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53. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

15. bis 18.09.2008, Stuttgart

Charakterisierung von Feinstaub in Innenräumen

Meeting Abstract

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  • Thomas Gabrio - Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, RP Stuttgart, Stuttgart, Deutschland
  • Bernhard Link - Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, RP Stuttgart, Stuttgart, Deutschland
  • Iris Zöllner - Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, RP Stuttgart, Stuttgart, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 53. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds). Stuttgart, 15.-19.09.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. DocEPI4-3

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/gmds2008/08gmds018.shtml

Published: September 10, 2008

© 2008 Gabrio et al.
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Einleitung und Fragestellung

Seit Jahren wird Feinstaub in der Außenluft als möglicher Risikofaktor in der Fachwelt diskutiert. Mit Einführung der EU-Verordnung (1999/30/EC), in der Feinstaub (speziell PM 10) in der Außenluft anhand von Tages- und Jahresmittelwerten reguliert werden, erreichte die - zum Teil kontroverse - Diskussion die Öffentlichkeit. Die Datenbasis zu Feinstaubmessungen in Innenräumen ist dagegen im Vergleich zu Außenluftdaten eher begrenzt und bedarf einer Erweiterung durch gezielte Untersuchungen. Nach bisherigem Kenntnisstand weisen die Feinstaubkonzentrationen in Innenräumen erhebliche Schwankungen auf, die mit individuellen Lebensgewohnheiten der Bewohner, unterschiedlichen Eigenschaften von Feinstaubquellen und -senken und anderen Faktoren zusammenhängen.

Material und Methoden

Feinstaub besteht aus Partikeln unterschiedlicher Größenordnung von 3 bis zu 10,000 Nanometern. Auch die morphologische Struktur (Form, Oberflächenstruktur, etc.) sowie die chemische und biologische Zusammensetzung der Partikel kann stark variieren. Feinstaubmessungen in der Innenraumluft und entsprechende Messungen in der Außenluft wurden an 38 Schulen in Baden-Württemberg im Zeitraum von Dezember 2005 bis Juli 2006 und an einer Schule von November 2006 bis Juli 2007 durchgeführt. Dabei wurden folgende Messverfahren eingesetzt:

  • Gravimetrische Bestimmung von PM2,5-Konzentrationen - für den Vergleich mit anderen Studien - über den Zeitraum von etwa 6 Stunden während der Unterrichtszeiten
  • Bestimmung von Partikelzahlkonzentrationen in 15 Partikelgrößenfraktionen von 0.30 bis zu 20 µm mit Hilfe eines Laserpartikelzählers (LPC) - kontinuierliche Messung zur Bestimmung der Partikelgrößenfraktionen
  • Bestimmung der Gesamtpartikelzahlkonzentrationen ultrafeiner Partikel (UFP) > 10 nm mit Hilfe eines Kondensationspartikelzählers (CPC) - kontinuierliche Messung zur Bestimmung von UFP aus thermischen Verbrennungsprozessen (Abgase, Tabakrauch)
  • Bestimmung der PM2,5- und PM10-Konzentrationen mit Hilfe von Streulichtphotometrie (kontinuierliche Bestimmung)
  • Bestimmung von Temperatur, Luftfeuchtigkeit und CO2-Konzentration in der Innenraumluft zur Kontrolle des Lüftungsverhaltens.

Die Außenluftmessungen erfolgten in der Regel in einer Entfernung von ca. 1 Meter von der Außenwand über eine flexible Verbindung der Messstelle mit dem Messgerät. Die Messungen erfolgten parallel zu den Innenraummessungen.

Um den Einfluss von Reinigungsmaßnahmen auf die Staubkonzentratione in Innenräumen zu erfassen, wurden folgende Reinigungspläne in Schulen untersucht:

  • Normale Reinigung: Nasses Wischen der Fußböden und Tische 2 - 3 mal pro Woche
  • Intensivierte Reinigung: Nasses Wischen der Fußböden an allen Schultagen und Wischen der Tische an jedem zweiten Schultag.

Die Nutzung der Klassenräume wurde über Fragebögen dokumentiert.

Ergebnisse

Zur Charakterisierung der Innenraumbelastung mit Feinstaub wurden Partikelmassen- und Partikelzahlkonzentrationen parallel zu Außenluftmessungen durchgeführt. Dabei wurde keine wesentliche Korrelation zwischen den Innenraum- und Außenluftmessungen beobachtet. Die Innenraumkonzentrationen waren hauptsächlich durch Faktoren in den Räumen bedingt. Bewegungen im Raum und Reinigungsarbeiten erwiesen sich als Feinstaubquellen. Die Partikelgrößenverteilung und die Zusammensetzung der Stäube variierten stark je nach Tageszeit und in Abhängigkeit von verschiedenen Quellen. Die Abbildung 1 [Abb. 1] zeigt die Partikelgrößenverteilungen bei Messungen in einer Schule am Tage während der Unterrichtszeiten und Abbildung 2 [Abb. 2] zeigt die entsprechende Verteilung bei Messungen während der Nacht.

Diskussion

Die Regulierung von Feinstaub in der Außenluft in Europa erfolgt anhand von Messungen zur PM10-Konzentration. Das ist nur sinnvoll, wenn die physikalische, chemische und biologische Zusammensetzung der Feinstäube als annähernd konstant angesehen werden kann. Die Zusammensetzung von Stäuben in Innenräumen hängt dagegen von zahlreichen unterschiedlichen Quellen ab. Ohne weitere Untersuchungen zu gesundheitlichen Auswirkungen von verschiedenen Stäuben und Staubquellen im Innenraum sind allgemeine Empfehlungen für die Bewertung von Feinstaubkonzentrationen in Innenräumen nicht ausreichend abgesichert.