und den Einschätzungen des Arztes. Zur Objektivierung der körperlichen Belastbarkeit herzinsuffizienter Patienten hat daher in den vergangenen Jahren die Spiroergometrie an Bedeutung gewonnen. Die Spiroergometrie ist aber sowohl zeitlich, apparativ als auch personell ein sehr aufwendiges Verfahren. Die körperliche Leistungsfähigkeit lässt sich auch mit dem wesentlich einfacheren und kostengünstigeren 6-Minuten-Gehtest (6MWT) bestimmen. Im 6MWT wird die Wegstrecke ermittelt, die innerhalb von 6 Minuten durch rasches Gehen zurückgelegt werden kann. Da diese Methode der Bestimmung der körperlichen Leistungsfähigkeit wegen der genannten Vorteile an Bedeutung gewinnt, ist es nötig, um eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse gewährleisten zu können, eine Standardisierung einzuführen. Mittels der hier beschriebenen Dokumente soll dies erreicht werden.

Material und Methoden

Von der American Thoracic Society (ATS) gibt es bereits seit 2002 eine Guideline für den 6MWT [1]. Auch in Deutschland findet der Test immer mehr Anwender [2]. Leider fehlt zu einer Standardisierung viel. In unserer Klinik wurden ein CRF und eine SOP in Anlehnung an die Guidelines entwickelt. Beides soll jetzt in einer Phase III-Studie getestet werden.

Für die SOP mussten die örtlichen Gegebenheiten berücksichtigt werden, es durften aber die Vorgaben zur Standardisierung der ATS sowohl für SOP als auch CRF nicht vernachlässigt werden.

Der 6MWT wird innerhalb von Gebäuden, entlang eines langen Flures durchgeführt. Die Gehstrecke muss 30 m lang, alle 3 m markiert sein. Der Umkehrpunkt wird ebenfalls markiert. Die Startlinie ist Anfang und Ende einer Runde (60 m).

Etwa 10 Minuten vor dem Test findet sich der Patient an der Startlinie ein. Es gibt keine Aufwärmphase. Der Patient ist ruhig, nicht aufgeregt und hatte auch in den letzten 2 Stunden keine aufregenden Erlebnisse. Patient und Prüfer besprechen den Test in einer standardisierten Weise. Dabei werden Blutdruck, Puls, Sauerstoffsättigung und Beinlänge gemessen.

Da die Gehstrecke auch durch die Einnahme von Medikamenten beeinflusst werden kann, sind die Medikamente des Patienten zu erfassen. Dabei ist es besonders wichtig, die Einnahmezeit vor dem Test (in Minuten) zu dokumentieren.

Der Patient wird gebeten seine Dyspnoe und seinen Ermattungszustand (Borg Skala) anzugeben. Die angegebene Zahl ist jeweils in den Erfassungsbogen einzutragen.

Der Patient wird an der Startlinie positioniert. Wenn der Patient startet, wird die Stoppuhr betätigt. Der Prüfer geht nicht mit dem Patienten! Die aufmunternden Sätze werden in einem ruhigen Ton gesprochen. Es geht nicht darum den Patienten anzufeuern sondern darum, ihn aufzumuntern. Es dürfen nur die standardisierten Sätze gebraucht werden. Studien haben gezeigt, dass ein Anfeuern einen Einfluss auf die zurückgelegte Wegstrecke hat.

Für jede volle Runde wird, für den Patienten sichtbar, eine Markierung gemacht.

Am Ende des Tests wird der Patient erneut gebeten seine Dyspnoe und seinen Ermattungszustand einzuschätzen. Die genannten Zahlenwerte werden notiert.

Nach dem alle Werte mit dem Patienten erfasst wurden, wird die angebrochene Runde ausgemessen, die zurückgelegte Wegstrecke berechnet und notiert.

Wenn der Patient eine Pause machen muss, darf er sich gegen die Wand lehnen und seinen Gang dann fortsetzen. Die Stoppuhr wird nicht ausgemacht!

Wenn der Patient oder der Prüfer entscheiden, den Test abzubrechen, werden Blutdruck, Puls und Sauerstoffsättigung gemessen und die Gehstrecke bestimmt. Die Stoppzeit und der Grund für den Abbruch werden notiert.

Die Gehstrecke ist bei Gesunden abhängig von der Körpergröße, dem Gewicht, dem Geschlecht und dem Alter. Für Trainierte liegen die Normwerte beim 6 Minuten Gehtest bei über 1000 Metern, für Untrainierte bei 700-800 Metern. Frauen erzielen niedrigere Werte als Männer. Mit Hilfe einer Vorhersageformel ist der 6MWT ein gutes Mittel, um die Leistungsfähigkeit einzuschätzen. Es können aber auch Veränderungen dokumentiert werden, die einen Eindruck von der Leistungsfähigkeit des Patienten im Verlauf vermitteln.

Ergebnisse

Entstanden sind nach diesen Vorgaben zwei Dokumente (SOP (Abbildung 1 [Abb. 1]) und CRF (Abbildung 2 [Abb. 2])), die den 6MWT optimieren, standardisieren und nach den Vorgaben und Anleitungen einfach durchführbar und gut dokumentierbar machen. Es ist so möglich den Test für Maßnahmen der Qualitätssicherung zu benutzen, ihn in der klinischen Forschung anzuwenden oder auch einfach die Belastbarkeit der Patienten unter einer Therapie zu beurteilen. Die Ergebnisse der nach diesen Vorgaben durchgeführten Tests sind vergleichbar.


Literatur

1.
Robert O. ATS Statement: Guidelines for the Six-Minute Walk Test. Am J Respir Crit Care Med Vol. 2002;166:111–7.
2.
Hien P, Morr H. 6-Minuten-Gehtest in der pneumologischen und kardiologischen Diagnostik, Methodik, Bedeutung, Grenzen. Pneumologie 2002; 56: 556-8. Georg Thieme Verlag Stuttgart New York, ISSN 0934-8387.